Lärm über dem Stadtpark:Saatkrähen vermehren sich munter weiter

Lesezeit: 2 min

Binnen acht Jahren hat sich die Anzahl der Saatkrähen in Erding um 750 Prozent erhöht. (Foto: Renate Schmidt)

Trotz aufwändiger Gegenmaßnahmen werden die schwarzen Vögel immer mehr - vor allem im Stadtpark

Von Florian Tempel, Erding

Der Umweltreferent des Erdinger Stadtrats, Thomas Schreder (CSU), ist als Wildbiologe ein ausgewiesener Fachmann zu allen Naturschutz- und Umweltthemen. Beim Frühschoppen der Erdinger CSU hatte er sich eine ganze Reihe von Themen vorgenommen, zu denen er von positive Entwicklungen und guten Lösungen berichten konnte. Nur bei einem stadtbekannten Problem fiel ihm das schwer. Die Krähenplage im Erdinger Stadtpark wird nicht besser - ganz im Gegenteil - und eine Lösung ist weiterhin nicht in Sicht.

In den Achtzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts waren die Saatkrähen in Bayern fast ausgerottet. Verständlicherweise wurden die schwarzen Vögel unter Naturschutz gestellt. Das hat ihnen gut getan. Sie haben sich seitdem prächtig vermehrt. In Erding ist ihnen das in den vergangenen Jahren besonders gut gelungen, wie Schreder mit beeindruckenden Zahlen belegen konnte. 2008 zählte man ihm gesamten Stadtgebiet gerade einmal 68 Brutpaare, 2010 waren es bereits 170, 2012 waren es dann 299. Das war schon mal eine rapide Vermehrung. Doch es ging rasant weiter. Nachdem man in Erding vor zwei Jahren 465 Saatkrähenpaare gezählt hatte, begann man Maßnahmen zur Eindämmung ihrer Vermehrung zu ergreifen. Der Erfolg war ziemlich mäßig. Im vergangenen Jahr erhöhte sich die Zahl der Krähenpaare zwar nicht mehr so stark wie zuvor. Doch mit 512 wurde erneut eine neuer Rekord festgestellt. Und: 80 Prozent der Vögel leben allein im Stadtpark Erding.

"Es ist kein einfaches Unterfangen, eine geschützte Art wie die Saatkrähe zu vergrämen", räumte Schreder ein. Zudem darf man auch nur versuchen, die Vögel zu vertreiben, die nicht im Stadtpark hausen. Denn die dortige Hauptkolonie ist laut den gesetzlichen Regeln des Naturschutzes unantastbar. Gegen die sogenannten Splitterkolonien außerhalb des Stadtparks vorzugehen, habe wohl etwas gebracht, wenn auch herzlich wenig, sagte Schreder. Der Aufwand, die Vögel am Nestbau zu hindern, sei dabei äußerst groß gewesen. In der Stadtverwaltung arbeite man gerade an einer Aufstellung, wie hoch die Kosten dafür waren. Und es seien ja nicht nur die Kosten, die durch den Einsatz von Bauhofmitarbeiter anfielen, sagte Schreder. Dazu komme das "Monitoring", zu dem die Stadt verpflichtet sei und die Dokumentation durch ein Fachbüro. Das sei alles sicher nicht billig und man dürfte sich wohl fragen, wozu man in Erding so viel Geld ausgebe. Die Regierung von Oberbayern bleibe jedoch nach wie vor dabei, dass man nichts gegen die große Saatkrähenkolonie im Stadtpark unternehmen dürfe, erklärte Schreder. Mit Hinweis auf die "naturschutzfachlichen Aspekte" sei da gar keine Diskussion möglich. Wie es weiter geht? Schreder wusste es nicht zu sagen. Irgendwann werde man wohl anerkennen müssen, dass die Schutzwürdigkeit der Saatkrähen in Erding nicht mehr gegeben sei.

Ganz grundsätzlich bescheinigte er Erding jedoch, eine für Flora und Fauna gute Stadt zu sein. Es sei immer wieder erstaunlich, wie viele verschiedene Tierarten man entdecken könne: "Man muss nur die Augen aufmachen, um zu sehen, was es alles gibt." Ob Rehe, Feldhasen, Fasane, Bieber, Wanderfalken oder Sperber - viele Tierarten fänden in der "grünen Stadt" einen Lebensraum. Mit der Ansaat von Wiesenblühern an Straßenrändern und Verkehrsinseln sowie der Auslichtung des Stadtparks habe sich vor allem auch die Vielfalt an Insekten sichtbar erhöht, sagte Schreder. Eine urbane Aufgabe sei das: "Da draußen um die Stadt nicht mehr so viel blüht, sorgen wir dafür, dass in der Stadt etwas für Insekten da ist."

© SZ vom 21.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: