Vier Mittelschulen hatten die Chance, drei haben sich beworben, zwei sind noch in der engeren Auswahl, nur eine wird den Zuschlag erhalten: Das 9+2-Modell, bei dem Mittelschüler nach dem Quali zwei weitere Jahre Schule dranhängen und nach der 11. Klasse einen Mittleren Schulabschluss machen, wird wohl entweder in Isen oder in Finsing eingeführt. Forstern hatte sich gar nicht erst beworben und die Wörther Mittelschule scheint schon raus aus dem Rennen. Schulamtsleiterin Marion Bauer erklärte im Bildungs-Ausschuss des Kreistags, die Ortererschule erscheine ihr wegen ihre Größe - sie ist vergleichsweise klein - nicht so gut geeignet. Eine offizielle Entscheidung ist aber noch nicht getroffen. Die Kreisräte wollen die Ergebnisse eines Gutachtens der Hochschule für angewandtes Management Erding (HAM) abwarten, das "ergebnisoffen" prüft, welche die am besten geeignete Schule wäre.
Bislang steht nur eines fest: Im Landkreis soll es einen zweiten 9+2-Standort geben. An der Marie-Pettenbeck-Schule in Wartenberg wurde das Modell bereits zum Schuljahr 2013/14 eingeführt und hat sich dort als voller Erfolg erwiesen. Es ist so beliebt, dass mittlerweile die 10. und 11. Klassen mit 27 und 28 Schülern dort "zu groß für dieses Angebot sind", sagte Schulamtsleiterin Bauer. Für sie sei es deshalb "keine Frage, dass sich ein zweiter Standort im Landkreis trägt". Bauer verwies darauf, dass es auch im ähnlich großen Nachbarlandkreis Ebersberg bereits zwei 9+2-Mittelschulen gibt.
Bauer hat sich genau angeschaut, aus welchen Gemeinden die Schüler der Wartenberger 9+2-Klassen kommen. Dabei zeigte sich, dass fast die Hälfte schon zuvor in Wartenberg auf die Schule gegangen sind. Die Auswärtigen 9+2-Schüler kommen aus dem südlichen Landkreis sowie einige wenige aus dem nahe gelegenen Moosburg. Aus dem südöstlichen Landkreis nehme hingegen kein Schüler die weiten Fahrten nach Wartenberg auf sich. Bauer zog darauf zwei Schlussfolgerungen: Die zweite 9+2-Mittelschule müsse für viele interessierte Schüler gut erreichbar sein, die derzeit noch wegen zu weiter Schulwege ausgeschlossen sein. Und: Die zweite 9+2-Schule sollte eher eine größere Schule sein, so wie in Wartenberg.
Grundsätzlich seien zwar die drei Bewerber-Schulen in Wörth, Isen und Finsing gleichermaßen geeignet, sagte Bauer. Für die letzteren beiden spreche jedoch, dass sie deutlich mehr Klassen und Schüler haben, als die Wörther Mittelschule. Die Überlegung, die relativ kleine Wörther Schule durch 9+2-Klassen zu stärken und den Schulstandort somit langfristig zu sichern, "kann man außer Acht lassen", sagte Bauer - die Wörther Mittelschule sei in den kommenden Jahren auch so nicht in ihrem Bestand gefährdet.
Nach dieser Einschätzung brachten sich die Bürgermeister von Finsing und Isen, Max Kressirer und Siegfried Fischer (beide Freie Wähler) in Stellung. Beide machten deutlich, dass sie das 9+2-Modell für ihre Schulen sehr gerne haben möchten. "Wir werden bis zum Schluss kämpfen", sagte Kressirer. Fischer blieb zurückhaltender und sagte, "wir sollten uns die Zeit für die Ergebnisse des Gutachtens nehmen". Ein Punkt spricht schon jetzt eher für Isen als für Finsing. An der Mittelschule in Poing gibt es das 9+2-Modell bereits, und Poing ist von Finsing aus einigermaßen gut zu erreichen. Kressirer hielt dem entgegen, auch in Haag in Oberbayern, das nicht so weit weg von Isen liegt, gebe es eine 9+2-Mittelschule.
Die Hochschule für angewandtes Management hat noch keine Zahlen geliefert. "Wir hatten gehofft, dass wir bereits erste Ergebnisse vorlegen könnten", sagte Landrat Martin Bayerstorfer (CSU), "aber dem ist nicht so." Lange darf das Gutachten nicht mehr auf sich warten lassen. Die Bewerbungsfrist beim Kultusministerium läuft am 30. April ab. Auch muss das neue Angebot nicht nur organisiert, sondern in der dann ausgesuchten Region bekannt gemacht werden.