Erding:Mehr Schutz für Radler gefordert

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Auf der Langen Zeile in Erding müssen sich Fahrradfahrer und Autos die Straße teilen. (Foto: Stephan Görlich)

Während der Corona-Pandemie sind viele Menschen öfters mit dem Fahrrad unterwegs. Die Dunkelziffer bei den Unfällen ist hoch, gibt die Polizei zu. Der ADFC sieht vor allem im Stadtgebiet Erding Handlungsbedarf

Von Jakob Ille, Erding

Die Corona-Pandemie hat die Menschen zurück aufs Fahrrad gebracht. Die Fahrradgeschäfte bezeichnen sich trotz aller Covid-19-Einschränkungen als Gewinner der Pandemie, so gut laufen die Geschäfte. Bei einer Umfrage des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur gab jeder vierte Deutsche an, öfter aufs Rad zu steigen, als vor der Pandemie. Die Gründe dafür: Ersatz für andere Freizeitaktivitäten, Entkommen aus der häuslichen Enge, körperliche Fitness und höherer Schutz vor einer Corona-Infektion als in anderen Verkehrsmitteln. Auch in Erding boomt das Rad. "Vor allem Familien machen häufiger Ausflüge, auch außerhalb der Ortschaften", sagt Horst Weise, Vorsitzender des Kreisverbandes des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC).

Weise freut sich über alle, die anstatt ins Auto aufs Rad steigen. Fahrradfahrer seien im Straßenverkehr aber nicht ausreichend geschützt: "An zwei Drittel aller Unfälle bei denen Radfahrer beteiligt sind, sind die Autofahrer schuld". Vor allem im Erdinger Stadtgebiet sieht er Handlungsbedarf. Radwege auf beiden Straßenseiten würden verhindern, dass sich Radfahrer und Radfahrerinnen in die Quere kommen. Autofahrer müssen mindestens 1,5 Meter Abstand zu Radfahrern halten, viele würden das aber ignorieren. Hier sieht Weise vor allem die Polizei in der Verantwortung: "Ich würde mir mehr Präsenz wünschen. Es gibt in Erding eine Fahrradstaffel, nur hat die noch nie jemand gesehen. Wäre die Polizei im Straßenverkehr sichtbarer, würden auch Autofahrer besser Acht geben".

Die Polizei zählt im laufenden Jahr etwa mehr als 20 Verkehrsunfälle mit Radfahrern. Sieben davon wurden schwer verletzt. 2020 waren es insgesamt 59 Unfälle mit Radlern und fünf wurden schwer verletzt. "Die Polizei erlangt aber oft nur Kenntnis von Unfällen, wenn ein Rettungsdienst gerufen wird oder andere Verkehrsteilnehmer beteiligt sind. Die Dunkelziffer dürfte höher sein", sagt Polizeioberkommissar Benjamin Brückner. Dieser Ansicht ist auch Horst Weise: "Die Polizei weiß nur über rund ein Drittel aller Verkehrsunfälle mit Radfahrern Bescheid. Wenn sie zum Einsatzort kommt, sind die Verletzten oft schon im Krankenhaus." Von der Stadt Erding wünscht sich Weise eine schnellere Umsetzung von Maßnahmen zum Schutz der Radfahrer. Es gäbe noch immer Kreuzungen, an denen Radfahrer absteigen müssen, um einen Knopf zu drücken, damit die Ampel grün wird. Besonders kritische Kreuzungen wie die Fliegerhorst-Kreuzung müssten besser geregelt werden. Radfahrer, die diese Kreuzung passieren, würden von abbiegenden Fahrzeugen häufig übersehen werden. "90 Prozent der abbiegenden Fahrzeuge achten nicht auf Radfahrer. Deshalb sollte an dieser Kreuzung der Geradeaus-Verkehr Vorrang haben."

Vor allem bei älteren Menschen erfreuen sich zudem E-Bikes, also Fahrräder mit Elektromotor, großer Beliebtheit. Der Aktiv-Treff der Stadt für Seniorinnen und Senioren bietet deshalb sogar Fahrradtrainings an. Nach dem Theorieteil können Fahrrad- und Fahrradhelmsimulatoren getestet werden.

Besonders gefährdet sind laut Weise die Ältesten und die Jüngsten. Sowohl ältere Herren als auch junge Burschen würden sich oft überschätzen. Kinder seien ohnehin leicht zu übersehen und geben oft die falschen Signale. Damit der Straßenverkehr für alle sicher ist, bleibt "die oberste Maxime die gegenseitige Rücksichtnahme", sagt Weise.

© SZ vom 23.07.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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