Erding:Konzept für Obdachlose

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Flüchtlingshilfe und Nachbarschaftshilfe wollen die Duschen im Keller der alten Post sanieren sowie eine Wärmestube, eine Teestube und eine Waschmaschine anbieten

Von Vanessa Neuss, Erding

Knapp zwanzig Menschen in Erding haben kein Dach über dem Kopf. In insgesamt vier Unterkünften finden sie eine Bleibe. Allerdings gibt es in manchen dieser Unterkünfte keine Duschen, öffentliche Duschen gibt es in Erding ebenfalls nicht. Die Flüchtlingshilfe Erding und die Nachbarschaftshilfe Erding wollen sich nun gemeinsam für sanitäre Anlagen für Obdachlose einsetzen. Ein konkretes Gebäude haben die Vereine schon im Blick: das Gebäude der alten Post am Bahnhof. Hier ist schon der Laden der Tafel seit zwei Jahren untergebracht.

Vor etwa einem Jahr hatte die Vorsitzende der Flüchtlingshilfe, Sabrina Tarantik, die Idee, die alten Duschen, die sich im Keller des Gebäudes befinden, zu renovieren und Bedürftigen zur Verfügung zu stellen. Das passe auch in dem Sinne gut, dass die beiden Vereine "alles beaufsichtigen und betreuen können, weil es im Haus wäre", sagte Tarantik. Im Spätsommer überzeugten sich OB Max Gotz (CSU) und Mitarbeiter des Bauamtes von dem Zustand der Duschen. Petra Bauernfeind, Vorsitzende der Nachbarschaftshilfe und Stadträtin der Freien Wähler, berichtete von dem Resultat: "Die Installationen müssten rausgerissen werden, da sie so lange nicht genutzt wurden und sich Keime gebildet haben." Außerdem wäre die Haftungsfrage noch zu klären, sagte Bauernfeind. Thema waren die Duschen auch bei den Haushaltsberatungen des Stadtrates. Gotz bestätigte, dass es eine erste Kostenschätzung bereits gebe und dass die Frage der Haftung noch zu lösen sei. Dass Duschen in diesem Gebäude aus den 1960er-Jahren auch ein hygienisches Problem sein könnten, darauf wies Burkhard Köppen (CSU) hin. Gotz war bereits im Bilde: "Wir reden über einen Leitungsneubau und vielleicht auch über einen Heizungsneubau."

Die Duschen sollen erst der Anfang eines Gesamtkonzeptes sein, so Bauernfeind. Das Konzept soll des Weiteren eine Wärmestube, eine Teestube und offene Sprechstunden anbieten. Auch eine Waschmaschine soll bereitgestellt werden. "Der Bedarf ist auf jeden Fall da", sagt die Stadträtin und FW-Bürgermeisterkandidatin. Mitte Januar treffen sich die Vereinsvorsitzenden mit Fachleuten für Menschen in Wohnungsnot, dann soll das Gesamtkonzept entwickelt und optimiert werden. Bauernfeind äußerte sich zuversichtlich, dass die Stadtpolitik mitziehe, da es langfristig eine Entlastung für die Stadt wäre. Die Obdachlosenunterkünfte seien generell nicht gut ausgestattet, da sollte mehr getan werden, sagte Tarantik. Sie äußerte sich skeptisch: "Es macht den Anschein, dass Obdachlose im Wahlkampf kein populäres Thema sind."

Die Vereine wollen sich außerdem bei Förderprogrammen des Freistaats bewerben um öffentliche Gelder für Obdachlosenbetreuung zu erhalten, so Tarantik. "Die Chancen, diese Förderung zu erhalten, stehen recht gut, da Defizite da sind", sagte Bauernfeind. Einige der Obdachlosenunterkünfte seien auch abgesehen von den Duschen in einem untragbaren Zustand, ergänzt Tarantik. Notschlafplätze für Obdachlose gäbe es beispielsweise gar nicht in Erding. Tarantik macht deutlich, dass die sanitären Anlagen ein Anfang wären, um Menschen auf der Straße zu helfen.

© SZ vom 28.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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