Erding:Gewerbegebiet auf den Weg gebracht

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An der Sigwolf-/Dachauer Straße entsteht ein Gewerbegebiet. Die Debatte über die Nutzung hielt den Bauausschuss mehrere Stunden auf Trab. (Foto: Renate Schmidt)

Der Billigungsbeschluss für den Bebauungsplan Nr. 225 für das Gelände an der Erdinger Sigwolf- und Dachauer Straße ist gefasst. In der Sitzung des Bauausschusses verläuft die Diskussion kontrovers. OB Max Gotz hofft nun auf einen "Schlussstrich"

Von Regina Bluhme, Erding

Mit zehn zu vier Stimmen hat der Bauausschuss des Stadtrats Erding am Dienstag den Billigungsbeschluss für das Gewerbegebiet im Westen Erdings gefasst. Wer sich auf der Fläche an der Kreuzung der Dachauer mit der Sigwolfstraße nun ansiedeln darf oder eben nicht, darüber wurde lange diskutiert. Einig sind sich alle: Reine Logistik und Spedition sind tabu. So einfach ist das freilich auch wieder nicht. Ein paar Formulierungen mussten abgeändert werden, um die Festsetzung für den Bebauungsplan Nr. 225 wasserdicht zu bekommen. Jetzt ist der Weg frei gemacht. "Ich hoffe, wir können heute einen Schlussstrich ziehen", sagte der erleichtert wirkende Oberbürgermeister Max Gotz (CSU).

Das Grundstück in Erding West soll in mehreren Hallen Gewerbebetrieben, mittelständischen Produktionsunternehmen, Handwerksbetrieben und Büros Raum bieten. Ein mehrgeschossiges Parkhaus mit 600 Stellplätzen wird errichtet, ebenso ein neuer Recyclinghof für Erding auf circa 5000 Quadratmetern. Pläne des Investors für eine XXL-Logistikhalle sind längst vom Tisch. Bloß nicht noch mehr Verkehr hereinziehen, bloß kein Logistikzentrum und keine Spedition. Beschlossen wurden nun diese Festsetzungen fürs künftige Gewerbegebiet: "Unzulässig sind Speditionsbetriebe und sonstige Logistikbetriebe, bei denen am Betriebsstandort überwiegend Warenumschlag ohne weitere Produktionsschritte oder Montageschritte stattfinden." Das Wort "überwiegend" ist neu aufgenommen worden und bedeutet laut OB Max Gotz "größer als 50 Prozent". Im Entwurf war zunächst von "ausschließlich" die Rede gewesen. Die Umformulierung sei aus rechtlichen Gründen notwendig, hatte zuvor Andreas Erhard, der Leiter des städtischen Rechtsamts, erklärt.

Weiterhin unzulässig bleibt laut den Festsetzungen der "Verkauf von innenstadtnahen Sortimenten und Waren des täglichen Bedarfs", mit Ausnahme von "Werksverkaufseinrichtungen vor Ort produzierter Ware".

Es gelte "zu abstrahieren", betonte Erhard. Ein Lager sei eben nicht gleich Lager. Bei einem Autohaus zum Beispiel könne der Ausstellungsraum durchaus als Lagerraum betrachtet werden, fügte OB Max Gotz hinzu. Burkhard Köppen (CSU) wiederum erklärte: "Wir können nicht alles auf den Punkt genau ausschließen". Ein "gewisses Restrisiko" bleibe. Thomas Schmidbauer (Erding Jetzt) sah viele "Kann-Formulierungen" für den Investor, aber wenig "Muss". Er hätte sich da "mehr Ehrgeiz" gewünscht. Hubert Sandtner (CSU) könnte sich auf dem Gelände Betriebe der "Hoch- und Zukunftstechnologie" vorstellen.

Lob gab es von Günther Adelsberger (CSU): Das künftige Gewerbegebiet biete jungen Menschen und Familien ein Perspektive und das auch noch wohnortnah und für viele ohne Auto erreichbar. Das künftige Verkehrsaufkommen wurde ebenfalls thematisiert. Schmidbauer bezweifelte die Aussagekraft des Verkehrsgutachtens, das von 2017 stammt. Dort seien zum Beispiel die Lkw, die den künftigen Recyclinghof ansteuern, nicht berücksichtigt. Den Recyclinghof wollte Johann Fehlberger (Freie Wähler) ganz aus der Planung herausnehmen, um den Bereich für ein Gewerbe nutzen zu können. Mit fünf zu zehn Stimmen lehnte der Bauausschuss Fehlbergers Antrag ab.

Herbert Maier wiederum hatte für die Grünen-Fraktion beantragt, dass die Parkplätze in einer Tiefgarage im Bereich der Bürogebäude unterkommen sollen. Dies sei ein Punkt, so Andreas Erhard, der nicht in einem Bebauungsplan festgelegt werden könne. Ein weiterer Antrag von Herbert Maier lautete, die Stadt solle den Investor verpflichten, die Hallendächer zu begrünen. Gotz erklärte, die Verwaltung werde mit dem Investor Gespräche führen mit dem Ziel einer "maximalen Dachbegrünung" und "einer maximalen Aufbringung von PV-Anlagen".

Der Bauausschuss billigte mehrheitlich den Bebauungsplan Nr. 225. Mit Nein stimmten Thomas Schmidbauer, Herbert Maier und Stefan Lorenz (Grüne) sowie Stephan Treffler (ÖDP). "Wir schaffen hier Ausbildungs- und Arbeitsplätze": Das müsse die "Botschaft an die Bürger" sein, betonte Gotz. Er bitte die Stadträte darum, "nicht noch einmal alles aufzuwärmen". So ganz traut der Oberbürgermeister dem Frieden wohl noch nicht.

© SZ vom 09.07.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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