Erding:Platz für tausend Flüchtlinge

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Die Gemeinden im Landkreis Erding bemühen sich, an vielen Stellen entstehen Unterkünfte. Ein früheres Mannschaftsgebäude am Fliegerhorst muss allerdings noch saniert werden

Von Florian Tempel, Erding

Mehr als 400 Flüchtlinge leben bereits im Landkreis. Doch bis Ende des Jahres wird sich ihre Zahl voraussichtlich mehr als verdoppeln. Die Regierung von Oberbayern hat dem Landratsamt mitgeteilt, man müsse im Landkreis - den Prognosen und dem Verteilungsschlüssel nach - bis Ende 2015 Wohnraum für etwa tausend Flüchtlinge haben. Das ist eine große Herausforderung. Doch die Realisierung von mehreren größeren und schon seit längerem geplanten Projekten, die zusätzlichen Wohnraum für etwa 300 Menschen bieten werden, stimmt die Behörden zuversichtlich.

Der Erdinger Oberbürgermeister Max Gotz (CSU) hat auf eigene Initiative die Freigabe eines ehemaligen Mannschaftsgebäudes am Fliegerhorst erreicht. Die Stadt und die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) sind sich längst einig. "Die Bima hat sehr, sehr schnell gearbeitet", sagt Gotz. Das Gebäude an der Rotkreuzstraße, das nach einer umfassenden Sanierung Wohnraum für etwa 130 Menschen bieten kann, soll von der Stadt gekauft werden. Doch bevor Gotz und Vertreter der Bima zum Notar gehen können, muss die Regierung von Oberbayern zusichern, das Haus für die Unterbringung von Flüchtlingen auch tatsächlich anmieten zu wollen. Gotz hat die Bezirksregierung schon vor Wochen deshalb angeschrieben und wartet "augenblicklich" auf ein entsprechendes Schreiben der Behörde. Angesichts der Dringlichkeit, Wohnraum für Flüchtlinge zu schaffen, ist er etwas verwundert, dass noch keine Zusage bei ihm auf dem Tisch gelandet ist. Dass die Regierung von Oberbayern womöglich ablehnen wollte, hält der Erdinger OB allerdings für ausgeschlossen. Es sei nicht anzunehmen, dass man ein solches Angebot ausschlagen werde.

Sobald die Zusage da ist, werde die städtische Bauverwaltung mit der Planung der Sanierung beginnen, versichert Gotz. Man werde nicht erst den formalen Vertragsabschluss mit der Bima abwarten. Gotz will keine Zeit verlieren.

Der Kauf und noch mehr die Sanierung ist eine millionenschwere Investition. Nach Informationen der SZ rechnet man in der Erdinger Bauverwaltung derzeit mit Renovierungskosten in Höhe von 3,5 Millionen Euro. Der mit der Bima vereinbarte Kaufpreis für den seit Jahren ungenutzten Kasten Baujahr 1936 soll wesentlich geringer sein. "Der Preis geht in Ordnung", sagt Gotz, genauer will er es derzeit nicht sagen. Aber dieses: "Das Geld kann nicht das große Thema sein, sondern es geht darum, dass wir Unterkünfte für die vielen Leute brauchen, die zu uns kommen - und dass das anständige Unterkünfte werden."

In der Stadt Dorfen, wo zuletzt drei Wohnungen für zirka 21 Flüchtlinge bezugsfertig wurden, werden bald weitere 100 Wohnplätze dazukommen: Eine Container-Wohnanlage für 36 Menschen in der Nähe des Bahnhofs am südlichen Stadtrand ist schon so gut wie fertig. Ende nächster Woche wird sie das Landratsamt übernehmen. Damit dort 30 Flüchtlinge einziehen können, müssen die Räume dann nur noch möbliert werden. Anfang Juli soll der Umbau eines ehemaligen Brauereigebäudes in Dorfen fertig sein. Dort wird es Platz für 65 Flüchtlinge geben. In Hörlkofen soll im Juni oder Juli auf einem relativ zentral im Ort gelegenen Grundstück eine Wohnanlage in Containerbauweise für etwa 30 Menschen bezugsfertig sein. In Forstern ist ebenfalls der Bau einer mobilen Wohnanlage geplant. Auf einer Wiese beim Sportplatz am nördlichen Ortsrand könnten etwa 40 Menschen leben. Für dieses Projekt wird gerade die Ausschreibung vorbereitet. Ende des Jahres sollen dort Flüchtlinge einziehen können.

Außerdem sei das Landratsamt "an verschiedenen weiteren Objekten dran", sagt die Büroleiterin von Landrat Martin Bayerstorfer (CSU), Karin Fuchs-Weber. Solang jedoch keine Verträge unterzeichnet und die Häuser oder Wohnungen auch tatsächlich beziehbar sind, will das Landratsamt wie gewohnt keine Auskunft geben, wo diese liegen. "Im Moment sind wir positiv gestimmt", versichert Fuchs-Weber, bis zum Jahresende Unterkünfte für etwa tausend Flüchtlinge im Landkreis zusammenzubekommen.

© SZ vom 22.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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