Erding:Premium-Anbieter unter den Fruchtsäften

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Die Erdinger Kelterei Wolfra feiert 90-jähriges Bestehen. Der Erfolg ihrer Apfelsaftes beruht auch darauf, dass sie viele alte Sorten von Streuobstwiesen verwenden

Von Thomas Daller, Erding

Die Natursaftkelterei Wolfra feiert 2020 ein Firmenjubiläum: Vor 90 Jahren wurde das Unternehmen in Wolfratshausen gegründet, noch heute weist der Name auf die Wurzeln im Isartal hin. Wolfra versteht sich als bayerische Marke mit hochwertigen regionalen Anbauprodukten. Das Unternehmen bezieht seine Äpfel aus Streuobstwiesen, nicht von Plantagen. Damit erhält Wolfra auch alte Apfelsorten in der Region und im Rottal.

Wolfra wurde 1930 als Genossenschaft vom Bezirks-Gartenbaufachberater Andreas Stumpf in Wolfratshausen ins Leben gerufen. Er wollte den vielen Obstbauern der Region eine Möglichkeit geben, ihre überschüssige Ernte abzugeben und als Saft, Most oder Schnaps zurückzuerhalten - anstatt das Streuobst verrotten zu lassen. Stumpf war ein Pionier bei der Haltbarmachung von Obstsaft und entwickelte dafür nach langen Recherchen ein eigenes Verfahren. Erst durch die Pasteurisierung der Flaschen konnte Apfelsaft über weitere Entfernungen und längere Zeiträume gehandelt werden. Damit trat der Apfelsaft seinen Siegeszug in die Städte an. Im Gründungsjahr 1930 verkaufte Wolfra 7700 Liter, im Jahr 1939 waren es bereits zwei Millionen Liter. Rasch wurde das Gelände in Wolfratshausen zu klein, daher zog Wolfra bereits 1941 nach München Obersendling.

Jährlich werden rund 3000 Tonnen Äpfel zu fast 2,3 Millionen Liter bayerischem Apfelsaft gekeltert. Insgesamt umfasst das Angebot von Wolfra mehr als 50 Saftsorten. Das Unternehmen beschäftigt aktuell 75 Mitarbeiter. (Foto: Renate Schmidt)

1975 wurde Wolfra von der Riemerschmid-Gruppe übernommen, deren Firmensitz auf der Münchner Praterinsel lag. 1984 baute Riemerschmid neue Produktionsanlagen und Vertriebshallen in Aufhausen bei Erding, wo sich der Sitz des Unternehmens bis heute befindet.

Der Inhaber Heinrich Riemerschmid starb 1991, und die Erben entschlossen sich zum Verkauf des Unternehmens. Riemerschmidt und Wolfra standen kurz vor der Insolvenz. Wolfra wurde schließlich von Valensina gekauft, Riemerschmid ging 1996 an Underberg. Seit 2001 gehört Valensina zu Sportfit Fruchtsaft, die Wolfra Kelterei GmbH Erding ist seither eine Tochtergesellschaft. Heute ist Wolfra der Premium-Anbieter in der Fruchtsaft-Gruppe Valensina und hat in Erding 2018 rund 3000 Tonnen Äpfel zu fast 2,3 Millionen Liter bayerischen Apfelsaft gekeltert. Insgesamt umfasst das Angebot von Wolfra mehr als 50 Saftsorten. Das Unternehmen beschäftigt aktuell 75 Mitarbeiter.

Aufnahmen aus dem Firmenarchiv zeigen oben den ursprünglichen Standort in Wolfratshausen, von dem sich auch der Firmenname ableitet. (Foto: Wolfra Keltere)

Auch 90 Jahre nach der Initiative von Firmengründer Andreas Stumpf hat sich die Natursaftkelterei dem Thema Regionalität verschrieben. Bis heute bezieht die Kelterei die Äpfel für ihre Natursäfte von vielen kleinen Obstbauern und Gartenbesitzern rund um Erding sowie den etwa 1500 Obstbauern der Genossenschaft Rottaler Obstverwertung. Ein Großteil davon stammt von ökologisch wertvollen Streuobstwiesen mit vielen verschiedenen alten Apfelbäumen. Naturschutz geht dabei einher mit besonderer Qualität. Wolfra-Geschäftsführer Florian Hundhammer sagt: "Unser Apfelsaft ist deshalb so gut, weil die Früchte von alten Bäumen vieler verschiedener Sorten mit Hunderten darin enthaltener Aromen stammen. Man schmeckt, dass es sich um Äpfel von der Streuobstwiese handelt und nicht von der Plantage."

Die Dame stammt von einem Werbemotiv. Seit dem Verkauf ist Wolfra eine Tochterfirma von Valensina. (Foto: Wolfra Kelterei)

Die Fruchtsaft-Kelterei aus Erding ist stark auf die Münchner Region konzentriert. Viele Säfte gehen in die Gastronomie, außerhalb Bayerns gibt es bundesweit nur wenige Regionen, in denen Wolfra im Angebot ist. Ziel des Unternehmens ist es eher, in Richtung Passau, Ingolstadt oder Chiemsee zu wachsen.

Wolfra bietet auch jedes Jahr vielen Privatleuten Gelegenheit, Äpfel aus dem eigenen Garten oder ihrer Streuobstwiese abzugeben. Die Saison geht von Anfang September bis Ende Oktober, die Lieferanten können sich ihre Äpfel auszahlen lassen oder den Gegenwert als Saft mitnehmen. Das ist noch alte Tradition wie vor 90 Jahren, als Andreas Stumpf im Isartal das Unternehmen gründete.

© SZ vom 15.01.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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