Erding:Kopf und Körper im Gleichgewicht

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Bernhard Winkler (Mitte), ehemaliger Fußballspieler des TSV 1860 und neues Mitglied des SV Zukunft, beim Koordinations-Training. (Foto: Renate Schmidt)

Mit Bernhard Winkler hat der SV Zukunft einen weiteren Trainer gewonnen, der mit ."Life Kinetik" gleich eine neue Trainingsmethode mitbringt. Der ehemalige Löwenprofi motiviert am Dienstag Jugendliche im Aruso-Jobcenter

Von Melanie Schwarzbauer, Erding

"Disziplin, eiserner Wille und Durchhaltungsvermögen braucht man nicht nur im Sport", sagt Bernhard Winkler, ehemaliger Fußballprofi und Torjäger des TSV 1860. Damit trifft er genau das Konzept, das das Projekt SV Zukunft vermitteln möchte.

Dienstagvormittag hatte Winkler im Aruso-Jobcenter in Erding seine erste Trainingseinheit mit einer Gruppe junger Leute, die bisher ihren Platz auf dem Arbeitsmarkt noch nicht gefunden haben. Ziel des SV Zukunft ist es, die Jugendlichen zu motivieren, ihr Selbstvertrauen zu stärken und ihre Persönlichkeitsentwicklung zu fördern. Außerdem lernen sie mit Rückschlägen umzugehen. Manchmal müsse man einfach einen Impuls setzen, sagt Birgit Mooser-Niefanger, Projektleiterin des SV Zukunft, und erklärt, dass der Verein hauptsächlich mit Menschen zu tun hat, die keinen geradlinigen Lebenslauf haben und bei denen häufig die Unterstützung des Elternhauses fehlt. Auch die Jugendlichen, die an dem Training im Aruso-Jobcenter teilgenommen haben, gehören zu dieser Gruppe. Die meisten hätten zwar einen Schulabschluss, haben aber entweder keinen Ausbildungsplatz gefunden oder diese abgebrochen, sagt Aruso-Geschäftsführerin Anja Berthold-Fiedler.

Was als Testlauf begann, schon 2014 war der SV Zukunft mit dem zehnfachen Weltmeister im Kickboxen Florian Pavic zu Besuch bei Aruso, soll nun zu einer "langfristig angelegten Trainingsmaßnahme werden". Die jungen Kursteilnehmer hätten untereinander einen Zusammenhalt entwickelt und sich gegenseitig Hilfe angeboten, was sich positiv auf ihre Entwicklung auswirkte. Christine Rothbauer, die für die Arbeitssuchenden unter 25 Jahren zuständig ist, sieht es als große Chance mit dem SV Zukunft zusammenzuarbeiten, denn durch die Kurse könne man sich intensiver kennenlernen und Problemherde konkretisieren.

Zu Beginn der Projektphase gab es in diesem Fall den Trainingstag mit Bernhard Winkler, in den darauffolgenden Wochen kommen strategische Einzelberatung dazu, erklärt die Projektleiterin. Sie sagt, nur durch eine geringe Teilnehmerzahl sei eine individuelle Beratung möglich: "Für ganze Schulklassen können wir leider keine Einzelgespräche anbieten. Im Jobcenter geht das aber, denn einerseits nehmen nicht nur weniger Leute an dem Kurs teil, die Zeit des Projekts ist auch unbefristet", sagt Mooser-Niefanger. Allerdings wird von ihr kein permanenter Beratungszustand angestrebt: "Für mich ist die Phase erst beendet, wenn ich Bewegung sehe. Aus dem Gefühl heraus würde ich auf vier Trainingstage schätzen".

Der SV Zukunft hat mit Bernhard Winkler nicht nur einen weiteren Trainer und erfolgreichen Profisportler gewonnen, er bringt auch eine neue Trainingsmethode mit, die mit Gehirntraining die Leistungsfähigkeit stärken soll. "Durch Life Kinetik kann man, egal welche Altersgruppe, in spielerischer Form seinen Kopf und Körper ins Gleichgewicht bringen", sagt Winkler. Koordination und Konzentration liegen sehr nahe beieinander, weshalb beim Fördern der Koordination auch die Konzentration zunehme. "An einer Schule in Wolfsgang hatten wir zum Beispiel einen Jungen, der einfach nicht still sitzen konnte. Wir gaben ihm die Hausaufgabe, jeden Tag 30 Sekunden auf einem Bein zu stehen und die Balance zu halten. Durch die Übung konnten wir eine erhebliche Besserung erkennen", sagt Mooser-Niefanger. Den Sport würde man als "Metapher" für die Arbeitswelt verwenden, denn dieser Transfer funktioniere sehr gut.

"Nie Aufgeben. Egal wie oft man abgewiesen wird, das gilt für den Arbeitsmarkt genauso wie für den Sport", sagt Winkler. Er weiß selbst am besten, dass sein Weg zur Profikarriere ein "holpriger" war, den er nur mit viel Willenskraft gehen konnte.

© SZ vom 20.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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