Erding:Gotz lädt Josel vor

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Eine Vision: Wenn die Bäume wieder grün sind, können die Autos auch wieder über den Bahnübergang fahren. (Foto: Stephan Goerlich)

Die Deutsche Bahn sperrt Bahnübergang für vier Monate und bringt alle gegen sich auf

Von Antonia Steiger, Erding

Vier Monate braucht die Deutsche Bahn eigenen Worten zufolge, um die Schrankenanlage am Bahnübergang Haager Straße zu reparieren. Vier Monate muss dafür der Übergang komplett gesperrt werden, sagt die Bahn. Verstehen kann das keiner, Politik und Bürger sind ratlos. "Warum an der Schranke vier Monate lang herumgeschraubt werden muss", habe ihm keiner erklären können, sagt Josef Hochholzer, Stadtrat der Freien Wähler, Handwerker und Anwohner. Er fürchtet, dass sein Handwerksbetrieb nur noch schwer zu erreichen sein wird. Hochholzer hatte sich schriftlich an die Bahn gewandt - mit unbefriedigenden Ergebnissen.

Vor einigen Wochen hatte die Stadt Erding eine Information der Deutschen Bahn weitergegeben, der zufolge es bei "wichtigen Komponenten" für die Sanierung des Bahnübergangs zu Lieferschwierigkeiten gekommen sei. Die Bahn habe eine Ersatzanlage installiert und mit Personal vor Ort überwacht. Von 1. Februar an soll die Schranke nun aber repariert werden. Bei kompletter Schließung. Wie dem Schreiben der Bahn an Hochholzer zu entnehmen ist, sieht die Bahn ein zu hohes Risiko darin, den Übergang für den Verkehr und die Fußgänger in Betrieb zu lassen, wenn gleichzeitig gebaut wird und Züge fahren.

Zuletzt hatte die Bahn den Übergang mitsamt Schrankenanlage provisorisch betrieben: Ein Bahnmitarbeiter hatte in einem Auto sitzend an der Bahn die Schranken betätigt. Dieser Mitarbeiter wird nun abberufen, die Schranke wird geschlossen, und die Erdinger werden eine Zweiteilung ihrer Stadt erleben, wie sie sie befürchtet hatten, bevor OB Max Gotz (CSU) dem Innenministerium die Zusage abgerungen hatte, dass dieser Bahnübergang untertunnelt wird, wenn der S-Bahn-Ringschluss gebaut wird.

Am Dienstag hat sich auch im Erdinger Stadtrat der Ärger über die Deutsche Bahn Bahn gebrochen. Gotz sagte, es sei "beschämend, welches Schauspiel die Bahn abgibt". Es gebe nun kein Personal mehr, um die Schranken zu bedienen, Bausätze seien nicht vorrätig. Und das alles, obwohl schon seit Monaten klar sei, dass die Schranke repariert werden muss. Die Bahn hatte bei einer routinemäßigen Inspektion im Herbst Schäden an der Steuerung festgestellt, das ist bekannt. Wie die Bahn an Hochholzer schrieb, sei die "technische Sicherung des Bahnübergangs leider schwer und dauerhaft beschädigt" und müsse vollständig erneuert werden. Durch die Sperrung werde die Sicherheit erhöht, der Bauablauf vereinfacht und Belästigungen für die Anwohnen durch Warnpfiffe ausgeschlossen.

Doch das alles reicht den Stadträten nicht aus. Gotz hat angekündigt, dass er in der nächsten Sitzung als Vorsitzender des Wirtschafts- und Verkehrsausschusses des bayerischen Städtetags Klaus-Dieter Josel vorladen wolle, den Konzernbevollmächtigten der DB AG für den Freistaat Bayern. Er kenne kein Unternehmen, das sich solch ein Verhalten leisten könne. Gotz erinnerte daran, dass die Stadt Erding die Toiletten am Bahnhof Erding selbst bezahlt habe und dass sie die Unterführungen selbst reinige. Dass sie jetzt auch noch Personal bereitstelle, das den Bahnübergang betätigt, wie es der FDP-Stadtrat Rainer Vogel vorgeschlagen hatte, käme nicht in Frage - schon aus Gründen der Sicherheit. Hans Balbach (Erding Jetzt) hatte vorgeschlagen, dass man einen Bauzaun errichten soll, um Kinder davon anzuhalten, während der Bauzeit über die Gleise zu laufen. Oder eine Brücke für Fußgänger.

Burkhard Köppen, Sprecher der CSU im Stadtrat, hat nun auch in einem Brief an die Deutsche Bahn seinem Ärger Luft gemacht und beschwert sich darüber, dass die Bahn im Brief an Hochholzer von einem Notfall rede, wo doch schon seit Monaten klar sei, dass der Bahnübergang repariert werden müsse. Angesichts dieses langen Zeitraums wäre "eine sinnvolle Planung" zu erwarten gewesen. "Oder war man schlichtweg untätig? Fehlt das Geld? Fehlt das erforderlich Material?" Es gebe "kein Schamgefühl" für das Versagen bei der Reparatur des Übergangs. Die Bahn habe ja auch zugelassen, dass der Bahnübergang technisch dermaßen heruntergewirtschaftet worden sei.

© SZ vom 28.01.2022 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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