Erding:Schriftlicher Widerspruch

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Im Streit um den Standort für eine 9+2-Mittelschule kommunizieren CSU, Schulamt und Landratsamt über offenen Briefe

Von Florian tempel, Erding

Noch immer ist nicht entschieden, ob die Mittelschule in Isen oder die in Finsing zur 9+2-Schule wird. Das Problem: Die Mehrheit des Kreistags, insbesondere die CSU-Fraktion und Landrat Martin Bayerstorfer (CSU), sind für Isen, während Schulamtsleiterin Marion Bauer bislang Finsing für den geeigneteren Standort hielt. Hinter den Kulissen wird offenbar hart gestritten. Darauf deutet einen in jedem Fall absolut ungewöhnliche Reihe von vermeintlichen Leserbriefen im Erdinger Anzeiger hin. Auf ein Mitte Dezember erschienenes Schreiben des CSU-Fraktionsvorsitzenden im Kreistag, Thomas Bauer, hat Schulamtsleiterin Marion Bauer kurz vor Weihnachten schriftlich und öffentlich mit Widerspruch reagiert. Das rief wiederum Landrat Bayerstorfer auf den Plan, der seine Pressestelle anwies, nunmehr Marion Bauer ebenfalls schriftlich und öffentlich zu widersprechen.

CSU-Fraktionschef Thomas Bauer hatte in seinem Leserbrief geschrieben, die Schulamtsleiterin habe im April "den Kreistag um eine Richtungsempfehlung" gebeten. Marion Bauer schrieb daraufhin, dass sie "zu keiner Zeit" vom Kreistag eine Wegweisung erbeten habe. Im Schreiben aus dem Landratsamt heißt es dann wiederum, man müsse dieser "Aussage" der Schulamtsleiterin widersprechen.

Hinter dem sonderbaren Hick-Hack wird ein Machtkampf deutlich: Es geht nicht mehr nur um die Frage, wo die zweite 9+2-Mittelschule eingerichtet werden soll. Es geht auch darum, wer auf Basis welcher Argumenten entscheidet.

Vordergründig liegt die Entscheidungsgewalt über den neuen und zweiten 9+2-Standort im Landkreis allein und ausschließlich beim Schulamt. Das Schulamt ist eine eigene staatliche Behörde und nicht etwa Teil des Landratsamts. Der Kreistag hat dennoch großen Einfluss in diesem Fall, da der Landkreis die Beförderungskosten für die 9+2-Schüler übernehmen will - aber nicht zu jedem Preis. Die Kosten für die Fahrtkarten werden somit zu einem indirekten Argument.

Grundsätzlich sind sich dabei alle einig: Das 9+2-Modell, bei dem Mittelschüler nach dem Quali zwei weitere Jahre Schule dranhängen und nach der 11. Klasse einen Mittleren Schulabschluss machen, erscheint allen sinnvoll und positiv. Die Nachfrage nach den zwei Zusatzklassen, die bislang nur an der Mittelschule in Wartenberg angeboten werden, war in den vergangenen Jahren stets groß. Und als vor bald einem Jahr im Ausschuss für Bildung und Kultur des Kreistags die Einrichtung einer zweiten 9+2-Schule angekündigt wurde, sagte Bayerstorfer, man werde unvoreingenommen den besten Standort suchen. Drei Mittelschulen bewarben sich, Wörth schied aber relativ schnell aus dem Rennen aus. Es blieben die Schulen in Isen und Finsing. Im April sagte Marion Bauer im Bildungsausschuss, sie präferiere "momentan Finsing", weil eine 9+2-Schule in Isen negative Auswirkungen auf den M-Zug der Mittelschule in Dorfen haben könnte. Auch die Mehrheit der Mittelschulrektoren hat sich für Finsing ausgesprochen. Im Oktober wurden dem Kreistag aber Berechnungen vorgelegt, nachdem Isen für mehr potenzielle Schüler besser erreichbar sei als Finsing, und außerdem sei so die Schülerbeförderung 15 Mal billiger. Schulamtsleiterin Bauer hat das offenbar noch nicht überzeugt.

© SZ vom 04.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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