Erding:Grün und erfolgreich

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In Klettham steht das Geothermie-Heizwerk "Erding 2". Seit 2008 versorgt es große Teile des Erdinger Westens mit Geowärme. (Foto: Renate Schmidt)

Gute Luft dank weniger Emissionen: Eine Studie stellt der Erdinger Geothermie einen positiven Einfluss auf die Umwelt und die Gesundheit der Bürger aus

Von Mathias Weber, Erding

Die Geschichte ist fast schon zu einem kleinen Mythos in der Stadt Erding geworden: In den 80er-Jahren wollte die Firma Texaco süd-westlich von Erding eigentlich nach Erdöl und nach Erdgas bohren. Gefunden hat die Firma etwas vielleicht viel besseres: warmes Wasser.

Dieses warmes Wasser wird seit Ende der 90er-Jahre vom Zweckverband für Geowärme gefördert. Die Einsatzmöglichkeiten sind vielfältig: Einer der Hauptabnehmer des Wassers ist natürlich die Therme Erding, aber die gewonnene Wärme des Wassers wird auch dazu benutzt, um Haushalte in der Stadt, die an das Fernwärmenetz angeschlossen sind, mit Wärme zu versorgen. Stromerzeugung, wie es an anderen Standorten, an denen Geowärme gewonnen wird, üblich ist, ist in Erding aber nicht möglich; das Wasser ist nicht heiß genug, um Generatoren anzutreiben. Die Temperatur des Erdinger Wassers liegt bei 65 Grad.

Aber in das Fernwärmenetz kann es eingespeist werden, und die Akzeptanz in der Bevölkerung ist stetig gewachsen; das Netz umfasst mittlerweile große (wenn auch nicht alle) Teile der Stadt. Mittlerweile wurde auch ein zweites Heizwerk in Klettham gebaut, das nun den Erdinger Westen beliefert. Insgesamt wird derzeit rund 15 Prozent der Erdinger Wärme durch die Geothermie erzeugt.

Und das alles recht umweltfreundlich. Kürzlich hat der Zweckverband eine Studie veröffentlicht, die das bestätigen soll. Die Studie der Firma Kess, die vom Zweckverband selbst in Auftrag gegeben wurde, hatte ermittelt, dass seit der Einführung der Fernwärmeversorgung durch die Geowärme Erding bisher im mittleren Jahresdurchschnitt (1997 bis 2015) mehr als 6000 Tonnen CO2-Emissionen eingespart wurden. Das seien knapp 30 Prozent weniger als bei einer Einzelbeheizung, die zu 90 Prozent mit Öl und zehn Prozent mit Gas befeuert würde. Um diese CO2-Einsparung zu erreichen, so heißt es weiter, müssten zum Beispiel auf 12 000 Einfamilienhäusern heizungsunterstützende Solaranlagen installiert werden - das entspricht aber dem dreifachen Gebäudebestand der gesamten Stadt Erding. Bei den Stickoxiden, die unter anderem die Atemwege reizen und schädigen können, würden die Einsparungen durch Geothermie zudem 6600 Kilogramm im Jahr ausmachen. Allerdings: Ganz ohne Emissionen geht es auch bei der Geothermie nicht. Das Geowärme-Projekt stößt im Jahr fast 4500 Kilogramm CO2 aus, was aber mehr als die Hälfte davon ist, was die dezentrale Heizkesseltechnik auf die Stadt verteilt erzeugen würde. Diese Emissionen gehen wohl auf das Erdgas zurück, das benötigt wird, um das warme Wasser auf 100 Grad zu erhitzen und es so zum Endverbraucher zu transportieren. Aktuell sei der Ausstoß von Methan in Erding noch sehr hoch, was auf den hohen Anteil des Brennstoffes Erdgas bei der Gesamtwärmeerzeugung der Stadt zurückzuführen sei. Dieser Anteil könnte aber "eventuell durch einen weiteren Ausbau der Geothermie-Kapazitäten gesenkt werden", wie es in der Studie heißt.

Und dieser Ausbau wird sicher kommen. Denn die Nachfrage in der Bevölkerung nach Geothermie nimmt nicht ab. Der Zweckverband macht Gewinn und hat durch eine zentrale Aussage der Studie einen weiteren Trumpf in der Hand: Es heißt nämlich, dass die Geowärme einen "merklichen Beitrag zur Luftverbesserung in Erding" leiste und zu einer Verminderung der Schadstoffbelastung führe.

Es kann also weitergehen mit der Geowärme: Im kommenden Jahr soll eine neue Wärmepumpe am Heizkraftwerk I bei der Therme installiert werden. Und Häuser in Altenerding-Süd und im Gewerbegebiet West will der Zweckverband noch in diesem Jahr an das Netz anschließen.

© SZ vom 06.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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