Erding:Noch ein Ausbildungsjahrgang am Fliegerhorst

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Der Bundestagsabgeordnete Schurer hat sich in Berlin dafür eingesetzt - Kommandant Alder sieht die Entscheidung kritisch

Von Mathias Weber, Erding

Auch in diesem Herbst wird es wieder einen Ausbildungsjahrgang am Fliegerhorst geben, den 57. und wahrscheinlich letzten. Lange war nicht klar, ob die renommierte Ausbildung zum Fluggerätemechaniker, Instandhaltung- und Triebwerkstechniker oder Elektroniker für Geräte und Systeme weitergeführt wird. Zwischen Weihnachten und Neujahr aber kam das Okay aus dem Bundesverteidigungsministerium. Verteidigungsstaatssekretär Gerd Hoofe teilte in einem Brief an den Erdinger SPD-Bundestagsabgeordneten Ewald Schurer mit, dass der Fliegerhorst Erding weiterhin "die vorhandenen Voraussetzungen für eine vollwertige Berufsausbildung" erfülle. 2021, so der aktuelle Stand, soll die Bundeswehr vom Fliegerhorst abziehen. Die Ausbildung dauert dreieinhalb Jahre.

Schurer selbst habe sich, schreibt er in einer Pressemitteilung, "beim Verteidigungsministerium intensiv um einen weiteren Ausbildungsjahrgang bemüht". Daher freut er sich über die Entscheidung: "Die Fortführung der Ausbildung im Fliegerhorst hat in den vergangenen Monaten viel Unterstützung aus der Region erhalten und das Bundesministerium der Verteidigung hat diesen Wunsch realisiert." Weniger gut gefällt die Entscheidung allerdings dem Standortkommandanten des Fliegerhorstes, Oberst Markus Alder. "Ich sehe es durchaus kritisch, noch einmal auszubilden", sagt er. Alder hat erst durch die Pressemitteilung Schurers von der Entscheidung erfahren. "Wir waren selbst überrascht", sagt er, "offiziell weiß ich es noch gar nicht." Seine letzte Weisung aus dem Berliner Verteidigungsministerium sei gewesen, dass es im Herbst keine Ausbildung mehr geben wird und keine neue Azubis mehr eingestellt werden müsste. Nun muss Alder kurzfristig umplanen, und das gefällt ihm aus mehreren Gründen nicht.

Zum einen sei ein neuer Jahrgang eine personelle Herausforderung: Mit einigen Ausbildern habe er schon gesprochen, wie sie ihren möglichen Abschied aus der Bundeswehr nach Ende der letzten Ausbildung gestalten können, sagt Alder, etwa mit einem vorgezogenen Renteneinritt; das muss nun umgeplant werden. Außerdem sieht es der Oberst als schwierig an, nun noch relativ kurzfristig gute Azubis für den im September beginnenden Ausbildungsjahrgang zu gewinnen, zumal nun erst mit der Werbung begonnen werden kann. Und schließlich kritisiert Alder, dass bis ganz zum geplanten Ende des Fliegerhorstes noch ausgebildet werden soll. Er fürchtet, dass die fertigen Azubis dann nicht mehr der Bundeswehr erhalten bleiben, sondern in die Privatwirtschaft wechseln. Die Chance, sie in der Bundeswehr weiter zu beschäftigen - als Soldat oder als ziviler Mitarbeiter - sei "gleich null". Der Bundestagsabgeordnete Ewald Schurer nimmt die Kritik von Oberst Alder "gelassen zur Kenntnis", wie er der Süddeutsche Zeitung sagte. Die Entscheidung, dass die Ausbildungsstätte erhalten bleibt, sei für ihn "nichts anderes als etwas Positives. Es ist ein Erfolg." Schurer nehme die Kritik zwar ernst, sehe den Erhalt der Ausbildung aber "als großen Wert".

Dass der Oberst nicht zeitig informiert wurde, bedauert Schurer. Er sagt allerdings auch, dass dies Aufgabe des Ministeriums gewesen wäre. Diese Kommunikationspanne überrasche ihn insofern, als dass Oberst Alder demnächst doch selbst ins Verteidigungsministerium wechseln wird. Am 31. Januar wird das Kommando des Fliegerhorstes an Alders Nachfolger übergeben. In der kommende Woche, wenn er wieder in Berlin ist, will Schurer das Gespräch mit dem Verteidigungsministerium suchen und die Sache klären. Mit dem Oberst selbst hat Schurer seit Dezember nicht mehr gesprochen. Während der Aktion Erbse am Grünen Markt habe man ausgemacht, dass man im Januar wieder miteinander sprechen wolle. Doch das Verteidigungsministerium war mit seiner Entscheidung schneller.

© SZ vom 05.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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