Erding:Man arrangiert sich

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Früher war alles besser? Offenbar hatte man damals nicht viele Probleme mit ausbleibendem Schnee: Ein historisches Bild des Dorfener Skiclubs. Repro: Renate Schmidt (Foto: Renate Schmidt)

"Wir sind optimistisch": Die Skischulen im Landkreis befürchten trotz des schneearmen Dezembers keinen dramatischen Einbruch bei den Anmeldungen. Sorge bereitet ihnen allerdings die Lage in den Skigebieten

Von Melanie Schwarzbauer, Erding

Als begeisterter Skifahrer hat man es bei den Temperaturen weit über dem Gefrierpunkt nicht leicht; auch den Skischulen setzten die milden Winter der vergangenen Jahre zum Teil zu. Die DSV Skischule mit knapp 50 ausgebildeten Skilehrern ist eine der größten Schulen im Landkreis Erding und im Skiclub Erding fest etabliert. Erwin Dosch Junior, in der Geschäftsstelle des Skiclubs tätig und seit etwa 35 Jahren ausgebildeter Skilehrer, sagt, die Anmeldungen für den Kurs in den Weihnachtsferien sei noch recht verhalten. Ansonsten sei aber kein Rückgang bei der Teilnehmerzahl bemerkbar: "Die Fahrten nach Südtirol im Januar und März sind so gut wie ausgebucht", sagt Dosch. Die DSV Skischule reise trotz der milden Winter seit Jahren in die selben Skigebiete, mit Ausnahme der Schweiz, für die aus Kostengründen eine Alternative gefunden wurde. "Die Tagesskipässe in der Schweiz sind extrem im Preis angestiegen und viele sind einfach nicht bereit, eine so hohe Summe zu bezahlen", sagt der Skilehrer. Südtirol sei eine gute Alternative, wobei er die Gesetze der Beschneiung dort nicht befürworte: "In Südtirol gibt es andere Regeln, es ist erlaubt, Schneekanonen auch bei Plustemperaturen einzusetzen. Das bedeutet aber, dass der Kunstschnee dort leider zu viele chemische Zusätze beinhaltet, die der Umwelt nicht gerade gut tun". Überhaupt mache sich ein massiver Schwund der Gletscher bemerkbar, sagt Dosch, der erst kürzlich wieder bei einer Fortbildung im Stubaital die Auswirkungen der Klimaerwärmung feststellte. Herbert Neumaier, Skischuleiter der Skischule Neumaier, reist mit seinen "Zwergen" noch immer in deutsche Skigebiete wie Lenggries bei Bad Tölz. Mit den älteren Schülern fährt der Skilehrer hauptsächlich in österreichische Skigebiete. "Wir haben Glück, dass wir nur eineinhalb Stunden nach Österreich brauchen". Aber auch in Österreich muss auf den Pisten mit Kunstschnee nachgeholfen werden. Außerdem sei es jetzt schon die dritte Saison hintereinander, die Neumaier Sorgen bereitet: "Wir haben uns mit dem künstlichen Schnee arrangiert. Doch viele Gebiete, wie zum Beispiel am Spitzingsee, sind so überfüllt, da macht das Skifahren keinen Spaß mehr". Trotz der neuen Alternativen und Angebote sei ein Einbruch von 20 Prozent möglich, befürchtet Neumaier und hofft, dass mit dem Schneefall auch die Anmeldezahlen steigen. "Das Ski-Opening in Stubai war für die Verhältnisse mit gut 300 Skifahrern sehr erfolgreich und auch für die anderen Events wie das Ski-Finish Anfang März sind wir nach wie vor optimistisch", sagt Neumaier.

So positiv sich beide Skilehrer auch geben, beide sprechen doch von einem drastischen Rückgang beim Snowboard. Viele Snowboarder wären zum Skifahren zurückgekehrt, da technische Neuheiten das Skifahren wieder interessanter gemacht hätten. "Das Snowboardfahren war vor etwa zehn Jahren ein regelrechter Hype. Heute gibt es so viele unterschiedliche Ski. Mit den einen kann man Tricks und Sprünge machen, mit anderen ist man sehr schnell auf den Pisten unterwegs. Das könnte einer der Gründe für das geringe Interesse am Snowboarden sein", sagt Dosch. Die Sportler seien auch risikofreudiger geworden, was oft zu schweren Unfällen führt. "Die meisten tragen zwar einen Helm, bei dem schnellen Tempo können trotzdem schlimme Unglücksfälle passieren", sagt der Skilehrer.

© SZ vom 30.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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