Erding:Sanierungsfall Staatsstraße

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Das Rathaus will sich Kosten für Fahrradstreifen ersetzen lassen

Von Antonia Steiger, Erding

Kopfschüttelnd und voller Entrüstung haben die Erdinger Stadträte im Planungs- und Bauausschuss zur Kenntnis genommen, dass der neue Fahrradschutzstreifen entlang der Alten Römerstraße nicht 227 000 Euro, sondern fast das doppelte - 439 000 Euro - kosten wird. Der nicht minder entrüstete Leiter der Abteilung Tiefbau im Rathaus, Harald Woellert, erklärte die Kostensteigerung mit der quasi amateurhaften Bauweise der Staatsstraße, für die die Stadt Erding mit ihrem Aufstieg zur Großen Kreis die Verantwortung übernommen hat. Doch Erding will sich das nicht gefallen lassen. Stadtbaumeister Sebastian Henrich, ebenfalls entrüstet, sagte, der Posten solle nur ein Durchlaufposten sein. Erding wolle sich das Geld wieder vom Freistaat holen.

Hunderte von Bildern wurden laut Woellert während der Arbeiten angefertigt , einen Teil davon bekamen die Stadträte zu sehen. Sie dokumentieren zum Beispiel, dass Betonsteine einfach "auf den Kies aufgelegt" worden seien, die Bordsteine haben also keine Fundamente. Es gebe "keine Tragschicht - nichts". Dies alles hatte das Bauamt den Stadträten auch schon im Dezember 2016 vorgetragen und Mehrkosten in Höhe von 90 000 Euro prognostiziert, die der Ausschuss auch freigegeben hatte. Seitdem wurde weitergearbeitet - mit weiterhin unerfreulichen Erkenntnissen: Die abzufräsenden Flächen wurden wegen der zahlreichen Schäden und Mängel größer und größer; es stellte sich heraus, dass der Zustand auf der anderen Straßenseite noch übler war, und außerdem musste auch noch die Oberfläche ein wenig saniert werden. Am Gehweg seien nur die schlimmsten Stellen mit der höchsten Stolpergefahr beseitigt worden, sagte Woellert. Es gehe um die Verkehrssicherheit, fügte OB Max Gotz (CSU) an.

Von Anfang an habe man Zweifel gehegt und befürchtet, dass die Straße sich nicht in einem technisch einwandfreiem Zustand befinde, sagte Henrich. Es gebe allerdings eine Zusage vom Straßenbauamt, sich finanziell zu beteiligen, falls die Straße ein Sanierungsfall sei. "Die Mittel sind nur vorgestreckt. Wir gehen davon aus, dass wir das Geld vom Straßenbauamt bekommen, und zwar möglichst zeitnah", sagte Henrich. "Aus dieser Nummer lassen wir das Straßenbauamt nicht mehr raus", bekräftige auch Gotz. Und er hat dabei die Rückendeckung der Stadträte. "Wichtig ist, dass wir uns wehren", sagte Johanna Heindl (FW). Sie sei davon ausgegangen, dass der Freistaat die Straßen in einem einwandfreien Zustand übergebe. Auch Horst Schmidt (SPD) forderte, dem Freistaat diese Kosten in Rechnung zu stellen. Die Schwierigkeit liege in der Summe der Straßen, sagte Gotz. "Wir haben jetzt mal eine in Angriff genommen." Er rechne nicht damit, dass dies ein Einzelfall sei.

Ein weiteres Beispiel seien die Ampeln an der Anton-Bruckner-Straße. Sie sind so alt, wie es kürzlich hieß, dass sie komplett erneuert werden müssten, falls sie in einer grünen Welle zusammengeschaltet werden sollten.

© SZ vom 01.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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