Erding:Hochkonjunktur für Einbrecher

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Vor Weihnachten rechnen Diebe auch damit, dass viel Geld zuhause liegt. Insgesamt gehen die Zahlen aber zurück

Von Michael Kienastl, Erding

Mit der Winterzeit hat auch wieder die bevorzugte Einbruchszeit begonnen. Es wird früher dunkel, an vielen Häusern gibt es nur wenige Lichtquellen und gerade in den Wochen vor Weihnachten haben viele entweder mehr Geld oder bereits gekaufte Geschenke zuhause. Diese Kombination ist für Langfinger scheinbar attraktiv, um Bargeld, Schmuck und ähnliches zu erbeuten, das vermutet Arthur Weingärtner von der Erdinger Polizei. Im Vergleich zu den vergangenen Jahren ist die Zahl der Einbrüche in diesem Herbst allerdings zurückgegangen.

Viele Einbrecher gehen ähnlich vor. Draußen wird es bereits um 16 Uhr dunkel, und manche Bewohner sind noch in der Arbeit, beim Einkaufen oder anderweitig unterwegs. Das nutzen Einbrecher häufig, um ihre Ziele im Schutz der Dunkelheit auszuspähen. Durch Klopfen und Klingeln prüfen sie, ob jemand zuhause ist. Meist verschaffen sie sich dann Zutritt durch schlecht beleuchtete Terrassentüren und Fenster, so Weingärtner. Am einfachsten ist es für sie, wenn Türen oder Fenster gar nicht erst abgesperrt sind. "Ein gekipptes Fenster ist ein offenes Fenster", sagt Harald Kratzel, Dienststellenleiter von der Dorfener Polizei. Auch wenn die Naivität in den vergangenen Jahren abgenommen habe, käme es vor allem im ländlichen Raum immer noch vor, dass Menschen beim Verlassen ihrer Häuser die Türen nicht zusperren. "Dadurch machen uns die Leute die Arbeit schwer", sagt Kratzel. Denn wenn den Einbrechern der Zugang erschwert wird, würden sie auch schneller wieder von ihrem Vorhaben ablassen. Das lässt sich statistisch belegen. So gab es im laufenden Jahr bis November elf schwere Einbrüche im Zuständigkeitsbereich der Dorfener Polizei. Schwer ist ein Einbruch dann, wenn sich der Täter gewaltvoll Zutritt verschafft, also zum Beispiel eine Terrassentür aufhebelt. Von diesen elf schweren Einbrüchen wurden lediglich fünf vollendet, bei sechs beließen es die Täter beim Versuch, weiß der Dienststellenleiter. Auf ganz Bayern bezogen sieht es ähnlich aus. Laut der Kriminalstatistik des Innenministeriums waren es im vergangenen Jahr 2343 vollendete und 1999 versuchte Einbrüche. Auch wenn viele Einbrüche Gemeinsamkeiten aufweisen und ähnlich vorgegangen wird, fehlt dieses Muster bei den Tätern selbst. Einzelne Serientäter gebe es genauso wie organisierte professionelle überregionale Gruppen, die Ortschaften nahe einer Autobahnausfahrt bevorzugen, oder bekannte regionale Größen, die damit ihre Rauschgiftsucht finanzieren. "Wir haben auch Fälle, bei denen ein halbes Jahr später im Nachgang dieselben Täter durch DNA-Spuren in anderen Gegenden wie Ingolstadt oder Fürstenfeldbruck überführt werden können. Da werden dann auch schon mal fünfzig Fälle auf einmal geklärt", sagt Weingärtner von der Erdinger Polizei. Auch gebe es keinen herkunftsmäßigen Schwerpunkt. Deutschstämmige seien hier genauso zu finden wie Menschen mit Migrationshintergrund. Die dunkle Jahreszeit ist zwar Einbruchszeit - im Winter finden mehr statt als im Frühling und Sommer. Allerdings geht die Zahl der Einbrüche insgesamt deutlich zurück. So waren es beispielsweise im Dienststellenbereich der Polizei Dorfen zwischen Januar und November 2016 27, im gleichen Zeitraum 2020 nur noch 14 Einbrüche. "Diese Zahlen sind im überregionalen Vergleich sehr gut und ich bin nicht unzufrieden. Auch wenn wir die Zahlen nach unten bringen wollen, wären null Einbrüche lebensfremd", sagt Harald Kratzel von der dortigen Polizei. Dies deckt sich auch mit der bayernweiten Entwicklung. So hat sich laut der Kriminalstatistik des bayerischen Innenministeriums die Zahl seit 2014 halbiert und betrug im vergangenen Jahr 4342. Um die Bürger im Landkreis über den Schutz vor Einbrüchen aufzuklären und sie zu beraten, hat die Erdinger Polizeiinspektion zwei Präventionsbeamte. Sie leisten Aufklärungsarbeit und wollen für das Thema sensibilisieren. Die Präventionsbeamten können sich auch die jeweilige Situation vor Ort anschauen und Tipps zu Verbesserungen des Einbruchsschutzes geben. Prinzipiell sei es wichtig, auch als Nachbar wachsam zu sein und bei verdächtigen Personen die Polizei zu verständigen, sagt Weingärtner. Es sollte auf ausreichende Beleuchtung geachtet werden, auch mit Zeitschaltuhren wenn niemand zuhause ist. "Licht täuscht Anwesenheit vor", so Kratzel. Um den Tätern den Zugang zu erschweren, lohne es sich, in Zapfenverriegelung für Fenster, Alarmanlagen, und allgemein moderne Sicherheitstechnik zu investieren.

Bereits zum dritten Mal gab es in diesem Jahr zwischen 2. und 16. November eine gemeinsame Kontroll- und Fahndungsaktion von Bayern und Sachsen, an der 1700 Polizisten teilnahmen. Hierbei lag der Fokus auf der Bekämpfung von organisierten Einbrecherbanden. Laut dem bayerischen Innenministerium kam es in Bayern zu 34 Festnahmen und 180 Anzeigen.

© SZ vom 02.12.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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