Erding:Kleinteilig und ohne Verstärker

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Stadtrat befürwortet Kulturmeile für den Herbst. Aber Straßensperrung gibt es nicht.

Von Regina Bluhme, Erding

Künstler und Musikgruppen locken an den Wochenenden im September und Oktober Passanten in die für den Autoverkehr gesperrte Innenstadt - dieser Antrag von Erding Jetzt hat in der Stadtratssitzung am Donnerstag eine längere Debatte ausgelöst: Wie schützt man lärmgeplagte Anwohner? Passen Feuerschlucker ins Stadtbild? Und was ist mit Corona? Zum Schluss zauberte Oberbürgermeister Max Gotz (CSU) einen Vorschlag aus dem Hut: Demnach soll grundsätzlich in der Innenstadt eine Art Kulturherbst, wie von Erding Jetzt initiiert, möglich sein und auch finanziell unterstützt werden. Eine Sperrung der Innenstadt wird es aber nicht geben. Der Stadtrat stimmte dem Kompromiss ohne Debatte zu. Gruppen oder Einzelpersonen, die am Mitmachen interessiert sind, sollen sich bei der Stadtverwaltung melden.

Laut Antrag von Erding Jetzt sollten die Veranstaltungen in den beiden Monaten jeweils Samstags von 13 bis 21 Uhr stattfinden. Für diesen Zeitraum sei eine Teilsperrung der Innenstadt, zum Beispiel Landshuter Straße und Lange Zeile, zu prüfen. Die Antwort der Verwaltung am Donnerstag: Grundsätzlich sei ein kulturelles Angebot zu befürworten. Aber das Projekt klappt nur, wenn ein Veranstalter gefunden wird. Die Stadthalle Erding GmbH kommt dafür aus rechtlichen Gründen aktuell nicht in Frage, erfuhren die Räte. Am Geld hingegen würde es wohl nicht scheitern. Laut Kulturamt wurden coronabedingt bislang nur wenige Zuschüsse abgerufen.

Wenn Straßensperrung, dann "Jahrmarktsperrung", hieß es von Seiten des Ordnungsamts. Somit wären wesentlich mehr Straßen und Gassen der Altstadt betroffen. 2500 Euro würden für pro Sperrung anfallen, unter anderem müssten an dem Tag vier Personen vom Ordnungsamt Dienst tun. Zudem sei auf Ruhezeiten und Immissionsschutz zu achten.

Hubert Sandtner (CSU) kritisierte hohe Lärmbelastung, der ohnehin bereits jetzt die Bewohner der Innenstadt ausgesetzt seien, namentlich nannte er den Bereich Am Mühlgraben. "Jetzt müssen diese noch mehr Lärm ertragen für ein Freizeitevent", schimpfte der Stadtrat.

Thomas Schmidbauer (Erding Jetzt) betonte, es sei keinesfalls "ein Riesenevent" geplant, es solle ein niederschwelliges Angebot sein, "eine Art Straßenkunst" vielleicht mit Jongleuren, Feuerschluckern, Pantomimen, kleinen Gruppen örtlicher Vereine oder Ensembles von Orchestern und Kapellen.

Kleinteilig und ohne Verstärker. Grundsätzlich sehe er schon die Belebung der Innenstadt als positiv. So könne der Einzelhandel unterstützt werden und Künstler hätten wieder eine Möglichkeit für einen Auftritt. Das sah auch 2. Bürgermeisterin Petra Bauernfeind (Freie Wähler) ähnlich: Das Angebot sei "ein Aufschlag nach der Pandemie". Max Gotz jedoch betonte: "Wir haben eine Infektionslage" und er könne sich angesichts der steigenden Inzidenzwerte im Moment nicht vorstellen, dass da 50 oder 100 Leute in Trauben beisammen stehen. Da gehöre ein Hygienekonzept in Absprache mit dem Gesundheitsamt her. In Hinblick auf die Hygieneschutzbestimmungen sagte Schmidbauer: "Wenn der Wille da wäre, dann wäre das schon zu managen."

Ludwig Kirmair (CSU) befürchtete Probleme mit Anwohnern und erklärte in Hinblick auf die angesprochenen Feuerschlucker: "Einen Zirkus brauchen wir in der Innenstadt nicht."

Hans Egger (Erding Jetzt) bemängelte grundsätzlich, dass die Einzelhandelsstruktur in der Erdinger Innenstadt "etwas verarmt" sei. Die Hauptprobleme lägen jedoch im fehlenden Parkhaus und den Stellplatzablösen. "Wir wollten ein Signal setzen", so Egger. Wer in der Innenstadt wohne, müsse auch eine "gewisse Toleranz" mitbringen.

Schließlich einigten sich die Stadträte auf den eingebrachten Kompromiss: Kulturelle Veranstaltung Ja, Sperrung Nein. Der Kompromiss sieht zudem vor, dass die Stadt das Projekt, wie es auch immer heißen und aussehen mag, mit 22 500 Euro (beantragt waren 38 000 Euro) bezuschussen wird.

© SZ vom 24.07.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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