Für schwule, lesbische, bi-, trans- und intersexuelle Jugendliche soll im Landkreis eine eigene Beratungsstelle geschaffen werden. Das fordern die Kreistagsfraktionen der Grünen und der SPD in einem gemeinsamen Antrag. Ein Sozialpädagoge soll Ansprechpartner für Hilfe suchenden Jugendlichen sein, sowie Öffentlichkeitsarbeit und Aufklärungsarbeit unter anderem an Schulen leisten. Zur Finanzierung einer Halbtagsstelle sollen im Kreishaushalt für das kommende Jahr die notwendigen Mittel bereitgestellt werden.
Für nicht heterosexuelle Jugendliche sei es noch immer schwer, sich jemandem anzuvertrauen oder Hilfe zu bekommen, heißt es in der Begründung: "Durch gesellschaftliche Stigmatisierung Homosexueller und den hohen psychischen Druck, dem homosexuelle Menschen, insbesondere Jugendliche ausgesetzt sind, wird vor allem die Selbstfindungsphase während der Pubertät für viele Jugendliche zur Belastungsprobe." Laut einer Emnid-Umfrage aus dem Jahr 2000 fühlten sich 9,4 Prozent der Männer und 19,4 Prozent der Frauen von Menschen des gleichen Geschlechts angezogen. Im Landkreis sei somit bei etwa 15 400 Jugendlichen im Alter zwischen 15 und 25 Jahren mit etwa 2200 Betroffenen zu rechnen.
Auch die Ergebnisse der Jugendstudie "Da bleibt noch viel zu tun . . .!" zeige, dass Handlungsbedarf bestehe. In der Studie werde unter anderem deutlich, dass ein Coming Out für Jugendliche aus Sorge vor möglichen Repressalien immer noch sehr schwierig sei. Laut der Studie "Lebenssituationen und Diskriminierungserfahrungen von homosexuellen Jugendlichen in Deutschland" des Deutschen Jugendinstituts von 2013 erfahren 90 Prozent der lesbischen oder schwulen Jugendlichen Diskriminierung, Mobbing oder sogar Gewalt. Die Suizidrate unter schwulen und lesbischen Jugendlichen sei vier- bis siebenmal höher als beim Durchschnitt der zwölf- bis 25-Jährigen.