Erding:Gewissensfrage Feuerwerk

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In der Erdinger Altstadt gilt heuer ein Böllerverbot. Viele begrüßen den Entschluss

Das neue Jahr mit Raketen und Böllern zu begrüßen wird heuer ebenso zur Gewissensfrage wie Reisen mit dem Flugzeug. Beides ist in Zeiten des Klimawandels stark in Kritik geraten. Das Umwelt-Bundesamt berichtet, dass in etwa 25 Prozent der jährlich durch Holzfeuerungen und rund zwei Prozent der gesamt freigesetzten Feinstaubmenge in Deutschland in der Silvesternacht freigesetzt werden. Auswertungen von Luftdaten zeigten, dass am ersten Tag des neuen Jahres die Luftbelastung mit gesundheitsgefährdendem Feinstaub vielerorts so hoch ist, wie sonst im ganzen Jahr nicht. Dazu kommen die Gefahren für Mensch und Tier durch explodierende Feuerwerksartikel, aber auch Sachschäden an Fahrzeugen und Gebäuden. Zudem entsteht jede Menge Müll. Die Stadt Erding hat deshalb in diesem Jahr ein Böllerverbot in der Innenstadt erlassen. Dafür bietet die Stadt eine Lasershow mit einer Tanzveranstaltung am Schrannenplatz ab 23 Uhr.

Das Böllerverbot stößt auf allgemeine Zustimmung bei der Polizei und dem Bund Naturschutz. Die Polizei werde sich aber nicht mit der Durchsetzung des Böllerverbots befassen. "Dafür sind der kommunale Ordnungsdienst und der private Sicherheitsdienst, den die Stadt beauftragt hat, zuständig", sagt der stellvertretende Leiter der Polizeiinspektion Erding, Harald Pataschitsch. "Aufgrund der erhöhten Gefahrenlage in der Silvesternacht wird die Polizei aber trotzdem das eingesetzte Personal verdoppeln." Die Mitarbeiter eines privaten Sicherheitsdienstes werden an Silvester von 18 Uhr an in der Innenstadt über das Verbot informieren und Taschen kontrollieren.

Das Böllerverbot gilt im dem Bereich, der von den Straßen Am Mühlgraben und Am Herzogragen umgeben wird. Dieser umfasst insbesondere die Haager Straße ab der Einmündung Bachingerstraße, die Landshuter Straße, die Friedrich-Fischer-Straße, die Lange Zeile, den Schrannenplatz, den Kleinen Platz und alle angrenzenden Nebenstraßen.

Dem Verkauf von Feuerwerksraketen und Böllern hat das Verbot - im restlichen Landkreis gibt es keines - in der Altstadt sichtbar geschadet. Im Drogeriemarkt dm gibt es gar keine, Müller und Feneberg haben ein kleines Sortiment, aber unisono heißt es, dass weniger Kunden als früher zugreifen. Nur die großen Lebensmitteldiscounter wie Aldi und Co. bieten ein größeres Sortiment an Feuerwerksartikeln an.

Der Rückgang des Interesses, das neue Jahr mit viel Getöse zu empfangen, ist ganz im Sinne der Aktion "Brot statt Böller", zu der das evangelische Hilfswerk Brot für die Welt zum Jahreswechsel zu Spenden aufruft. 133 Millionen Euro haben Menschen in Deutschland 2018 für Silvester-Feuerwerk ausgegeben. Dafür könnten viele Projekte zum Kampf gegen Hunger finanziert werden.

© SZ vom 31.12.2019 / wil - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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