Entgegen der Prognosen und Befürchtungen zur demografischen Bevölkerungsentwicklung geht die Zahl der Schulanfänger im Landkreis auch zum Beginn des kommenden Schuljahres noch nicht zurück. Dies teilte Schulamtsleiterin Marion Bauer bei der Vorstellung der Schülerzahlen an Grund- und Mittelschulen am Donnerstag mit. Demnach beginnen am kommenden Dienstag 1294 Kinder mit dem Unterricht, 15 Grundschüler mehr als im Vorjahr. Insgesamt beträgt die Zahl der Grundschüler 5103, die der Mittelschüler 2549. Durchschnittlich sind 20 Schüler in einer Klasse, an den Grundschulen ein wenig mehr als an den Mittelschulen.
Ob die gestiegenen Schülerzahlen an Grundschulen auch mit den schulpflichtigen Asylbewerbern zusammenhängen, konnte Bauer nicht sagen. Sie verdeutlichte jedoch, dass die Betreuung der Asylbewerber in diesem Jahr besondere Priorität genießt. So sollen die Schulen im Landkreis Kinder und Jugendliche mit nichtdeutscher Muttersprache besonders intensiv betreuen: Es werden 256 zusätzliche Unterrichtsstunden zur Förderung von deutsch als Zweitsprache angeboten. Das Schulamt hatte den Bedarf erkannt, weil von 1192 Schülern mit Migrationshintergrund 750 für Fördermaßnahmen angemeldet wurden; 89 davon, darunter auch Asylbewerber, ohne Deutschkenntnisse.
In Kooperation mit den Kindergärten im Landkreis werden Vorkurse in deutscher Sprache angeboten. Deren Anzahl - und die der Deutschförderklassen - wurde erhöht. Deutsch als Zweitsprache ist bereits ein Fortbildungsschwerpunkt, am Schulamt wird ein entsprechender Arbeitskreis gebildet und mit einem Fachberater für Migration zusammengearbeitet, um die Integration der Schüler im Unterricht zu optimieren. "Es ist keine neue Situation für uns", sagt Bauer.
Auch für die Ankunft weiterer Flüchtlinge im Laufe des Schuljahrs sei das Schulamt vorbereitet. Es sollen bei Bedarf Lerngruppen für jeweilige Regionen im Landkreis stattfinden - voraussichtlich an zentralen Schulen in Erding und Dorfen - zu denen alle Schulen im Umkreis ihre Schüler anmelden können. Den Unterricht sollen Aushilfslehrer, sogenannte mobile Reserven, übernehmen. Mit den jeweiligen Bürgermeistern will Bauer die Übernahme der Beförderungskosten regeln. Konkret könne das Schulamt allerdings erst handeln, wenn die Flüchtlinge anerkannt sind.
Die Helferkreise, die immer wieder den Mangel an Unterrichtsmöglichkeiten für schulpflichtige Flüchtlinge hervorheben, bittet Bauer um die Zusammenarbeit mit Schulen vor Ort. Schulrat Robert Leiter betonte, dass überdurchschnittlich viele Lehrer ehrenamtlich in der Flüchtlingshilfe aktiv seien: "Das ist sehr erfreulich, das macht es den Kindern etwas einfacher."
Leiter erwähnte als "wichtige Neuerung" die offenen Ganztagsangebote an den Grundschulen in Moosen und Walpertskirchen, wo im Rahmen einer Pilotphase die Betreuungsmöglichkeiten erweitert werden. Auf die in manchen Regionen des Landkreises geringen Schülerzahlen will das Schulamt weiterhin mit Zusammenlegung mehrerer Jahrgänge reagieren. "Es ist der politische Wille, die wohnortnahen Schulen zu erhalten", sagte Bauer. Zwar gebe es mit Beginn dieses Schuljahrs keine neuen jahrgangskombinierten Klassen. Bestehende wie die an der Grundschule in Inning am Holz hätten sich jedoch bewährt. So hätten sich gar gewisse Vorzüge ergeben, die das Lernverhalten der Schüler untereinander betreffen.
Bauer stellte zudem drei neue Konrektoren vor: Astrid Villing, 44, übernimmt die Grund- und Mittelschule Forstern, Gabriele Reiss, 44, die Grund- und Mittelschule Oberding und Rainer Sonnleitner, 49, wird Konrektor der Marie-Pettenbeck-Schule in Wartenberg. Insgesamt gibt es 53 neue Lehrkräfte im Landkreis. Bauers nicht ganz unwichtiges Fazit: "Jede Klasse hat eine Lehrkraft."