Erding:Gemeinsam und individuell

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Baugemeinschaften sind ein Weg zu architektonischer Vielfalt

Von Antonia Steiger, Erding

Wer kostengünstig und individuell bauen will, seine Nachbarn schon vor dem Einzug kennen lernen und sich bereits vor der Bauphase selbst intensiv einbringen möchte, für den kommt eine Baugemeinschaft in Frage. Markus Borst vom "Forum für Baugemeinschaften München" erläuterte den Erdinger Stadträten vor wenigen Tagen diese Variante des Bauens. Es gibt sie bereits in München, in Erding jedoch noch nicht. Baugemeinschaften werden zwar kaum den hohen Druck auf den Wohnungsmarkt lindern, darin war man sich einig. Doch es ist ein Weg hin zu mehr architektonische Vielfalt.

Die Mitglieder einer Baugemeinschaft setzen sich ein oder mehrere Ziele: sei es eine ökologische oder barrierefreie Bauweise, ein gemeinsamer Aufenthaltsraum, Platz für Sport, Musik oder Spiel oder der zusätzliche Bau eines Gästeappartements, das abwechselnd genutzt werden kann. Das Ergebnis der Bautätigkeit von Baugemeinschaften sei oft hochwertig und individuell, weil die Bauherren für sich selber bauten. So ergäben sich lebendige Strukturen und eine stabile Nachbarschaft, erläuterte Borst. Und er erklärte weiter, dass jedes Mitglied die Risiken des Bauvorhabens mittrage. Jedes Mitglied habe Mitspracherecht und erhalte Einblicke in Verträge und Rechnungen, was eine hohe Transparenz garantiere. Weil Gewinnzuschläge für Bauträger und Vermarktungskosten wegfielen, sei diese Art des Bauens auch kostengünstiger. Die Kosten liegen Borst zufolge um bis zu zwanzig Prozent niedriger, und die Bauherren könnten sich etwas leisten, was ihnen alleine nicht möglich wäre.

Für die Stadt Erding könnte dies ein Weg sein, vorausgesetzt sie stellt ein Grundstück zur Verfügung und schreibt es für Baugemeinschaften aus. Sie kann dabei auch Bedingungen stellen, zum Beispiel dass Familien, Einheimische oder bestimmte Einkommensgruppen zum Zug kommen sollen.

Als Baugemeinschaft bewerben können sich Gruppen, wenn mindestens die Hälfte der Flächen eines Baugebiets vergeben sind. Nur selten werden laut Borst Baugemeinschaften auf privatem Grund tätig. Über mehrere Stufen von der Planungs GbR über die Baugemeinschaft zur Wohneigentümergemeinschaft ließe sich ein solches Projekt verwirklichen. Beispiele für Baugemeinschaften gibt es in München-Riem, in Konstanz, Berlin, Kiel und Hamburg, aber auch in Starnberg, Moosburg und Landshut. Typischerweise komme eine Mischung aus Geschosswohnungsbau und Reihenhäuser mit zwanzig oder mehr Wohneinheiten heraus. Baugemeinschaften lassen sich laut Borst gut in Stadtentwicklungsgebieten umsetzen. Das "Forum für Baugemeinschaften München" wolle diese Form des Bauens publik machen.

© SZ vom 06.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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