Sie sind gut über fünfzig Jahre alt, haben noch nie ein Instrument gelernt und wollen es jetzt wissen: Junggebliebene Senioren haben die Kreismusikschule (KMS) für sich entdeckt. Für das neue Angebot "50+" kamen so viele Anmeldungen zustande, dass heuer mit zwei Gruppen begonnen werden kann. Insgesamt sind für dieses Schuljahr knapp 2800 Schüler angemeldet, vermeldet die Schulleitung. Im Vergleich zum Vorjahr bedeutet das einen Zuwachs von etwa fünfzig Schülern.
"50+" war im vergangenen Jahr als Pilotprojekt gestartet - nun haben sich zwei Gruppen mit bis zu zwölf Teilnehmern zusammengefunden, teilt Schulleiter Bernd Scheumaier mit. Die Senioren im Alter zwischen 55 und 75 Jahren haben zuvor noch nie ein Instrument gelernt. Jetzt geht es mit der Veeh-Harfe los. Der Vorteil dieses Zupfinstruments liegt laut Scheumaier klar auf der Hand: "Man kann es auch ohne Notenkenntnisse relativ schnell lernen." Außer dem Musikspielen sei aber auch "das Miteinander im gemeinsamen Musizieren" ganz wichtig, betont der Schulleiter. Was nicht heißen soll, dass Schüler und Lehrkraft nicht ein gewisser Ehrgeiz antreibt. Das Ziel sei, dass die Senioren "auch mal auf der Bühne stehen und in ein Ensemble der Musikschule eingebunden werden". Mit den Anmeldezahlen für dieses Schuljahr ist Schulleiter Bernd Scheumaier zufrieden. "Es sind ungefähr 50 Schüler mehr als im letzten Jahr", berichtet er. Knapp 2800 Schüler sind es heuer insgesamt. Noch geht es bei den Zahlen ein wenig hin und her, "aktuell ist zum Beispiel noch eine Früherziehungsgruppe in Planung", so Scheumaier. Etwa die Hälfte der KMS-Schüler besucht den Unterricht in der Zentrale in Erding, die andere Hälfte verteilt sich auf insgesamt 52 Unterrichtsstätten in den anderen 25 Landkreiskommunen. Dort ist die Kreismusikschule an Schulen und Kindergärten vor Ort aktiv.
Das beliebteste Instrument an der KMS ist und bleibt das Klavier. 370 Anmeldungen liegen dafür vor. Knapp dahinter kommt gleich die Gitarre. Erstmals erhalten heuer drei Schüler Unterricht an der Oboe. "Wir wollten diesem Instrument schon seit längerem einen Platz geben", betont Scheumaier. Schließlich spiele die Oboe eine wichtige Rolle im Orchester. Der Platz habe bei Konzerten bislang nicht mit Schülern besetzt werden können. "Jetzt haben wir die berechtigte Hoffnung, dass unser Nachwuchs in absehbarer Zeit mitspielt."
Grundsätzlich freut sich Scheumaier, "dass das Interesse am Musikspielen im Landkreis ungebrochen ist". Das zeige sich nicht nur an der Kreismusikschule, sondern auch in den anderen privaten Einrichtungen. 3163 Fächer wurden heuer belegt, das reicht laut Schulleiter von der musikalischen Früherziehung über die verschiedenen Angebote im Instrumentalunterricht bis hin zum Ensemblemusizieren. Insgesamt vereint die Kreismusikschule 41 Ensembles unter ihrem Dach - von der Jazzband bis zur Volksmusikgruppe. Dabei stehe auch hier "das Miteinander und die Gemeinschaft" im Vordergrund, betont Scheumaier.
Diese Gemeinschaft der Kreismusikschule soll nun erweitert werden. Derzeit seien "Konzepte für ausländische Mitbürger im Entstehen", berichtet der Schulleiter. Unter Federführung des Landratsamts würden "organisatorische und personelle Möglichkeiten abgeklopft". Dabei werde auch mit dem Verband bayerischer Sing- und Musikschulen zusammengearbeitet. Wie die Konzepte aussehen sollen, darüber könne er derzeit noch nichts sagen. Sicher sei: "Die Integration wird eine der wichtigsten Aufgaben der Zukunft sein." Da biete Musik optimale Möglichkeiten, ist Bernd Scheumaier überzeugt. "Hier klappt die Verständigung auch ohne Sprache."