Erding:Geschafft

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Der Künstler Robert Kessler lässt die Arbeit am Projekt "Jetzt" Revue passieren

interview Von Mathias Weber

Der Aschaffenburger Künstler Robert Kessler hatte sich mit seinem Entwurf zu einem modernen "Tor" an der Haager Straße vor fast vier Jahren durchgesetzt. Nach nicht wenigen Komplikationen steht das Werk endlich und leuchtet, wie es sich Kessler schon vor Jahren ausgemalt hatte. Jetzt kann der Künstler daran denken, sich anderen Projekten zuzuwenden - aber erst einmal nicht mehr in Erding.

SZ: Herr Kessler, haben Sie am Dienstag noch kräftig gefeiert?

Robert Kessler: Naja, nicht so richtig. Wir mussten ja wieder nach Hause fahren. Um halb drei in der Nacht sind wir erst angekommen. Aber ich bin froh, dass das Projekt jetzt über der Bühne ist.

Auch der Oberbürgermeister Max Gotz hat bei der Eröffnung einen gelösten Eindruck gemacht.

Es war ein freundlicher Abschluss.

Haben Sie mit ihm noch einmal über die logistischen, planerischen und finanziellen Probleme gesprochen, die rund um das Projekt aufgetreten waren?

Doppelter Kessler: Der Künstler - passend mit roter Mütze und Schal - spiegelt sich in seinem Erdinger Werk. (Foto: Peter Bauersachs)

Es bringt nicht viel, diese Probleme jetzt noch einmal zu diskutieren. Ja, es gab viele Probleme, und es wurden Fehler gemacht - auf allen Seiten. Aber ich würde das Thema jetzt erst einmal ruhen lassen und es bei Gelegenheit noch einmal aufgreifen. Interessant wäre es zum Beispiel, grundsätzlich über die Arbeit zu sprechen, die Künstler erbringen.

Fühlen Sie sich schlecht behandelt?

Es ist so, dass heutzutage Verträge abgeschlossen werden, die dazu geeignet sind, das Risiko eines Projektes auf den Künstler abzuschieben.

Bei diesem Projekt sind immer wieder Probleme aufgetaucht, der Stadtrat hatte das finanzielle Volumen um 50 000 Euro auf 150 000 Euro erhöht.

Trotzdem bin ich ohne Gewinn herausgekommen, ich habe sogar drauf gezahlt.

Wie kann das sein?

Das Projekt hat mich ständig beschäftigt. Ich habe in den vergangenen Jahren fast 1500 E-Mails geschrieben, ich bin alleine, habe keine Mitarbeiter; ich musste alles rund um das Kunstwerk selbst organisieren. Dann ist auch noch die Firma, die den Bogen herstellen hätte sollen, Pleite gegangen, und der Prüfstatiker ist dazu gekommen. Aber es war ein Lehrstück für mich: Ich habe gelernt, dass man bei Vertragsunterzeichnungen sehr vorsichtig sein muss.

Was wäre denn ein angemessenes Honorar für Sie gewesen?

Meine Faustformel lautet: Die Hälfte der Finanzen sollte für die Kosten eines Werkes draufgehen, der Rest bleibt dem Künstler. Und darauf muss man ja dann auch noch Steuern zahlen.

Sind Sie trotzdem stolz auf Ihr Werk?

Ja, das ist klar, gerade weil die Arbeit so mühsam war. In jeder Richtung stieß man auf Widerstände und Niederungen, die so unglaublich waren. Umso mehr kann man sich freuen, wir alle können uns freuen. Ich hab's geschafft, und auch die Stadt hat es geschafft!

Wenn die Stadt in Zukunft noch einmal auf Sie zukommen würde und Sie um eine Kunstwerk bitten würde - würden Sie ja sagen?

(überlegt) Wenn die Voraussetzungen stimmen würden, dann kann man als Künstler keinen Auftrag ablehnen. Es geht ja darum, ein Kunstwerk für die Bürger zu erschaffen - am Ende geht es nur um die Kunst.

© SZ vom 10.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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