Neues Gewerbegebiet:Logistiker will nach Erding

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Die Stadt weist im Westen ein 23 Hektar große Fläche aus. Auch Handwerksbetriebe, denen es am alten Standort zu eng wird, sollen dorthin ausweichen können

Von Antonia Steiger, Erding

Ein Logistikunternehmen möchte sich in Erding niederlassen. Der Stadtentwicklungsausschuss hat ihm am Dienstag den Weg bereitet und beschlossen, einen neuen Bebauungsplan aufzustellen. Er umfasst 23 Hektar im Westen Erdings an der Dachauer Straße und südlich der Sigwolfstraße. Die Fläche liegt neben dem Einzelhandelsgebiet. Dass sich dieses Stück Land einmal füllen wird, damit rechnet die Politik schon seit Jahren. Sie will nun auch Voraussetzungen dafür schaffen, dass einheimische Handwerker, denen es in der Stadt zu eng wird, dort Platz finden. 5000 Quadratmeter sollen zudem für einen neuen Recyclinghof abfallen.

Unumstritten war die Entscheidung nicht, und das nicht nur, weil das Logistikunternehmen ankündigt, an sieben Tagen der Woche rund um die Uhr zu arbeiten. Für diesen Verkehr soll es daher eine eigene Zufahrt zur Flughafentangente Ost geben. Das Unternehmen soll ganz im Westen und möglichst nah an der FTO errichtet werden. Unzufrieden waren einige Stadträte auch damit, dass gerade jetzt in einer Arbeitsgruppe an einem Zukunftsplan Gewerbe gearbeitet werde. Die Ausweisung des Gewerbegebietes würde das Ergebnis dieser Arbeit geradezu vorwegnehmen, sagte Günther Kuhn (Grüne). Aber Oberbürgermeister Max Gotz (CSU) und die Mehrheit der Stadträte wollten sich dieser Sichtweise nicht anschließen. Jetzt liege der Antrag vor, jetzt gebe es die Chance, Gewerbe nach Erding zu holen, sagte Gotz. Man könne die Antragsteller nicht jetzt zurückweisen und in einem halben Jahr wieder auf sie zukommen.

Er warb mit weiteren Argumenten für das neue Gewerbegebiet: Einige Handwerksbetriebe können ihm zufolge nicht so expandieren, wie sie wollten, weil sie keinen Platz haben. Deswegen soll auch eine Art Handwerkerhof an der Sigwolfstraße geschaffen werden, eine Idee, die auch die Freien Wähler schon propagiert hatten. Außerdem soll dort auch der lang ersehnte neue Recyclinghof entstehen. Er muss vom Landkreis gebaut werden, die Stadt muss den Grund zur Verfügung stellen. Mehrere Versuche waren gescheitert, einen Ersatz für den seit Jahren als zu klein erachteten Recyclinghof am Rennweg zu finden. Und noch einen Vorteil sieht Gotz: Die Baustoffhandlung Auer hatte vor Jahren darum gerungen, erweitern zu können. Die Regierung von Oberbayern hatte es ihr verwehrt mit Verweis auf das Anbindungsgebot, demzufolge neue Gewerbeflächen an bestehende angebunden werden sollen. Das sah sie dort nicht gegeben. Mit einer weiteren Entwicklung Richtung Westen dürfte Auer auch erweitern. "Mittelfristig" so sagt Betriebshinhaber Maximilian Auer, sei dies weiterhin geplant.

Nur noch eine untergeordnete Rolle spielt in den Überlegungen der Politik vorerst der Fliegerhorst Erding. Wenig oder noch gar nicht vorangeschritten sind nach Gotz Informationen die Vorbereitungen in Manching, wo Teile der Erdinger Militäreinrichtungen unterkommen sollen. Frühestens 2021, so sagte Gotz, werde die Bundeswehr die Fläche verlassen. Und er hoffe, dass er mindestens zwei Jahre vorher davon erfahre. Vor 2019 wird sich daher kaum mehr jemand mit dem Entwicklungspotenzial des 350 Hektar großen Areals befassen, wo es nicht nur Platz für Wohnen und Gewerbe, sondern auch für Freizeit, Bildung und anderes geben soll. Nicht berührt von dieser Perspektive sind die Flächen für den neuen Bahnhof: Sie sind bereits jetzt entbehrlich, das hat die Bundeswehr schon vor langer Zeit wissen lassen.

Kuhn und ÖDP-Stadtrat Stefan Treffler äußerten sich auch kritisch dazu, dass ausgerechnet ein besonders verkehrsintensives Logistikunternehmen nach Erding kommen soll. Unter dem Eindruck der Weltklimakonferenz in Paris rechnet Treffler fest mit einem veränderten Konsumverhalten, wie er sagte - nicht jedoch Gotz. Dieser warb auch dafür, in Erding Ausbildungsplätze und Arbeitsplätze zu schaffen für Absolventen der Mittelschule. Denn auch das wünscht sich die Stadt: dass sich Feinmechanik-Unternehmen oder Leichtindustrie, die Konsumgüter herstellen, ansiedeln. Dafür bilde die Berufsschule aus, sagte Schulreferent Josef Biller (CSU). Zum Arbeitsplatz müsse aber jeder Erdinger pendeln.

© SZ vom 17.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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