Erding:In der Schwangerschaft nicht allein auf sich gestellt

Lesezeit: 2 min

Die Erdinger Geschäftsstelle von Donum Vitae zieht eine Zwischenbilanz - und ist weiterhin auf Spenden angewiesen

Von Andreas Junkmann, Erding

Die Nachfrage bei der 2014 gegründeten Zweigstelle von Donum Vitae in Erding nimmt stetig zu. Im vergangenen Jahr haben mehr als 150 Hilfesuchende das Angebot für Schwangerschaftsberatung wahrgenommen. Wie Doris Hofmann, Leiterin von Donum Vitae Erding, in einem Pressegespräch mitteilte, wird auch die sexualpädagogische Betreuung immer wichtiger. Um dem gerecht zu werden, ist der Verein stets auf der Suche nach Spenden.

In der katholischen Kirche sind Abtreibungen ein Tabuthema. Entsprechend zwiegespalten muss demnach eine Organisation sein, die einerseits Genehmigungen für den Abbruch von Schwangerschaften ausstellt, andererseits aber die christliche Wertehaltung vertritt. Genau in diesem Konflikt befindet Donum Vitae. "Die Kirche hat uns nicht gerade lieb. Wir sind so etwas wie die Abtrünnigen", sagt Hofmann. Dabei bietet die Einrichtung, die sich 1999 nach dem Ausstieg der katholischen Kirche aus der Schwangerschaftsberatung als bürgerlicher Verein gegründet hat, weitaus mehr, als nur die Begleitung von Abtreibungen. Das Spektrum reicht von Fragen rund um das Thema Schwangerschaft, der Unterstützung bei Fehl- oder Totgeburten bis hin zur Sexualpädagogik an Schulen. Das Hauptanliegen von Donum Vitae liegt aber dennoch auf der Schwangerschaftskonfliktberatung. "Unser Ziel ist der Schutz des ungeborenen Lebens", betont Hofmann. Die Entscheidung, ob ein Abbruch in Frage kommt, liege dabei aber ganz bei der Frau. Meist seien finanzielle Probleme und die Angst vor der Zukunft für den Abtreibungswunsch verantwortlich. "Die Ängste der Hilfesuchenden sind spürbar." Gerade angesichts der schwierigen Wohnungssituation im Landkreis, drohe vielen durch eine Schwangerschaft die Armutsfalle. Deshalb fordert Hofmann: "Der soziale Wohnungsbau muss weiter gefördert werden, sonst sind auch uns in der Beratung die Hände gebunden."

Die Nachfrage für Beratungen wächst stetig. Im vergangenen Jahr haben in Erding insgesamt 152 Menschen die Hilfe von Donum Vitae in Anspruch genommen. Davon betreffen 59 Fälle die nachgehende Betreuung ab der Geburt des Kindes. Dabei gehe es häufig um Probleme in der Partnerschaft oder im Beruf, sagt Hofmann. "Viele brauchen aber auch einfach nur Hilfe beim Ausfüllen von Anträgen." Donum Vitae begleitet Eltern bis zum dritten Lebensjahr des Kindes.

Immer wichtiger wird für Donum Vitae die sexualpädagogische Betreuung. Dabei arbeitet der Verein nicht nur eng mit den Schulen zusammen, sondern kümmert sich auch um junge Asylbewerber. Das spiegelt sich in Zahlen wider: In den Zweigstellen der Städte Freising, Erding und Moosburg waren bereits im Jahr 2015 mehr als die Hälfte der Hilfesuchenden Ausländer. Die größte Gruppe bildeten dabei Frauen und Männer aus Nicht-EU-Ländern.

Um weiterhin ein umfassendes Beratungsangebot anbieten zu können, ist der Verein vor allem auf Spenden und Fördergelder angewiesen. Donum Vitae wird zu 65 Prozent von der Regierung von Oberbayern und zu 30 Prozent von den Landkreisen finanziert. Die restlichen fünf Prozent muss die Beratungseinrichtung aus Eigenmitteln aufbringen. Auch deshalb will man in Erding einen Förderverein gründen, um weitere Spenden zu bekommen. Seit der Eröffnung der Erdinger Zweigstelle, hat sich Donum Vitae vor allem darauf konzentriert, eine möglichst große Vernetzung mit Frauenärzten, Hebammen und sozialen Einrichtungen herzustellen. Nun werde man versuchen, das Beratungsangebot stetig auszudehnen. Im Moment hat die Beratungsstelle in der Landshuter Straße 9 montags von 15 bis 19 Uhr und mittwochs von 8.30 bis 12 Uhr geöffnet. Geplant ist aber, das Angebot noch um einen Tag zu erweitern.

© SZ vom 03.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: