Erding:Mit Bauzaun und Netzsperrgerät

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Die Maibaumdiebe werden immer raffinierter. Die Wachen sind auf der Hut - aber wenn der Baum nicht gestohlen wird, sind sie auch enttäuscht.

Sarah Schiek

Die Maibaumdiebe sind wieder los. Auch bei den Vereinen im Landkreis Erding steht der Brauch des Maibaumdiebstahls heuer wieder hoch im Kurs. Pünktlich zum ersten April haben die ersten der Burschen bereits mit der Suche nach potenziellem Diebesgut begonnen. Denn gestohlen werden darf ein Maibaum nur in den darauf folgenden vier Wochen bis zum ersten Mai.

Am 1. Mai wird der Maibaum aufgestellt, wie hier in Eicherloh. Bis dahin haben sich alle geeinigt. (Foto: ERD)

Meist spricht sich zwischen den Vereinen schnell herum, in welchem Ort ein Baum aufgestellt und wo er bis dahin gelagert werden soll. "Irgendwer kennt immer jemanden, der das Versteck dann doch verrät", meint Andreas Blumreiter, zweiter Vorsitzender des Heimatvereins Eibach. Trotzdem sei für den Diebstahl einige Vorbereitung nötig, denn selbstverständlich werden die Maibäume während dieser Zeit schwer bewacht. Jeder Verein schickt deshalb sogar regelmäßig Spione aus, die auskundschaften, wie es tatsächlich um die Sicherheit ihrer Prachtstangerl bestellt ist.

Wir haben eine Liste, in die sich jeder für den Wachdienst einträgt", erklärt Ludwig Lex, Vorsitzender des Burschenvereins Finsing. Bereits 1937 haben die Finsinger ihren ersten Maibaum aufgestellt. Noch nie, erzählt der Vorsitzende stolz, ist er ihnen gestohlen worden. Der Betrieb in ihrem Wachstüberl funktioniere mittlerweile wie in einer kleinen Wirtschaft. Vor allem am Wochenende seien auch außer den Wachen genug Leute da, die immer ein Auge auf den Baum hätten. Ihn dann zu stehlen, wäre eigentlich unmöglich, sagt Lex.

Kritisch seien dagegen die frühen Morgenstunden. Denn die Sicherheit des Baumes sei auch erheblich von der Motivation der Wachen abhängig, meint Lex. Seiner Erfahrung nach seien besonders Bürgermeister ein Risiko. "Die übernehmen auch ab und an einen Dienst, gehen aber auch gerne früher nach Hause." Die meisten Vereine sehen die Maibaumwache allerdings nicht allzu verbissen. "Insgeheim will doch jeder, dass sein Maibaum gestohlen wird. Das ist ja auch eine gute Werbung", meint Andreas Blumreiter, zweiter Vorsitzender des Heimatvereins Eibach. Martin Bauer vom Burschenverein Oberneuching pflichtet ihm bei. "Wir sind so eingestellt, dass der Baum gestohlen gehört." Natürlich würden aber auch die Oberneuchinger ihren Baum bewachen. "Wir machen es aber so, dass man ihn stehlen kann, wenn man sich Mühe gibt", erklärt er.

Tatsächlich gehen die Maibaumdiebe immer raffinierter vor. Einmal ist es einer Gruppe des Heimatvereins Eibach gelungen, die Bewacher in ihrem Wachstüberl einzusperren. "Wir haben die Tür mit Akkuschraubern und Brettern verschraubt und sind mit dem Baum weggefahren", erzählt Blumreiter. Leider hätten sie es nicht über die Ortsgrenze geschafft, bevor die Bestohlenen sie eingeholt hatten. Blumreiter nahm es mit Humor. "Manchmal muss man eben öfter ran."

Oder man braucht eine bessere Ausrüstung: Wie Martin Bauer erzählt, waren die letzten Diebe des Oberneuchinger Maibaums mit einem Netzsperrgerät ausgerüstet. Als sie das Maibaumstüberl des Burschenvereins mit einem Bauzaun umstellt hatten, konnten die eingesperrten Wachen nicht einmal mehr über ihre Handys Hilfe rufen. Bis sie sich befreit hatten, war ihr Baum weg.

Dem Burschenverein Finsing ist es heuer bereits gelungen, einen Maibaum zu stehlen. Am Karfreitag hatte der Baum der Forstinninger daran glauben müssen. Gegen einige Maß Bier und eine zünftige Brotzeit für jeden der Diebe haben ihn die Bestohlenen wieder ausgelöst. Trotz des frühen Erfolgs wollen es die Finsinger Burschen bei einem Diebstahl in diesem Jahr belassen. Schließlich, erklärt deren Vorsitzender Ludwig Lex, sei es üblich, am ersten Mai beim Aufstellen des ausgelösten Baumes zu helfen. "Und da wollen wir schließlich geschlossen mit 50 Mann antreten."

© SZ vom 19.04.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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