Erding:Rückhaltebecken in Wörth vom Tisch

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Wasserwirtschaftsamt favorisiert Hochwasser­schutzanlagen in der Stadt Erding

Aufatmen in Wörth, Ärger in Erding: Beim Hochwasserschutz für die Sempt verzichtet das Wasserwirtschaftsamt München auf ein Rückhaltebecken bei Niederwörth, Deiche und Schutzwände sollen innerhalb Erdings gebaut werden. So sieht es der Vorentwurf vor, der am Freitag in einer Pressemitteilung bekannt gegeben wurde. Wörths Bürgermeister Thomas Gneißl (FW) zeigte sich erleichtert. Erdings Hochwasserreferent Burkhard Köppen (CSU) ist sicher, dass die Entscheidung in der Großen Kreisstadt auf Widerstand stoßen wird.

Das Rückhaltebecken in Niederwörth war umstritten, eine Bürgerinitiative kämpfte gegen den Bau. Einer der Mitglieder, Gerhard Schauer, sagte am Freitag: "Ich bin sehr erleichtert." Er verstehe aber auch die Ängste und Sorgen, die die Erdinger jetzt plagen werden. Ähnlich äußerste sich Wörths Bürgermeister Gneißl. "Für Schadenfreude ist jetzt kein Platz." Er erwarte nun ein "sehr, sehr intensives Verfahren" in Erding.

Der Erdinger Oberbürgermeister Max Gotz (CSU) war bis Redaktionsschluss nicht erreichbar, dafür der Hochwasserreferent des Stadtrats, Burkhard Köppen. Auch er zeigte sich von der Entscheidung des Wasserwirtschaftsamts überrascht und "ein bisserl fassungslos", auch über die Kommunikation. Er sei sicher, dass die Erdinger die Planung "nicht so einfach hinnehmen werden". Hunderte von Anrainern seien betroffen. Auf jeden Fall müsse es eine öffentliche Bürgerversammlung geben.

Laut dem Wasserwirtschaftsamt München standen vier Varianten zur Auswahl. Nach einer "intensiven Abwägung" sei das Amt nun zu einem "eindeutigen Ergebnis" gekommen. "Dabei gaben vor allem die Kosten, die für die lineare Variante am geringsten sind, den Ausschlag", betont das Amt. Betrachtet wurden sowohl die Bau- als auch die Unterhalts- und Betriebskosten. Die rein innerstädtische Variante habe zudem den geringsten Flächenbedarf. "Durch die Anpassungen der hydrologischen Bemessungsgrundlagen" hätte ein Hochwasserrückhaltebecken bei Niederwörth deutlich größer ausfallen müssen.

"Alle Varianten wurden in enger Abstimmung mit den Planern der Stadt abgestimmt, die an den Zuflüssen der Sempt Hochwasserschutz planen", heißt es in der Pressemitteilung weiter. Diese enge Abstimmung werde auch fortgeführt, wenn nun die Entwurfs- und Genehmigungsplanung erstellt wird. "Ziel ist es, dass Anfang nächsten Jahres das Planfeststellungsverfahren am Landratsamt Erding beginnen kann."

Eine öffentliche Veranstaltung wird es laut Wasserwirtschaftsamt wegen Corona vorerst nicht geben. Alle Grundstückseigentümer, auf deren Grund Bauwerke errichtet werden sollen, werden angeschrieben und bekommen vertiefte Informationen. Ziel des direkten Dialogs sei "der Versuch, einvernehmliche Lösungen zu finden". Einige müssen die Nachricht erst mal verdauen. Köppen ist sicher, dass vielen Erdingern bei der Zeitungslektüre am Samstag "das Frühstück im Hals stecken bleibt."

© SZ vom 28.03.2020 / regi - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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