Die Warenhauskette Globus hat ihre Ambitionen aufgegeben, in Erding einen Markt zu eröffnen. Es gibt aber andere Anbieter, die damit liebäugeln, ein Geschäft mit einer Verkaufsfläche von 4500 Quadratmeter alleine für Lebensmittel im Gewerbegebiet Erding West zu eröffnen. Dazu wäre jedoch eine Bebauungsplanänderung erforderlich. Der Stadtrat Erding hat am Mittwochabend beschlossen, dass er mit einer Neuordnung der Sortimente auf den noch freien Flächen im Gewerbegebiet einverstanden ist. Ob am Ende des Prozesses jedoch tatsächlich die vom Investor RH Immobilien gewünschten Verkaufsflächen - unter sind anderem 4500 Quadratmeter für Lebensmittel, 2000 Quadratmeter für Tiernahrung, 2500 Quadratmeter für Textilien und 1500 Quadratmeter für Schuhe vorgesehen - festgeschrieben werden, erscheint nun fraglich. Diese Pläne stoßen auf erheblichen Widerstand im Erdinger Stadtrat.
OB Max Gotz (CSU) warb wie im Stadtentwicklungsausschuss um Zustimmung für diesen Aufstellungsbeschluss für eine Bebauungsplanänderung - zum Teil aber mit ebenso wenig Erfolg. Er erhofft sich, wie er sagte, von dem Prozess, der nun angestoßen wurde, Erkenntnisse darüber, welche Geschäfte überhaupt noch aus Sicht von Experten im Gewerbegebiet Erding West angesiedelt werden sollten. Mit Sicherheit wird die bei der Regierung von Oberbayern angesiedelten Landesplanung dazu Stellung beziehen. Denkbar ist auch, dass die Stadt weitere Gutachter hinzuzieht - was aber nicht dazu dient, die Kritiker zu beruhigen. Über Gutachten kann man sich auch hinwegsetzen.
Zu den schärfsten Kritikern der wachsenden Verkaufsflächen gehört Hans Egger (Erding jetzt): Er verlangte, dass dem Stadtrat zunächst das fortgeschriebene Einzelhandelsgutachten ausgehändigt werde, und wiederholte, dass er die Zentralität der Innenstadt durch diese Pläne in Gefahr sehe - zumal die Antragsteller auch einen Gastronomiebetrieb ins Gewerbegebiet locken wollen. Man müsse signalisieren, "dass wir die 4500 Quadratmeter nicht wollen". Dann müsse sich der Antragsteller was neues überlegen.
Seniorenausflüge ins Gewerbegebiet mit Shoppingtouren und Kaffeepause - diese Vorstellung widert auch andere Stadträte an, die durch eine solche Entwicklung die Innenstadt einer Gefahr ausgesetzt sehen. Die SPD sei "von kleineren Projekten" ausgegangen, sagte Jutta Harrer. Sie fürchtet auch, wie sie sagte, den zusätzlichen Verkehr. Auch Johanna Heindl (Freie Wähler) sträubte sich, sie wollte gerne zunächst Ergebnisse des neu gegründeten Arbeitskreises "Zukunftsplan Gewerbe 2030" abwarten.
Gotz gelang es trotz des Widerstands bei ÖDP, Grünen, "Erding jetzt" und weiteren Stadträten, eine Mehrheit für die Bebauungsplanänderung zu gewinnen. Er verspricht sich, wie er sagte, von den kommenden Monaten eine "Gesamtschau" auf die Verkaufsflächen der Gegenwart und Zukunft in Erding - auch für das Gewerbegebiet in Aufhausen/Bergham. Er betonte, dass es kein Baurecht gebe im Gewerbegebiet, so lange kein Satzungsbeschluss gefallen sei. Der Stadtrat müsse sich jedoch aufgrund des Antrags noch einmal mit dem Thema auseinandersetzen und könne am Ende immer noch Nein sagen. Dass einige Stadträte ihm nicht folgen wollten, bedauere er, wie er sagte. Denn es zeige, "dass Sie kein Vertrauen haben in das, was ich sage".
Die Furcht vor einem Selbstbedienungswarenhaus Globus scheinen jedoch unbegründet zu sein: Man habe seine Aktivitäten eingestellt, teilte ein Globus-Sprecher auf Anfrage mit, nachdem "im Frühjahr 2015 keine Stadtratsmehrheit für unser Projekt zustande" gekommen sei. Auch RH Immobilien bestätigen, dass Globus "kein Thema" mehr sei. Die Kette hatte Interesse an einem Kaufhaus mit 6500 Quadratmeter Verkaufsfläche - nicht nur für Lebensmittel. Es gibt jedoch andere Interessenten, bestätigt RH Immobilien.