Gewalt unter Flüchtlingen:Das war die schlimmste Tat

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Die Bluttat in Dorfen ist der schlimmste, aber nicht der einzige derartige Fall im Landkreis

Von Florian Tempel, Erding

Der tödliche Angriff eines 38-jährigen Somaliers auf seinen Zimmergenossen in einer Dorfener Asylunterkunft in der Nacht auf Sonntag ist die am schwersten wiegende und schlimmste, aber nicht die einzige derartige Gewalttat unter Flüchtlingen im und aus dem Landkreis. Am Landgericht Landshut muss sich demnächst ein 23-jähriger Mann wegen eines versuchten Mordes Anfang Juni 2015 in der Flüchtlingsunterkunft Eittingermoos verantworten. Ende Dezember 2015 wurde ein 30 Jahre alter Flüchtling, der in einer Unterkunft im Dorfener Ortsteil Schwindkirchen einquartiert war, vom Landgericht Landshut wegen versuchten Totschlags zu drei Jahren und sechs Monaten Gefängnis verurteilt. Und am Amtsgericht Erding läuft ein Prozess gegen vier Flüchtlinge, denen gemeinschaftliche Körperverletzung eines anderen Asylsuchenden in einer Erdinger Unterkunft vorgeworfen wird.

Die von der Staatsanwaltschaft Landshut als versuchter Mord angeklagte Tat in Eittingermoos liegt bereits neun Monate zurück. Der mutmaßliche Täter ist laut Auskunft des Landgerichts Landshut ein 23 Jahre alter Mann aus Somalia. Laut Anklage hat er am 4. Juni vergangenen Jahres nachts um 0.25 Uhr mit einem Messer auf einen etwa gleich alten Landsmann eingestochen. Der Angegriffene habe die Messerattacke mit einer Decke abwehren können und sei nur leicht am Kopf verletzt worden, so die Auskunft des Landgerichts. Für den Prozess sind zwei Verhandlungstage im März angesetzt.

In einem bereits am Landgericht Landshut gelaufenen Prozess war der Angeklagte zwar ein in Schwindkirchen untergebrachter Flüchtling. Die ihm zur Last gelegte Tat hatte er jedoch in einer Flüchtlingsunterkunft in Essenbach begangen, wo er zu Besuch war. Der Angeklagte, ein 30-jähriger Somalier, hatte im Gemeinschaftsraum der Unterkunft mit Bekannten eine große Menge Wodka getrunken. Er geriet in Streit mit einem 19-jährigen Landsmann, der um Ruhe bat, weil der Lärm der Trinkenden zu Ärger mit den Nachbarn führen könnte. Als der junge Mann den Raum verließ, folgte ihm der Angeklagte, nahm in der Küche ein Messer und stach im Treppenhaus auf den 19-Jährigen ein. Das Opfer schaffte es, die Stiche weitgehend abzuwehren, erlitt nur drei oberflächliche Schnittwunden am Oberkörper, am Rücken und am Kopf. Dann brach die Klinge des billigen Küchenmessers ab und der Kampf war zu Ende.

In dem am Amtsgericht Erding verhandelten Fall sind vier Flüchtlinge aus Afghanistan im Alter zwischen 20 und 25 Jahren angeklagt, im Februar 2015 in einer Erdinger Unterkunft einen jungen Landsmann krankenhausreif geschlagen zu haben. Nach den Angaben des Opfers sei er morgens um 7 Uhr von der Gruppe überfallen wollen, als er noch schlafend im Bett gelegen habe. Zu viert hätten sie ihn festgehalten und auf ihn eingeprügelt. Dann hätten sie ihn mit dem Kopf so gegen eine Glastür geschubst, dass diese zerbrochen sei. Anschließend habe man ihn weiter verprügelt. Das Ganze sei eine Racheaktion nach einem vorausgegangenen Streit wegen zu lauter Musik am Vortag und einer daraus später entstandenen Schlägerei. Die Angeklagten stellen die Sache anders dar: Lediglich einer habe das Opfer geschlagen, die drei anderen hätten nichts gemacht. Der Prozess dauert an.

© SZ vom 23.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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