Warteraum Asyl in Erding:Organisation gut, Atmosphäre gut

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Vor dem Warteraum Asyl (Foto: Renate Schmidt)

Camp-Leiter Heiko Werner erläutert vor dem Stadtrat die Abläufe im Warteraum Asyl

Von Antonia Steiger, Erding

"Einfach weggewischt" hat Heiko Werner, der Leiter des Camps am Fliegerhorst Erding, viele Sorgen der Bürger nach Auffassung von OB Max Gotz (CSU). Gotz hatte Werner am Donnerstag in die Sitzung des Stadtrates eingeladen, damit dieser erkläre, was in dem Warteraum Asyl passiert. Und dies sei "nichts, was der Geheimhaltung bedürfe", betonte Werner. Er sprach sich für Transparenz aus, entschuldigte sich für Kommunikationspannen und forderte die 40 Stadträte auf, sich mit Fragen an ihn zu wenden - zu einem anderen Zeitpunkt. Denn Gotz hatte keine Fragerunde vorgesehen. Werner schilderte nüchtern die Abläufe und legte Wert auf die Feststellung, dass die Organisation "einwandfrei klappt".

1096 Menschen sind am Mittwoch und Donnerstag in Erding angekommen, so lautete Werners Bilanz für die 24 Stunden vor der Stadtratssitzung. Etwa 500 von ihnen haben sich auf eigene Faust von Erding aus auf den Weg gemacht, um zu ihren Familienangehörigen in anderen Teilen Europas zu stoßen. Kein Grund zur Beunruhigung, wie Werner findet. "Viele Politiker können das zwar gar nicht glauben", sagte er: "Aber die erwarten gar nichts von uns." Auch die Aussicht auf Sozialleistungen in Deutschland halte die Menschen nicht davon ab, sich dorthin zu begeben, wo ihre Angehörigen sind. "Erstaunlich viele" wollten in skandinavische Länder. Die Anzahl derer, die Erding auf diese Weise verlassen, sei gewachsen. Denn über diverse Foren seien die Flüchtlinge immer besser informiert.

400 Soldaten, 350 Mitarbeiter des Technischen Hilfswerks, 75 Mitarbeiter des Roten Kreuzes und zahlreiche ehrenamtliche Helfer aus der Region arbeiten im Camp. Ihre Aufgabe ist es, die Flüchtlinge zunächst zu registrieren und die Daten mit den Sicherheitsbehörden abzugleichen, wie Werner sagte. Dann übernimmt das Deutsche Rote Kreuz (DRK) und bietet einen Service für eine Nacht - mit Essen, Hygieneartikel und einem Bett mit Bettwäsche. Nicht länger als 24 Stunden sind die Flüchtlinge derzeit in Erding, dann werden sie mit Bussen in Erstaufnahmeeinrichtungen gebracht - sofern sie sich nicht schon selbst auf den Weg gemacht haben. Werner sprach von einer "guten Atmosphäre" bei den täglichen Besprechungen. Dort arbeite ein "gutes Team", das "wahre Wunder vollbringt". Damit wollte Werner offensichtlich Befürchtungen entkräften, dass in dem Camp Chaos herrsche, wie sie beispielsweise Landrat Martin Bayerstorfer (CSU) geäußert hat.

Im Moment gibt es im Warteraum Asyl Platz für 1500 Menschen. In Kürze kann das DRK dort aber 2500 Menschen versorgen, denn die Fragen des Brandschutzes konnten mit der Stadt Erding geklärt werden. Nun stehen die ersten beheizbaren und winterfesten Zelte zur Verfügung. Mitte November wird die maximale Belegung mit 5000 Menschen möglich sein.

In Kürze werden sich die Mitarbeiter des Technischen Hilfswerks aus Erding zurückziehen, sie waren vor allem für den Aufbau des Camps zuständig. Unterstützung bekommt das Bundesamt für Flüchtlinge und Migration (Bamf), in dessen Auftrag Werner das Camp leitet, aber weiterhin von der Bundeswehr: Soldaten der 10. Panzerdivision und der Gebirgsjägerbrigade 23 werden laut Werner im Warteraum helfen. Die Erdinger bekommen also neue Uniformen zu sehen.

Dass diese Erdinger wie viele andere Bürger Deutschlands Sorgen haben angesichts der Flüchtlingskrise, das sagte OB Gotz nach Werners Referat. Doch er betonte ausdrücklich: "Im Mittelpunkt steht der Mensch - egal woher er kommt."

© SZ vom 31.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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