Kreismusikschule Erding:Mehr Melodien für die Volksmusik

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Großzügige Spende: Das Archiv der Kreismusikschule bekommt viele neue Notensätze.

Von Judith Issig, Erding

Nicht Karl Moik, nicht der Musikantenstadel. Sondern Menschen, die Spaß am gemeinsamen Musizieren haben, das sind für Reinhard Loechle die wahren Volksmusiker. "Wichtig ist nicht, dass man besonders schön singt. Wichtig ist, dass man überhaupt singt", sagt er. Der Volksmusikpfleger des Landkreises hat es sich zur Aufgabe gemacht, besonders den Kindern und Jugendlichen die Schönheit der überlieferten Musik aus der Region nahezubringen - und vor allem die Freude am Musizieren und Singen. Schließlich leitete Loechle 40 Jahre lang die Kreismusikschule.

Unterstützung bekommt Loechle jetzt vom Volksmusikarchiv des Bezirks Oberbayern: Es spendet Notensätze und wissenschaftliche Aufsätze aus der Volksmusikforschung. Dieses Material wird Reinhard Loechle im Archiv der Kreismusikschule aufbewahren. So stehen die Notenblätter den Lehrern und Schülern und den zahlreichen Musikgruppen im Landkreis zur Verfügung. Schon jetzt hat Reinhard Loechle mehrere hundert Bände an Notenmaterial in seinem Fundus. Ein besonderer Schatz ist die Sammlung der Musikantenfamilie Reiser aus Thalheim und Fraunberg. 200 Jahre sind die Stücke zum Teil alt, deren handschriftliche Notenblätter man auf verschiedenen Dachböden rund um Fraunberg gefunden hat. Die Mitglieder der Familie Reiser waren weit über den Landkreis hinaus bekannt und komponierten ihre Stücke selbst.

Neu ins Notenarchiv der Kreismusikschule kommen jetzt Spiel- und Singhefte mit Melodien aus der Region vom Tegernsee, aus dem Berchtesgadener Land und von Wastl Fanderl, dem ersten Volksmusikpfleger des Bezirks Oberbayern. Außerdem mündlich überlieferte Melodien und Lieder aus ganz Oberbayern, die aufgenommen und schriftlich festgehalten wurden. Musiker aus dem Landkreis können sich die Noten kopieren. Volksmusikpfleger Reinhard Loechle berät die Musikgruppen, hilft ihnen, wenn neue Stimmen hinzugeschrieben werden müssen oder die Gruppen Lieder für einen besonderen Anlass suchen, für eine Hochzeit beispielsweise. "Die Volksmusikpfleger in den Landkreisen sind nah dran an den Menschen. Das hilft, die Volksmusik am Leben zu erhalten", sagt Ernst Schusser, der Leiter des Volksmusikarchivs Oberbayern. Deswegen stellt er Reinhard Loechle die Notensammlungen gerne zur Verfügung. Loechle wiederum ist es wichtig, dass die Kinder und Jugendlichen die alten Melodien und mundartlichen Texte kennenlernen. "Das ist ein Stück Kultur, das darf nicht verloren gehen", sagt Loechle, "das sind unsere heimatlichen Wurzeln." Im Erdinger Land spielte die Gebrauchsmusik, wie Volksmusik früher genannt wurde, immer eine große Rolle im Leben der Menschen. Gebrauchsmusik, weil die Musik bei bestimmten Anlässen gebraucht wurde - bei Hochzeiten, Beerdigungen und Tanzabenden. Auch heute gibt es mehr als 50 Volksmusikgruppen im Landkreis. Viele Familien spielen gemeinsam. Einige, wie die Geigenmusi der Geschwister Haindl oder die Faltermaier Klarinettenmusi, sind auch über den Landkreis hinaus bekannt. Zunehmend öffnen sich die Volksmusikanten auch anderen Stilen und lernen dabei voneinander. Musiker wie Hubert von Goisern oder La Brass Banda hätten außerdem eine neue Volksmusik geprägt, sagt Loechle. Die fände auch unter den jungen Leuten Fans. Und Nachahmer - zum Beispiel an der Kreismusikschule in Erding.

© SZ vom 23.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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