Erding:Rutschen statt gucken

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Sind sie glücklich oder unglücklich? Die Fans von Esel und Damwild zweifeln an den schlechten Bedingungen, die eine Schließung rechtfertigen würden. (Foto: Schmidt)

Die Stadtparksanierung stößt größtenteils auf Zustimmung. Nur der Abschied vom Esel fällt schwer. Wo heute noch die Kinder in ein Gehege starren, haben sie bald Platz zum Spielen, Planschen und Rodeln

Von Antonia Steiger, Erding

Die Aufregung um die Sanierung des Erdinger Stadtparks hat sich gelegt. Abzulesen ist dies am eher geringen Interesse an der Bürgerinformationsveranstaltung am Montag im Fischers Seniorenzentrums, wo die Planer Maßnahmen und Ziel des zweiten Abschnittes vorstellten. Verärgert sind einige Bürgern jedoch, weil der Abschied vom Damwild und von Esel Max bevorsteht. Lieber würden sie sich von den Saatkrähen verabschieden, auch das wurde deutlich. Die unter Schutz stehenden Krähen leben im Park in einer überregional viel beachteten Kolonie, sie machen jedoch Krach und Dreck. Dass sie sich nach der Sanierung des zweiten Abschnitts in Scharen aus dem Staub machen, diese Hoffnung machte den Anwohnern keiner. Dass sich das Aufkommen normalisiert, diese Erwartung besteht jedoch.

Auch der zweite Abschnitt der Parksanierung hat zum Ziel, frühere Strukturen wieder erkennbar zu machen. Das betrifft nicht nur die Parklandschaft mit Wiesen und Baumgruppen, sondern auch ein wichtiges geologisches Merkmal: die Hangkante oberhalb der großen Wiese in der Nähe der beiden Schulen. Bei dieser Hangkante handelt es sich um das frühere Hochufer der Sempt. Der Boden unterscheidet sich oben und unten sehr stark, das erklärte Anton Euringer, Vertreter der Unteren Naturschutzbehörde am Landratsamt Erding, der von den Landschaftsarchitekten eng in die Arbeit einbezogen wurde, wie beide Seiten beteuern - wenngleich nicht alle seine Wünsche in die Planung Eingang gefunden haben, wie Euringer betonte. Weiche Hölzer wie Erlen und Weiden fühlen sich ihm zufolge auf der auenähnlichen Wiese wohl, harte Hölzer wie Eichen und Buchen leben dagegen oben auf der Altmoräne. Aus Gründen der Sicherheit, aber auch um auf der Wiese die Artenvielfalt zu erhöhen, wird in diesem Bereich ausgelichtet. Dabei gehen die Arbeiter sorgsam vor, wie der Landschaftsarchitekt Martin Rist beteuerte. "Die Maßnahmen sind nicht so tief greifend wie im ersten Abschnitt." Sämtliche Bäume seien bereits bewertet worden.

Rist erläuterte weitere Ziele der Sanierung: die Konsolidierung des Wegenetzes, die Aufwertung des im Bereich der Voliere problematischen Semptufers, ein neuer Eingangsbereich in Richtung S-Bahn Altenerding und auch eine Aufwertung des Gewässers. Hier könnte sich Euringer noch tiefergreifende Maßnahmen vorstellen und rief die Stadt Erding dazu auf, die Zusammenarbeit mit dem Wasserwirtschaftsamt München zu suchen. Es gibt dazu bereits einen Antrag der CSU-Fraktion, die fordert, dass das Wasserwirtschaftsamt veranlassen solle, "die für das Ablaichen von Fischen wichtigen Kiesbänke in der Sempt wieder frei zu legen". Man müsse an das Hauptgewässer rangehen, sagte Euringer. Bereits Teil der Planung ist eine Öffnung des Teiches am Tiergehege zur Sempt hin, auf diese Weise wird die Wasserqualität verbessert.

Es gehe um die Balance zwischen Ökologie und den Bedürfnissen, die die Öffentlichkeit hat, hatte OB Max Gotz (CSU) zu Anfang gesagt. Damit es den Menschen im Park gefällt, dafür wird einiges getan: Boule und Schach, ein Wasserspielplatz, Sitzbänke an der Sempt und an der Wiese. Und es soll einen Rodelhügel geben, wo heute noch Damwild und Esel sich aufhalten. Indem die Nutzung des Parks auf einigen Flächen konzentriert wird, könnten andere dem Naturschutz zugeschlagen werden, so erklärten es die Fachleute.

Das überzeugt jedoch nicht alle. Ein Redner warf Politik und Planer vor, sie würden mit den weiteren Angeboten Menschen in den Park "pumpen", ein anderer sagte, die Gefahr, die von den Radfahrern für ältere Spaziergänger ausgehe, wachse. Einige Redner beklagten den Abschied vom Wildgehege. Ihnen antwortete Euringer, dass die Bedingungen für das Damwild nicht gut seien, weil das Gehege zu klein sei. Es handle sich um Fluchttiere - im Gegensatz zu Ziegen und Schaden, die sich gerne streicheln ließen, weswegen das Streichelgehege auch bleibt. Es wäre schön, sagte Rist, wenn der zweite Abschnitt der Sanierung "etwas entspannter" ablaufen würde als der erste. Vor dem ersten Sanierungsabschnitt habe er die Bürger, die um ihren Park fürchteten, um ihr Vertrauen bitten müssen. Nun hoffe er auf einen Vertrauensvorschuss. Den bekommt er zum Beispiel von Norbert Hufschmid vom Bund Naturschutz. Er sagte, er freue sich richtig, dass weiter gemacht werde mit der Sanierung.

© SZ vom 25.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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