Erding:Schmierereien an der Wand

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Wohnanlage für Flüchtlinge wurde bereits gereinigt

Die neue Flüchtlingsunterkunft an der Langen Feldstraße in Altenerding ist in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch offensichtlich von Rechtsradikalen beschmiert worden. Die unbekannten Täter schrieben auf eine der Straße zugewandte Seitenwand eines Wohncontainers in metergroßen schwarzen Buchstaben den Namen "Hitler" und sprühten ein Hakenkreuz daneben. Die Flüchtlingswohnanlage war erst vor kurzem aufgebaut worden. In den ehemaligen Klassenzimmercontainern, die zuvor am Gymnasium Dorfen standen, sollen bis zu 60 Menschen, vor allem Familien und allein stehende Frauen leben. Die ersten Bewohner sind am vergangenen Freitag eingezogen.

Gegen die Errichtung der Flüchtlingsunterkunft, die nach ersten Informationen mit 60 Single-Männern belegt hätte werden sollen, hatte sich in einem Teil der Nachbarschaft Widerstand formiert. Die "Bürgerinitiative Erding" beklagte in ihrem Internetauftritt, der Standort direkt neben einem evangelischen Kindergarten sei nicht gut gewählt: "Die dortigen Bereiche sind von jeher ruhig und weisen eine funktionierende Nachbarschaft auf. Man ist auf ein ruhiges und zurückhaltendes Miteinander bedacht." In einem von der Bürgerinitiative bereits verfassten, aber dann doch nicht veröffentlichten Flugblatt, an dem auch ein Erdinger Richter mitarbeitete, wurde den Behörden eine mangelhafte Informationspolitik vorgeworfen und der Standort als "nicht akzeptabel" bezeichnet. Nachdem dann doch keine allein stehende Männer, sondern Familien und Frauen in die Containeranlage einquartiert wurden, erklärte die Bürgerinitiative auf ihrer Homepage ihre "Bedenken" hätten sich "sichtlich gelegt". Außerdem heißt es dort, dass es ihr "nicht um die generelle Frage der Aufnahme von Asylbewerbern" gehe: "Diese ist in berechtigten Fällen unbestritten nötig."

Christian Lenz von der Erdinger Aktionsgruppe Asyl, der mit zahlreichen Nachbarn seit vergangenem Freitag einen Helferkreis für die an der langen Feldstraße untergebrachten Flüchtlinge aufgebaut hat, sieht die umgehend übertünchten Neonazi-Schmierereien gelassen: "Das darf man nicht überinterpretieren. Der dümmste Mensch kann einen Dose in die Hand nehmen. Für mich ist das einfach nur dumm. Es lohnt sich gar nicht, weiter darüber nachzudenken." Er und die vielen den Flüchtlingen wohlgesonnenen Nachbarn wollten sich weiter, "darauf konzentrieren, mit praktischer Arbeit einen Gegengewicht zu setzen".

Auch OB Max Gotz (CSU) ließ am Dienstag in der Stadtratssitzung keinen Zweifel daran, dass die Stadt Erding den Menschen auf der Flucht helfen werde, "die alle Gründe haben, ihre Heimat zu verlassen, die uns hoffentlich erspart bleiben". Er sagte, er habe mit Erzieherinnen und Eltern geredet. Es gebe sowohl im Kindergarten als auch an der Mittelschule eine große Bereitschaft zu helfen. Das Rathaus hat den Beschluss des Stadtrates, dass auf der Fläche an der Langen Feldstraße Unterkünfte errichtet werden könnten, umgehend dem Landratsamt weitergemeldet, "weil es dort brennt", wie Gotz sagte. Damit an die Öffentlichkeit zu gehen, sei Sache des Landratsamtes. "Und so muss es bleiben, sonst gibt es ein Durcheinander."

© SZ vom 30.07.2015 / FLO/TS - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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