Erding:Positive Ersatzbauten

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Die Aktionsgruppe Asyl beklagt die Zustände in der Containeranlage in Altenerding und fordert innovative Wohnformen

Von Florian Tempel, Erding

Die Container an der Langen Feldstraße in Altenerding waren nie dafür gedacht, dass Menschen darin wohnen. Als die ehemaligen provisorischen Klassenzimmer vor viereinhalb Jahren aufgestellt wurde, war das nur ein Notlösung. Doch die Container stehen immer noch und auch weiterhin werden dort Flüchtlinge wohnen müssen. Margot Hoigt, die Vorsitzende der Aktionsgruppe Asyl Erding (AGA) kritisiert das nicht nur als einen äußerst beklagenswerten Umstand: "Die Container sind in einem fürchterlichen Zustand." Hoigt hat auch einen konstruktiven Vorschlag: Man könnte auf einem Grundstück in der Nähe eine Siedlung mit Häuschen, im Stil kleiner Ferienhäuser, als moderne Tiny Houses oder zumindest mit soliden Modulwohnungen errichten.

Eigentlich wollte man die Containeranlage in Altenerding in diesem Jahr endlich auflösen. Da den Landkreisen aber wieder mehr Flüchtlinge zugewiesen werden und Wohnraum knapp ist, bleibt die Asylunterkunft bestehen. Schon als im Frühsommer 2015 die ersten Familien hier einzogen, waren die Wohnbedingungen miserabel. Regenwasser tropfte schon damals durch die Decke. Daran hat sich nichts geändert, weiß Hoigt: "Die Dächer sind undicht und werden nur notdürftig regensicher gemacht." Schlimm ist auch in diesem Winter wieder, dass die abgewirtschafteten Küchen- und Sanitärcontainer nur durchs Freie zu erreichen sind. Egal, ob es regnet oder schneit, zum Klo, zur Dusche und zur Küche kommen die etwa 40 Kinder, Frauen und Männer nur über den gekiesten Platz zwischen den Containern, wo sich schnell große Pfützen bilden.

In der elenden Anlage wohnen Familien. Zum Beispiel ein große Familie aus Somalia, die schon im zweiten Jahr hier ist. Es sind elf Menschen, die eineinhalb Klassencontainer zugewiesen bekommen haben. In der anderen Hälfte des Raums, nur notdürftig abgetrennt, wohnt eine weitere Familie. Für viele Bewohner ist es das größte Problem, das sie zu ertragen haben - dass sie bei allen Zumutungen nicht einmal eine familiäre Privatsphäre haben.

So kann es nicht weitergehen, sagt Margot Hoigt. Da auch andere Asylunterkünfte in Erding in "desolatem Zustand" seien, "glaube ich, die Zeit ist reif für unkonventionelle Lösungen". Hoigt hat Oberbürgermeister Max Gotz (CSU) schon mal ein paar positive Beispiel zukommen lassen, was man machen könnte: In Ismaning, Feldkirchen, Haar und fünf weiteren Kommunen rund im München gibt es etwa Feel Home-Holzgebäude, die von dem Starnberger Projektentwickler Ehret & Klein entworfen wurden. In Winnenden bei Stuttgart wohnen Asylbewerber in Holzmodulhäusern, die der Spitzenarchitekt Werner Sobek entworfen hat. Und es gibt immer mehr Menschen, die gerne in einem Tiny House, einem Kleinsthaus, wohnen möchten.

Neben Flüchtlingen gibt es noch viele andere in Erding, die dringend Wohnraum brauchen, auch oder gerade wenn er relativ einfach, eng und bescheiden wäre. Pflegeschüler oder Auszubildende, Rentner oder Leute mit kleinem Einkommen, sagt Hoigt und denkt daran, dass eine gute Mischung verschiedener Bewohner-Typen wichtig für die Siedlung wäre, die ja nicht zu einem sozialen Brennpunkt werden soll. Sie hat auch schon ein Grundstück am Ende der Langen Feldstraße im Blick, dass ihres Wissens der Stadt gehört. "Ganz sicher gibt es im Stadtbereich auch andere geeignete Standorte", sagt Hoigt, "und es ist doch auch denkbar, mehrere kleinere Anlage zu erstellen".

© SZ vom 17.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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