Erding:Mit Rückenwind ins Unterholz

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Der Grainger-Weg (links oben) markiert das Hochufer des ehemaligen Flussarmes der Sempt. Dieses Merkmal soll wieder deutlicher erkennbar werden. (Foto: Renate Schmidt)

Der Stadtrat billigt den Vorentwurf für den zweiten Abschnitt der Stadtparksanierung. Auch dieses Mal werden wieder Bäume umgelegt - aber weniger als im ersten Abschnitt. Die heimischen Sträucher sollen geschont werden

Von Antonia Steiger, Erding

Ökologisch noch wichtiger als der erste wird der zweite Abschnitt der Stadtparksanierung. Das betonte Anton Euringer, der Leiter der Unteren Naturschutzbehörde am Landratsamt Erding. Er redete dem Erdinger Stadtrat am Donnerstag gut zu, das Maßnahmenpaket der Landschaftsarchitekten Narr, Rist und Türk umzusetzen. Euringer wünschte sich sogar noch weitergehende Schritte zum Wohle der Natur, zum Beispiel eine Erholungskur für die Sempt, die 2014 seinen Worten zufolge ihren Status als Biotop verloren hat. Zu viel Schwebstoffe, zu viel Schlamm am Boden, lautete Euringers Diagnose. "Eigentlich müsste die Sempt ein wunderbares Forellengewässer mit Kies sein", sagte er. Die positive Stimmung überwog aber, weswegen der Stadtrat den Vorentwurf einstimmig billigte.

Euringer lenkte den Blick des Stadtrates unter anderem auch auf die Hangkante am Grainger-Weg, über den tagtäglich viele Schüler zum S-Bahnhof Altenerding trotten. Diese Kante - westlich liegt der Sportplatz des Anne-Frank-Gymnasiums, östlich geht es über einen Hang hinab zur zentral gelegenen Wiese - habe den Status eines ökologischen Denkmals. Sie markiere den Übergang von der Moräne in die "wunderbare Auenlandschaft", was sich auch an dem unterschiedlichen Baumbewuchs ablesen lasse. Diese Hangkante deutlicher herauszuarbeiten, ist ein Ziel der Sanierung. Die Böschung wird ausgelichtet, wobei grundsätzlich vorzugsweise nicht-heimische die Sträucher der Spitzhacke zum Opfer fallen, so dass die Kante sichtbar wird und die Spaziergänger wieder einen Eindruck von Weite und Licht in diesem Teil des Parks bekommen. Es werden auch ein paar Bäume umgesägt werden müssen, wobei der Landschaftsarchitekt Martin Rist betonte, dass dies nicht im gleichen Umfang wie im ersten Abschnitt östlich der Sempt erfolgen werde. Jeder Baum wird zuvor gemessen und bewertet. Einige jüngere Exemplare müssen aber weichen, damit andere - ältere - besser zur Geltung kommen. "Eine 600 Jahre alte Eiche hat dann noch etwa 300 Jahre vor sich", sagte Euringer. "Das ist wie bei den Menschen. Da muss man die Jüngeren auch manchmal in ihre Grenzen weisen."

Der Stadtpark spielt auch im Hochwasserschutzkonzept der Erding eine Rolle, die jedoch noch nicht ganz klar ist. Geplant ist, dass im nördlichen Bereich in der Nähe der Wohnbebauung bei der Prosperstraße ökologisch bedeutsame Mulden angelegt werden, die sich bei starken Regenfällen füllen und in die auch das Fischers Seniorenzentrum Wasser ableiten kann. Diskutiert wird aber auch über eine Wasserableitung über ein Rohr aus dem Itzlinger Graben. Das Wasser soll den Plänen entsprechend am Grainger-Weg ankommen und von dort in die Sempt geleitet werden. - ob über einen offenen Bach oder unterirdisch in einem Rohr, das ist noch nicht geklärt und hängt auch davon ab, mit welchen Wassermengen zu rechnen ist.

Es ging aber auch dieses Mal wieder um das heikle Thema Max: Der Esel soll in eine artgerechtere Umgebung umziehen, möglichst in die Nähe anderer Eseln. Rainer Mehringer (Freie Wähler) verdeutlichte allen Zweiflern und Zauderern: Die Einzelhaltung eines Esels sei heute nicht mehr gesetzeskonform. Von Eva Döllel (ÖDP) kam der Vorschlag, die vielen Erdingern so wichtige Kindheitserinnerung an die Eselhaltung im Park mit einem Kunstwerk wachzuhalten - ein Idee, die auf Interesse stieß, zumal die Landschaftsarchitekten an mehreren Stellen im Sanierungsgebiet Kunstwerke vorgesehen haben. Das gesamte Damwildgehege im Stadtpark wäre nach Euringers Aussage heute nicht mehr genehmigungsfähig, deswegen darf als sicher gelten, dass Planer und Rathaus in diesem Punkt nicht mehr mit sich reden lassen - auch wenn das Thema wohl Diskussionen auslösen wird am Montag,23. November, 18 Uhr, bei einer Bürgerinformationsveranstaltung im Festsaal des Fischers Seniorenzentrums. Gotz betonte, dass im Gegensatz zum Damwildgehege das Streichelgehege sehr wohl bleiben soll wie auch die Volière. Was der Stadtrat am Donnerstag gebilligt hat, ist jedoch nicht mehr als ein Vorentwurf, der die Grundlage für weitere Planungen liefert. "Beschlossen ist noch nichts", betonte OB Max Gotz (CSU). Er lädt noch vor der Bürgerinfoveranstaltung alle Interessierten zu eine Rundgang durch den Park. Start ist am Freitag, 20. November, 14 Uhr, am Anne-Frank-Gymnasium.

© SZ vom 31.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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