Erding:Immer weniger Kinder können schwimmen

Lesezeit: 2 min

Erding reagiert auf diese Entwicklung mit dem Bau eines Lehrschwimmbeckens - es soll im Sommer eröffnet werden.

Sarah Schiek

Immer weniger Kinder in Deutschland können schwimmen. Wie die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) bekannt gab, liegt ihr Anteil durchschnittlich bei nur 66,1 Prozent. Ein Drittel der Kinder und Jugendlichen unter 18 Jahren sind Nichtschwimmer. Der Grund: Immer mehr Bäder werden geschlossen, Schwimmkurse und -unterricht immer seltener. Die Rettungsschwimmer befürchten, dass die Badeunfälle zunehmen werden.

Diese Entwicklung hat man auch in Erding erkannt. Zugesperrt werden Bäder hier jedoch nicht. Im Gegenteil wird das Erdinger Hallenbad seit März vergangenen Jahres um ein Lehrschwimmbecken erweitert. 4,3 Millionen Euro lassen sich die Stadtwerke den Bau des 25 Meter langen und zwölfeinhalb Meter breiten Beckens kosten. Ein knappes Viertel der Investitionen macht der höhenverstellbare Hubboden aus. Mit diesem wird sich die Wassertiefe von 30 Zentimetern bis 1,80 Meter variieren lassen. So bietet das Becken auch Nichtschwimmern, Senioren und Behinderten optimale Bedingungen. "Der erschreckenden Zahl von einem Drittel Nichtschwimmern bei Kindern bis 16 Jahren müssen wir entgegenwirken", forderte Bürgermeister Max Gotz, der den Neubau vorangetrieben hatte, nachdem die Kapazität der alten Schwimmhalle ausgelastet war.

Besonders Wasserrettungsorganisationen und Sportvereine sehnen die Eröffnung des Lehrschwimmbeckens in diesem Sommer herbei. "Wir haben Glück in Erding, schließlich sind Schwimmbäder für die Gemeinden ein Draufzahlgeschäft", sagt Siegfried Ippisch, Vorsitzender der Wasserwacht Erding. Seit mehr als 25 Jahren bietet die Wasserwacht Schwimmkurse für Kinder, Erwachsene und Senioren an. Ein einzelner Schwimmkurs mache aber noch keinen Schwimmer, gibt Ippisch zu bedenken: "Kinder sollen sich danach über Wasser halten können. Sicheres Schwimmen braucht aber regelmäßige Übung."

Auch er habe beobachtet, dass der Schulschwimmsport in den letzten Jahren massiv zurückgegangen sei. Zum einen würden sich immer weniger Sportlehrer zutrauen, die rechtliche Verantwortung für den Schwimmunterricht zu übernehmen. Zum anderen stehe manchen Schulen in ländlichen Gegenden kein Hallenbad zur Verfügung. In die kühleren Freibäder auszuweichen, sei gerade mit kleineren Kindern keine Alternative und bis man mit öffentlichen Verkehrsmitteln ein Hallenbad angefahren habe, sei die Sportstunde fast zu Ende, berichtet der Wasserwachtler aus seiner Erfahrung. Trotz verhältnismäßig vieler Bäder im Landkreis bestehe daher nach wie vor ein hoher Bedarf an Schwimmkursen. Um die Nachfrage zu decken, ist ein zusätzliches Hallenbecken sehr willkommen.

Absoluten Anfängern auf drei abgesperrten Bahnen das Schwimmen beizubringen, sei gar nicht möglich, sagt auch Marlen Ullrich, Schwimmausbilderin beim Erdinger DLRG. Doch gerade die Anfängerkurse für Vorschulkinder sind sehr gefragt, bestätigt Jürgen Hartmann, Kreisvorsitzender des DLRG. Regelmäßig besuche der Verein Grundschulen, um über die Kinderschwimmausbildung zu informieren. "Für uns ist es erschreckend, wenn sich Kinder in der dritten oder vierten Klasse melden und sagen, sie können nicht schwimmen", findet Hartmann. Ein Trend, so hofft er, der sich bald wieder umkehren wird.

© SZ vom 09.06.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: