Erding:Management für Notfälle unter Wasser

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Konsequentes Weiterbilden und dazu lernen wollen sind für Hubertus Bartmann ein Schlüssel zur Prävention. (Foto: Schmidt)

Fachtagung für Taucher in der Stadthalle: Etwa 270 Teilnehmer werden erwartet

Von Jan-Hendrik Maier, Erding

Eines Nachts machen sich zwei Burschen auf zu einer Spritztour mit ihrem Schlauchboot auf einem nahe gelegenen Fluss. Alles verläuft ohne Probleme, bis sie an ein Wehr eines Kraftwerks kommen. Beim Versuch es zu überqueren geraten sie in den Sog der Anlage, ihr Boot kentert. Einer von beiden ist auf der Stelle tot, der andere kommt während des Rettungseinsatzes um. Die Hinterbliebenen zeigen später einen der Helfer wegen fahrlässiger Tötung an, das Verfahren wird jedoch eingestellt. Was können Retter aus diesem Fall lernen? Wie können tragische Tauchunfälle besser verhindert werden? Notfallmanagement ist eines der Themen, über das bei den Taucher-Tagen am Freitag und Samstag in der Erdinger Stadthalle diskutiert wird.

Die etwa 270 Teilnehmer sind überwiegend Fachmediziner und Taucher von Berufsfeuerwehren, Marine, Polizei und Schifffahrtsbehörden aus dem gesamten deutschsprachigen Raum. Vereinzelt finden sich im Feld ehrenamtliche Helfer vom BRK und der DLRG sowie Sporttaucher. Parallel dazu findet eine Messe statt, bei der 18 Hersteller professionelle Tauchausrüstung präsentieren. Zwei Verlage bieten Fachliteratur an. Vor der Stadthalle stellt das Technische Hilfswerk einen Tauchcontainer auf.

Hubertus Bartmann organisiert die Tagung, die es seit 1994 gibt. Ein zentrales Thema ist am Freitag die Analyse von Rettungen und Tauchunfällen. Am Beispiel der beiden verunglückten Burschen will Bartmann Helfer für die spezielle Situation und den hohen organisatorischen Aufwand während eines Einsatzes an einem Wehr sensibilisieren: "Oft sind solche Anlagen in hermeneutisch abgeriegelten Bereichen, da fehlt natürlich die Routine." Der Kelheimer zeigt den Profis mögliche Vorgehensweisen auf. Ein Sachverständiger erklärt an einem konkreten Fall, bei dem zwei Menschen ertrunken sind, was Taucher daraus für die Prävention lernen können. Dass bei einer Übung für ehrenamtliche Helfer nicht immer alles reibungslos funktioniert, ist das Thema von Karola Roolf. Die Landesbeauftragte der DLRG in Nordrhein-Westfalen berichtet von einem Zwischenfall bei einer Fahrt in einer Druckkammer. Bartmann warnt davor, solche Simulationen als "Spaßveranstaltungen" misszuverstehen, denn die Geräte seien nur für Therapiezwecke zugelassen. "Sichern Sie sich im Vorfeld gut ab, für den Fall, dass etwas schief geht."

Wahrhaft kein angenehmer Anblick bietet sich Polizeitauchern, wenn sie zu einem Einsatz mit einer Wasserleiche gerufen werden. Dennoch müssen sie einiges beachten, um die anschließende Arbeit der Forensiker nicht zu erschweren. Was genau, erklärt der Wiener Gerichtsmediziner Martin Grassberger in seinem Vortrag. Aktuelle Erkenntnisse zu grundlegenden Aspekten des Tauchens präsentieren zwei Ärzte aus München und Innsbruck. Christoph Klingmann informiert über Behandlungsmöglichkeiten bei Problemen mit dem Druckausgleich - gerade Sporttaucher seien davon oft betroffen, sagt Bartmann. Frank Hartig referiert über Prozesse im Körper während des Auftauchens, bei dem die Wahl der passenden Geschwindigkeit entscheidend ist. Vertreter der DLRG erklären, was für und was gegen die Ausbildung von jugendlichen Tauchern spricht und diskutieren strategische Fragen bei der Organisation eines Einsatzes. An Taucher von Behörden richten sich die Referate zu neuen Sicherheitsvorschriften. Am Ende gibt es Tipps, wie man die eigene Ausrüstung fachgerecht reinigt.

Auch wenn sich die Tagung vor allem an Profis richtet, appelliert der ehrenamtliche Ausbilder Bartmann an jeden, der ins Wasser steigt, genau auf seine körperlichen und fachlichen Grenzen zu achten. Es sei etwas anderes, ob man sich mal im Urlaub zwei Wochen lang vor Ägypten ins warme und helle Wasser begebe, oder ob man in den kalten Bodensee abtauchen wolle, dessen Strömung, besonders für Amateure, nicht ungefährlich sei.

© SZ vom 08.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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