Erding:Gute Chancen

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Zwölf Jugendliche haben heuer das Berufsvorbereitungsjahr abgeschlossen - ihnen steht nun die Zukunft offen

Von Jan-Hendrik Maier, Erding

Jugendlichen, die die Mittelschule ohne Abschluss verlassen haben, eine Perspektive aufzuzeigen und in Ausbildung zu bringen - das ist das Ziel des "Berufsvorbereitungsjahres-kooperativ" (BVJ-k). Zum sechsten Mal haben in diesem Schuljahr dafür der Jugendhilfeverein Brücke Erding und die Staatliche Berufsschule zusammengearbeitet: Zwölf der 18 Teilnehmer haben das BVJ-k erfolgreich abgeschlossen, zwei weitere fanden vorzeitig einen Ausbildungsplatz. Vier Schüler mussten aus disziplinarischen Gründen abbrechen. Das Programm sieht jeden Monat zwei Wochen Unterricht, eine Woche im Verein sowie ein Praktikum vor. Bei einem Pressegespräch blickten Teilnehmer und Betreuer auf das Jahr zurück.

"Ich freue mich, dass Ihr durchgehalten habt und nun auf eine Zukunft schauen könnt", sagte Judith Arndt von der Brücke. Zusammen mit der Leiterin des BVJ-k, Nina Dorner, hat die Sozialpädagogin den jungen Erwachsenen bei der Stellensuche geholfen, Praktika vermittelt und sie im Bewerbungsprozess unterstützt. Kickbox-Trainer Heinz Klupp hat ein Motivationstraining organisiert, zusätzlich gab es einen Erste-Hilfe-Kurs. Rektor Dieter Link appellierte an die Jugendlichen, das vergangene Jahr als "Angebot" zu verstehen, das ihnen "die Gesellschaft" gemacht habe, sie aber gleichzeitig zu Leistungen wie "Willen, Übernahme von Verantwortung und Interesse für die eigene Zukunft" verpflichte. "Ich hoffe, dass Ihr eure Chancen nutzen werdet", sagte Link. Klassenleiter Markus Atzmüller sagte, viele scheiterten aufgrund ihres Verhaltens sowie mangels sozialer Kompetenzen wie Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit: "Es ist eine Riesenleistung, dass ihr mittlerweile diese Selbstverständlichkeiten schafft und euch selbst organisiert."

Die Jugendlichen waren sich einig, dass sie ohne die praktische Hilfe von Judith Arndt und Nina Dorner keinen Ausbildungsplatz gefunden hätten. "Sie haben mich immer wieder motiviert", sagte Michelle. "Ohne die Brücke wäre es für mich ein weiteres verlorenes Jahr gewesen." Wie vier andere Teilnehmer wird sie im September eine Lehre im Einzelhandel beginnen. "Ich habe nicht aufgegeben, obwohl ich in meinem Traumberuf nur Absagen bekommen habe", sagte ein anderer Jugendlicher, der sich in der Folge vom Handel in die Hotelbranche umorientiert hat. Bilal lobte die Vielfalt der angebotenen Praktika in Erding. Nach seiner Flucht aus Pakistan vor vier Jahren hatte er zunächst in Mannheim ein berufliches Vorbereitungsjahr absolviert - erfolglos. Ein Baumarkt in der Kreisstadt bot Bilal nun eine Ausbildung an. Eines Tages möchte er als Modellbauer arbeiten. Derzeit belegen Bilal und sein Bruder zusätzlich Deutschkurse an der Erdinger Volkshochschule. Wie Daniel waren zu Beginn einige Jugendliche aber auch skeptisch, ob das Programm "wirklich etwas bringt". Doch die anfänglichen Zweifel legten sich bald. "Ich habe hier sehr gute Freunde und eine Lehrstelle zum Altenpfleger gefunden", sagt Daniel. Weitere Berufe, die 2014/15 vermittelt wurden, sind: Kinderpfleger, Bäcker, Kfz-Mechatroniker und Bankkaufmann.

Die Geschäftsleiterin der Brücke, Barbara Huber, freute sich über das "unkomplizierte Verhältnis" zu den Förderern des Projekts, unter ihnen eine Immobilienfirma sowie mehrere Banken. Sozialpädagogin Nina Milbradt kündigte an, die Zusammenarbeit mit den Eltern künftig "noch enger" zu gestalten. Schulleiter Dieter Link bestätigte für das kommende Schuljahr die Kooperation mit der Brücke Erding.

© SZ vom 27.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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