Erding:Komplizierte Angelegenheit

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Die Einrichtung einer Notunterkunft für Asylsuchende am Fliegerhorst befindet sich noch immer in der Planungsphase

Von Florian Tempel, Erding

Auf dem Gelände der Gäubodenkaserne im niederbayerischen Feldkirchen waren binnen 72 Stunden Zelte für eine große Zahl von Flüchtlingen aufgebaut. Die Einrichtung einer ähnlichen, großen Notunterkunft am Fliegerhorst Erding ist offenbar komplizierter und geht nicht so schnell voran. Der Projektstab von Technischem Hilfswerk, Bundeswehr und Deutschem Roten Kreuz (DRK) ist noch immer in der Erkundungs- und Planungsphase. Nach Informationen der SZ ist nicht damit zu rechnen, dass vor Ende der kommenden Woche neu angekommene Flüchtlinge in den sogenannten "Wartebereich Erding" gebracht werden können. Dort sollen sie dann ein bis drei Tage bleiben, registriert und verpflegt werden, bevor man sie in andere Unterkünfte weiterverlegt.

Fest steht bis jetzt nur, dass 18 große Flugzeuggaragen im östlichen Teil des Fliegerhorsts als Unterkünfte genutzt werden sollen. Die sogenannten Shelter sind etwa 500 Quadratmeter große, halbrunde Betonhallen, in denen früher Jets untergestellt wurden. "Es ist aber nicht so, dass man da nur mal eben Feldbetten reinstellen muss und das war's", sagt DRK-Pressesprecher Dieter Schütz, "diese Betonbauten sind ja nicht klassischerweise für die Übernachtung von Menschen gedacht". Man müsse untersuchen, ob in ihnen umweltbedenkliche Stoffe gelagert waren, bevor sie gereinigt und eingerichtet werden können. Feldbetten aus Beständen des Roten Kreuz aus den USA und Kanada seien aber bereits auf dem Weg nach Erding. Zwischen den Shelter-Hallen soll ein großes Essenszelt aufgestellt werden. Wo Toiletten und Waschräume aufgebaut werden, sei noch nicht geklärt.

Ein noch ungelöstes Problem ist, wo der Zugang zu dem Shelter-Areal eingerichtet wird. Das Gebiet der Flüchtlings-Notunterkunft muss zwingend vom militärischen Bereich mit einem soliden, zwei Meter hohen Zaun abgetrennt werden. Auch der Weg zum Flüchtlingsbereich über das Fliegerhorstareal muss klar abgetrennt werden. Einen eingezäunten Weg zum Haupteingang an der Alten Römerstraße oder zum Südeingang an der Rotkreuzstraße, die beide etwa eineinhalb Kilometer von dem Shelter-Areal entfernt sind, erscheint äußerst schwierig. Wege zu einem nördlichen Ausgang bei Langengeisling oder einem am Ende der Start- und Landebahn bei Unterstrogn sind noch länger, aber leichter abtrennbar.

Da die Flüchtlinge in ihrem Bereich auf dem Fliegerhorst nicht eingesperrt werden, sondern ihn jederzeit ungehindert verlassen dürfen, interessiert Oberbürgermeister Max Gotz (CSU) besonders, welcher Zuweg letztlich ausgesucht wird. Dass er zu den Beratungen, in der solche Fragen geklärt werden, bislang nicht eingeladen war, stört ihn gewaltig. Die Informationspolitik des Bundes nennt er "inakzeptabel, unprofessionell und desaströs". Er betont jedoch, dass er mit seiner Kritik "nicht die Entscheidung für den Standort Erding" in Frage stellen wolle. Er fordere aber mehr Transparenz und bessere Kommunikation: "In einem modernen Staat und einer modernen Informationsgesellschaft erwarten das die Bürger."

Zur Forderung von Landrat Martin Bayerstorfer (CSU), dass der Landkreis keine weiteren Flüchtlinge zur Unterbringung zugewiesen bekommen soll, sobald auf dem Fliegerhorst Flüchtlinge eintreffen, sagte einen Sprecherin der Regierung von Oberbayern: "Wir befinden uns dazu in Gesprächen." Die Forderung sei aber nicht einfach zu erfüllen, da die geplante Notunterbringung auf dem Fliegerhorst "eine Bundesangelegenheit" sei.

© SZ vom 23.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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