Erding:Neue Baumart im Gewerbegebiet

Lesezeit: 2 min

An frischer Luft herrscht derzeit eigentlich kein Mangel. Im Sommer soll der City Tree dann seine Wirkung entfalten, darauf bauen Andre Vieweg von GLS Germany (links) und Jens Podlasly von GreenCitySolutions. (Foto: GLS/oh)

Der City Tree, eine Kombination aus Biofilter und Sitzmöbel, soll die Luftverschmutzung reduzieren helfen. Spezielle Mooskulturen verwandeln Feinstaub in Biomasse

Von Regina Bluhme, Erding

Im Gewerbegebiet Erding im Westen der Kreisstadt steht seit kurzem ein besonderer Baum: Der rechteckige City Tree reinigt mithilfe spezieller Mooskulturen und Ventilatoren die Stadtluft und bietet den Passaten dazu einen Sitzplatz. Beantragt hatte den Bio-Tech-Luftfilter die Erdinger SPD. Die Suche nach einem Standort erwies sich dann jedoch als ziemlich schwierig.

Zunächst sei der SPD mitgeteilt worden, dass sich in Erding kein geeigneter Platz hierfür finden lasse, daran erinnerte SPD-Stadtrat Alexander Gutwill bei der Eröffnung des City Trees, wie es in einer Pressemitteilung der SPD heißt. Erst nach "weiteren hartnäckigen Telefonaten und E-Mails" habe der Hersteller, die Berliner Firma Green City Solution, mitteilen können, dass der City Tree in Erding doch einen Platz bekommen wird. Umso erfreuter sei die SPD Fraktion, "den ersten City Tree in Bayern nun in unsere Herzogstadt Erding zu haben". Am Fachmarktzentrum steht der "Stadtbaum" jetzt.

Von Anfang an sei die SPD Erding von dem Projekt begeistert gewesen, betonte Gutwill. Die Reduzierung von Feinstaub und die saubere Luft gehörten zu den wichtigsten Herausforderungen von Städten. "Wir wollten uns der Herausforderung stellen und mit Green City Solution die urbane Luftverschmutzung so effizient wie möglich in Erding reduzieren." Der City Tree stellt laut Gutwill die perfekte Ergänzung zum herkömmlichen Stadtgrün dar. Der Bio-Tech-Filter reinige die Luft durch spezielle Mooskulturen und integrierte Ventilatoren. Zudem biete der City Tree Platz zum Ausruhen und zum Verweilen.

Beim City Tree wurde ein innovativer Luftfilter installiert, der mit echtem lebendem Moos Feinstaubpartikel aus der Luft entfernt und sie mit Sauerstoff anreichert, informiert der Hersteller. Der City Tree sei "eine Kombination aus Stadtmöbel und Biofilter" - unten Sitzbank, oben eine moosbewachsene Fläche, die von Lamellen geschützt wird. So entstehe "eine Frischluft-Oase mit hoher Aufenthaltsqualität". Im Inneren des City Trees steckt demnach komplexe Technologie, die sowohl die Wasserversorgung des Mooses steuert als auch die Luftbeschaffenheit der Umgebung misst. Wie Green City Solution weiter mitteilt, kann ein City Tree bis zu 3500 Kubikmeter Luft pro Stunde reinige. Das entspreche in etwa dem stündlichen Atemvolumen von 7000 Menschen. Dabei entferne er bis zu 82 Prozent des besonders schädlichen Feinstaubs aus der Luft. Obwohl er also ein hochwirksamer Luftreiniger sei, benötigte er nur die Leistung von fünf Glühbirnen (circa 125 Watt).

Der Vorteil dieses Biofilters ist laut Hersteller auch, dass er nie "voll" ist, weil der eingefangene Feinstaub vom Moos in Biomasse umgewandelt werde. Die positiven Effekte gingen über die reine Luftreinigung hinaus: Die gefilterte Luft sei merklich kühler - ein erfrischender Effekt, vor allem in den Sommermonaten, der allerdings im Gewerbegebiet wohl nur wenig spürbar sein wird.

"Luftverschmutzung ist eines der größten Umweltprobleme weltweit und für einen von sieben Todesfällen verantwortlich. Unsere Mission ist es, eine Lösung für besonders belastete innerstädtische Räume zu finden, damit möglichst viele Menschen auch dort saubere Luft atmen können", erklärte Peter Sänger, Mitbegründer und CEO von Green City Solutions. Und saubere Luft spiele in der aktuellen Corona-Pandemie eine große Rolle. Schlechte Luftqualität fördere neben Herzrhythmusstörungen und Demenz insbesondere Lungen- und Atemwegserkrankungen. "Genau die Vorbelastungen also, die unsere Familien, Freunde und Nachbarn jetzt zu Risikogruppen machen." Der City Tree für Erding wird von dem Paket-Dienstleister GLS Germany finanziert, die ein großes Depot vor Ort betreiben. Christoph Schuster, zuständiger Eigentümerverwaltung von KGAL, teilt dazu mit: "Nachhaltiges Denken und Handeln rücken in der Immobilienbranche mehr und mehr in den Fokus. Als Asset Manager ist es unser Ziel, umweltfreundliche Lösungen zu implementieren, die einen Mehrwert für Nutzer und Eigentümer der Immobilien schaffen."

© SZ vom 12.01.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: