Jubiläum:Nachdenklich bis lebensfroh

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Oft taucht bei den Schülerarbeiten das Thema "Der Mensch als Maschine" auf, wie zum Beispiel ein Puppenkopf, hinter dessen Stirn ein Uhrwerk herausragt. (Foto: Renate Schmidt)

Der Jugendhilfeverein "Brücke Erding" wird 30 und verknüpft den Geburtstag mit einer Ausstellung: Schüler des Korbinian-Aigner-Gymnasiums zeigen mit Filmen, Zeichnungen, Skulpturen und Fotos, wie sie ihren Alltag erleben

Von Regina Bluhme, Erding

"Jugend!Kunst!Projekt" heißt eine Ausstellung zum 30-jährigen Jubiläum des Jugendhilfevereins "Brücke Erding". Schüler des Korbinian-Aigner-Gymnasiums zeigen mit Filmen, Zeichnungen, Skulpturen und Fotos, wie sie ihre Heimat, ihren Alltag erleben. Gleich zwei Ausrufezeichen kündigen die Werkschau im Frauenkircherl an. Zu Recht. Die teils nachdenkliche und kritische, aber auch witzige und lebensfrohe Jugendkunst ist diesen Freitag und Samstag im Frauenkircherl zu besichtigen.

So kann also eine Landkarte von Erding auch aussehen: Als bunter Fleckerlteppich auf dem knallblauen Ausstellungsplakat. Beim genaueren Hinsehen stellen sich die vielen weißen Linien im Bild als Ortsnamen heraus, mal größer, mal kleiner, mal gequetscht, mal halb verdeckt. Das ist eine der zahlreichen Neuinterpretationen, die es im Frauenkircherl zu entdecken gibt.

Insgesamt sind circa 250 Schülerarbeiten ausgestellt, berichtet Margrit Hohenberger, Kunstfachbetreuerin am Korbinian-Aigner-Gymnasium. Entstanden sind die Werke im Kunst- und Wahlunterricht, von der 6. bis zur 12. Klasse. Bereits im März hatte an der Schule zum "Brücke"-Jubiläum ein interkultureller Kunst-Workshop stattgefunden mit jugendlichen Flüchtlingen und den "Kultur-Helden". Wie Hohenberger mitteilt, werden einige der Exponate im Frauenkircherl nochmals zu sehen sein.

In dem hohen, hellen Raum kommen die bunten, lebensfrohen Faltfiguren der jungen Künstler besonders gut zur Geltung. Daneben hängen Zeichnungen, in denen sich Schüler an Logos für Erdinger Firmen versucht haben. Einen neuen Blick auf das gewohnte Stadtbild zeigen sogenannte Hybrid-Zeichnungen. Dort ranken zum Beispiel an einem historischen Gebäude in der Erdinger Altstadt plötzlich rosa Glitzerblumen empor.

Ein Stückchen von ihrer Welt präsentieren die Jugendlichen auch in Fotos. "Immer wieder ist die S-Bahn ein Thema", berichtet Hohenberger. Auch Neonschriftzüge bei Nacht, verwunschene Orte im Nebel oder Graffiti-Wände haben die Schüler festgehalten. Des öfteren taucht bei Arbeiten das Thema "Der Mensch als Maschine" auf, wie zum Beispiel ein Puppenkopf, hinter dessen Stirn ein Uhrwerk herausragt.

Barbara Huber, Geschäftsleiterin und Gründungsmitglied von "Brücke Erding e.V.", freut sich über die Zusammenarbeit mit den Erdinger Schülern. "Die Jugend ist ja unser Kernthema". Gegründet wurde der Verein vor 30 Jahren zur Unterstützung von straffälligen Jugendlichen. Mittlerweile ist er auch in der offenen Kinder- und Jugendarbeit, in der Sozialarbeit an Schulen, der Ganztagsbetreuung und der Jugendberufshilfe tätig. Die "Brücke Erding" hat circa 50 Mitglieder und 65 Mitarbeiter.

In 30 Jahren Jugendarbeit ist eines gleich geblieben: Die Pubertät ist "eine kritische Zeit", weiß Barbara Huber. "Wir versuchen, die nötige Unterstützung zu geben". Neu sei aber der Einfluss des Internets. "Das ist eine echte Herausforderung", sagt sie. "Die Jugendlichen müssen eine gute Medienerziehung haben".

In der Ausstellung zeigen sich Schülerarbeiten durchaus kritisch gegenüber den Neuen Medien. Wie beispielsweise ein dreiteiliger Bilderzyklus. Das erste Bild zeigt - im Stil von Edward Hopper - mehrere Jugendliche an einer nächtlichen Bar. Jeder ist für sich allein, keiner blickt den anderen an. Auf dem nächsten Bild ist ein Schriftzug zu lesen, dass diese Szene nicht für Personen unter 18 Jahren geeignet ist. Im dritten Bild liegen die jungen Barbesucher am Boden. Ein rotes Absperrband verweist auf einen Unfall oder ein Verbrechen. Vor den leblosen Körpern steht eine junge Frau mit hellerleuchtetem Gesicht. und schießt ein Selfie.

Die Ausstellung "Jugend!Kunst!Projekt" ist geöffnet am Freitag, 26. Juni, und Samstag, 27. Juni, jeweils von 11 bis 14 Uhr und 17 bis 20 Uhr, im Frauenkircherl am Schrannenplatz.

© SZ vom 25.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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