Erding:Relativ entspannt

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In den vergangenen vier Wochen sind dem Landkreis nur 28 neue Flüchtlinge zugewiesen worden. Möglicherweise übt die Regierung von Oberbayern Zurückhaltung, weil der Fliegerhorst schon bald zur Unterbringung genutzt wird

Von Florian Tempel, Erding

Während sich die Situation in München dramatisch zugespitzt hat und im Nachbarlandkreis Ebersberg bereits Schulturnhallen als Notunterkünfte eingerichtet werden, ist die aktuelle Lage im Landkreis Erding bei der Unterbringung von Asylsuchenden vergleichsweise entspannt. In den vergangenen vier Wochen hat die Regierung von Oberbayern lediglich 28 Flüchtlinge in den Landkreis geschickt, die in neu angemieteten Wohnhäuser in Walpertskirchen und Wifling untergebracht wurden.

Womöglich ist die zuletzt geübte Zurückhaltung der Regierung von Oberbayern, Flüchtlinge nach Erding zu schicken, nur die Ruhe vor dem Sturm. Das Landratsamt teilte mit, dass die Zuweisung von Flüchtlingen mittlerweile mehr oder weniger ohne Vorwarnung geschehe und ohne, dass der Landkreis vorher freie Kapazitäten melde. Dennoch wird der Landkreis Erding von der Regierung von Oberbayern derzeit offensichtlich schonend behandelt. Das zeigt auch ein Vergleich mit dem Landkreis Ebersberg, der nach der Einwohnerzahl kaum größer als der Landkreis Erding ist, aber bereits 387 Flüchtlingen untergebracht hat, und der dabei ist, Turnhallen zu Notunterkünften umzurüsten.

Derzeit leben 284 Asylsuchende aus 22 Nationen in 14 Unterkünften im Landkreis Erding, 135 Männer, 66 Frauen und 83 Kinder und Jugendliche. Bis Jahresende soll der Landkreis 500 Flüchtlinge untergebracht haben. Binnen zweieinhalb Monaten müssten also noch mehr als 200 Flüchtlinge ein Dach über dem Kopf im Landkreis bekommen.

Die Zurückhaltung der Regierung von Oberbayern könnte daran liegen, dass die Überlegungen, Flüchtlinge am Fliegerhorst Erding unterzubringen, schon konkreter sind, als bislang bekannt ist. Wenn am Fliegerhorst eine größere Zahl von Flüchtlingen wohnen könnte, würde das auf die für den Landkreis geltende Quote angerechnet werden. Der Landkreis müsste dann entsprechend weniger Wohnraum für Flüchtlinge andernorts bereitstellen.

In der Stadt Dorfen, in der noch gar keine Flüchtlinge leben, wurde bereits im Juni die Errichtung von Wohncontainern für 40 Flüchtlinge angekündigt. Die Planung wurde zwar noch einmal überarbeitet und die Zahl der Wohnplätze verringert. Doch die Stadtverwaltung hat die neuen Pläne noch immer nicht zu Gesicht bekommen. In der Gemeindeverwaltung Wörth sind Pläne für eine Containeranlage für 32 Flüchtlinge in Hörlkofen zwar mittlerweile eingangenen. Doch auch hier geht es nur langsam voran. Der Gemeinderat werde sich erst in einer seiner kommenden Sitzung damit befassen, heißt es aus der Gemeindeverwaltung.

Eine Erklärung für die derzeitige, vergleichsweise ruhige Lage in Erding ist, dass man dem nahe liegenden Beispiel aus Fürstenfeldbruck folgen will. Auf dem dortigen Fliegerhorst sind vor kurzem fast 200 Flüchtlinge einquartiert worden, weitere 400 sollen es noch werden. Von der Idee des Fürstenfeldbrucker Landrats Thomas Karmasin (CSU), den Fliegerhorst Fürstenfeldbruck für die Flüchtlingsunterbringung zu nutzen, bis zum Einzug der ersten Flüchtlingen dauerte es nur zwei Monate. Wesentlich für die Umsetzung war die Freigabe der Gebäude durch das Verteidigungsministerium.

Auch Gebäude am Erdinger Fliegerhorst sind der Regierung von Oberbayern als Flüchtlingsunterkünfte angeboten worden. Erdings Oberbürgermeister Max Gotz (CSU) hat den Stadtrat darüber bereits vor Wochen informiert. Falls es im Fall des Fliegerhorstes Erding ähnlich schnell gehen sollte wie in Fürstenfeldbruck, wäre das eine Erklärung dafür, warum dem Landkreis zuletzt vergleichsweise wenige neue Flüchtlinge zugewiesen wurden. Im Landkreis Fürstenfeldbruck war das so: In den Wochen vor der Öffnung des dortigen Fliegerhorsts schickte die Regierung von Oberbayern nur wenige Asylbewerber.

© SZ vom 15.10.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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