Erding:Neustart im Altenheim

Lesezeit: 2 min

Angelina Di Virgilio leitet seit Mitte 2021 das Heiliggeist-Stift in Erding. (Foto: Stephan Görlich)

Die Heiliggeist-Spitalstiftung präsentiert eine neue Leiterin, die 52-jährige Angelina Di Virgilio. Die Einrichtung hat mit Problemen zu kämpfen, die es in ganz Deutschland gibt. OB Gotz sieht die Bundespolitik gefordert

Von Antonia Steiger, Erding

Das Heiliggeist-Altenheim in Erding ist fest verankert in der Stadt und ihrer Bürgerschaft. Es gelte als "Institution", sagt Angelina Di Virgilio, die am Dienstag als neue Heimleiterin vorgestellt wurde. Doch auch im Heiliggeist-Altenheim zeigen sich die selben Probleme wie in ganz Deutschland: Es gibt zu wenig Pflegefachkräfte, weswegen die Einrichtung nicht alle Plätze belegen kann, weil es sonst die Quote von 50 Prozent Fachkräften nicht erfüllt. 45 Betten stünden derzeit leer, hieß es am Dienstag. Di Virgilio freut sich trotzdem auf die neue Aufgabe, wie sie sagte.

Die 52-jährige Angelina Di Virgilio ist examinierte Altenpflegerin und hat bereits im Fischers Seniorenzentrum gearbeitet. Sie hat sich zur Pflegedienstleitung weitergebildet und in leitender Funktion auch bereits gearbeitet, zuletzt bei der AWO in München. Zudem ist sie ausgebildet in der Pflege von Menschen mit Demenz. 1998 hat sie erstmals in Erding gearbeitet und blieb sechs Jahre in der Stadt, bevor sie sich beruflich umorientieren musste, wie sie sagte. Seit 2009 wohnt sie wieder in Erding und sagte bei ihrer Vorstellung, dass es schon lange ihr Wunsch gewesen sei, in Erding auch zu arbeiten. "Aber das ist nicht so leicht. Es gibt nicht so viele Stellen für Pflegedienstleitungen." 16 Bewerbungen hat es um die Nachfolge von Klaus Edenhofer als Leiter des Heiliggeist-Altenheims gegeben, wie Reinhard Böhm sagte, der als Verwaltungsleiter der Stadt Erding auch Vorsitzender der Heilig-Geist-Stiftung ist. Das Seniorenheim wie die gesamten Stiftung wird von der Stadt Erding verwaltet. Di Virgilio hat sich laut Böhm in einem mehrstufigen Ausschreibungsverfahren inclusive Vorstellungsrunde mit mehreren Bewerbern im Stiftungsrat durchgesetzt, am 1. September wird sie die Leitung übernehmen.

Das Heiliggeist-Altenerding sei wohlbekannt in Erding, sagte Di Virgilio. Sie freue sich auf die Aufgabe, die Verantwortung für die Bewohner und Bewohnerinnen zu übernehmen. Sie werde alles dafür tun, dass es den derzeit 117 Frauen und Männern gut geht, aber auch dafür, dass sich die 105 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wohl fühlten. "Die Verantwortung ist sehr groß", sagte sie. Dass sie das Steuer übernehmen dürfe, mache sie sehr stolz.

Zunächst möchte sie sich ein Bild machen, und auch OB Max Gotz (CSU) sagte, es müsse erst einmal Vertrauen aufgebaut werden zwischen der Heimleitung und den Bewohnern, den Mitarbeitern und den Angehörigen. Ob das Heiliggeist-Altenheim dann auch eine Demenz-Abteilung bekomme, könne man jetzt noch nicht sagen, sagte Gotz. Der Wunsch sei aber schon einmal da gewesen. Wie Di Virgilio betonte, gibt es schon jetzt viele Mitarbeiter mit einer gerontopsychiatrischen Ausbildung. Und es würden auch viele demente Menschen unter den Bewohnern sein. "Die Mitarbeiter kümmern sich schon jetzt um sie, da kommt man gar nicht aus."

Gotz betonte, die Stadt Erding und die Heilig-Geist-Spitalstiftung wollten einen Neustart hinlegen. Die Einrichtung war in die Schlagzeilen geraten, nachdem es dort Ende 2020 einen Corona-Ausbruch gegeben hatte; 13 Bewohner waren an oder mit Corona gestorben. Edenhofer war damals vorgeworfen worden, dass er zu spät und unzureichend reagiert habe. Diese Vorwürfe hatte Edenhofer zurückgewiesen. Von diesen Vorgängen war am Dienstag keine Rede, stattdessen sagte Gotz, die Belegung des Stifts sei nicht das, "was man sich vorstellt". Dass Betten nicht belegt sind, weil die Fachkraftquote zu gering sei, sei ein Problem vieler Einrichtungen in Deutschland. Gotz sieht die Politik gefordert, es den Heimen leichter zu machen, unter anderem in Form eines Abbaus der Bürokratie. Die Pflege sei ein "harter Beruf", sagte Gotz, viele junge Leute stiegen deswegen aber auch aus. Allerdings: Dass es eine Warteliste gibt mit den Namen derer, die gerne in das Heiliggeist-Altenheim ziehen wollten, sei kein schlechtes Zeichen, wie Gotz betonte. Es zeige, dass die Einrichtung Wertschätzung genieße.

© SZ vom 01.07.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: