Erding:Neugier macht schlau

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Forschen macht schlau und macht vor allem Spaß: Sophie, Oscar, Carmen und Clara (von links) stellen mithilfe von Krepppapier buntes Farbwasser her. (Foto: Renate Schmidt)

Bei jeder Witterung waren die Mädchen und Buben von St. Johannes mit der Becherlupe im Wald unterwegs. Als verdienter Lohn wird dem Pfarrkindergarten die Plakette "Haus der kleinen Forscher" verliehen

Von Barbara Forster, Erding

"Wissen ist Macht" - den Spruch kennt ein jeder. Sabine Kapfer, Leiterin des Pfarrkindergarten St. Johannes, ist jedoch der Ansicht, dass "Nichtwissen genauso mächtig sein kann". Denn das, so sagte sie am Mittwoch in ihrer Dankesrede, wecke die Neugier. Und die Neugier sei es letztendlich, die zu neuen Entdeckungen und zum Fortschritt antreibt - speziell bei den Kindern. Den Beweis für diese These hat der Pfarrkindergarten angetreten und deshalb wurde ihm dieses Jahr für das Projekt "Wir erforschen den Wald" die Plakette "Haus der kleinen Forscher" verliehen. Mareike Ziegler von der Industrie- und Handelskammer für München und Oberbayern (IHK) überreichte Sabine Kapfer die Auszeichnung mit den Worten "behalten Sie die Neugier bei und unterstützen Sie weiterhin die Kinder". Auch Pfarrer Martin Garmaier hielt eine kurze Ansprache und lobte die Neugier der Kinder: "Fragen bewegen etwas, da kommen wir zu neuen Erkenntnissen".

Seit 2012 versucht der Pfarrkindergarten St. Johannes , die Buben und Mädchen mit naturwissenschaftlichen, mathematischen und technischen Fragestellungen vertraut zu machen. Beim dreitägigen Waldprojekt, das die Kinder mit ihren Erzieherinnen im Mai dieses Jahres machen durften, lernten die Vier- bis Sechsjährigen die verschiedenen Tiere mithilfe einer Becherlupe kennen, legten mit Naturmaterialien Mandalas auf den Boden oder bauten Baumhäuser und große Nester. Für die Aktivitäten wurde sogar extra ein Lied gedichtet - das "Becherlupenlied", welches die Kinder bei der Feierstunde vorgetragen haben.

Die Initiative "Haus der kleinen Forscher" wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert. Die Vereinigung zeichnet seit 2012 Kindertagesstätten aus, die altersgerecht Begeisterung für Naturwissenschaften und Technik bei Drei- bis Sechsjährigen wecken. Vor dem Pfarrkindergarten St. Johannes wurden bereits die "Erdinger Mooswichtel" und der städtische Kindergarten St. Antonius zertifiziert. Doch wie kam der Pfarrkindergarten dazu, sich für die Auszeichnung zu bewerben? Angefangen hat alles mit dem Fortbildungsdrang der Kollegen, als sie die Initiative "Haus der kleinen Forscher" für sich entdeckt hatten, sagte die Erzieherin Korina Hötzsch. Das Team hätte daraufhin verschiedene Kurse belegt und mehrere Projekte im Kindergarten eingeführt. Diese reichten vom Erforschen von Licht und Schatten, Tauen und Frieren bis hin zum Untersuchen der Eigenschaften von Materialien wie Eierschalen und Pflanzen. Da die Kinder sich gerne in der Natur aufhalten, sei man auf die Idee gekommen ein Waldprojekt ins Leben zu rufen. Bei jeder Witterung sei man hinausgegangen und habe alles erforscht, was man angetroffen hat. "Das Experimentieren und Dokumentieren der Forschungen war sehr umfangreich", sagte Hötzsch. Ein großer Aufwand, der sich aber letzten Endes bezahlt gemacht hat.

Einige Projekte wurden auch an diesem Mittwoch vorgestellt: Vier kleine Tische in jeder Ecke markierten eine Forscherstation, an denen die Kinder mit Wasser, Farben, Krepppapier und Erbsen experimentieren konnten. Die "Regenbogengruppe" hat zum Beispiel erforscht, wie man Wasser färben kann. Dafür wurde buntes Krepppapier benutzt. Mithilfe einer Pipette wurde das gefärbte Wasser dann auf Zuckerwürfel geträufelt, die sich dadurch aufgelöst und verfärbt haben. Die Kinder seien begeistert, versichert Erzieherin Iris Bergmann. "Das geht sogar schon so weit, dass sie die Experimente auch zu Hause vorführen". Vielleicht geht auch einmal ein bedeutender Forscher aus dem Pfarrkindergarten hervor. Sabine Kapfer will es jedenfalls nicht ausschließen.

© SZ vom 29.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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