Erding:"Geduld und Gelassenheit"

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OB Gotz warnt vor vermeintlich einfachen Lösung beim Wohnbau

Von Philipp Schmitt, Erding

Oberbürgermeister Max Gotz (CSU) hat beim politischen Frühschoppen der Erdinger CSU am Sonntag das Thema Wohnungsbau in den Mittelpunkt gestellt. Dabei forderte er "Geduld und Gelassenheit", denn "das Wachstum in Erding muss verkraftbar sein". Gotz wiederholte, dass er unbedingt für ein moderates Wachstum seiner mittlerweile 38 250 Einwohner zählenden Stadt plädiere. Der jährliche Zuzug müsse der vorhandene Infrastruktur gewachsen bleiben. Grundsätzlich seien "wir in Erding auf einem gutem Weg", befand der OB: "Wir wollen diesen Pfad fortsetzen - es sind allerdings noch viele dicke Bretter zu bohren."

Einfache Lösungen, wie man den rasanten Anstieg der Mieten in der Stadt einbremsen könnte, sieht Gotz nicht. Selbst wenn großflächig wie in Poing im Nachbarlandkreis Ebersberg neue Wohnbaugebiete auf den Markt gebracht würden, würde das nicht automatisch die enorme Preisentwicklung bei den Baulandpreisen stoppen. Gotz setzt auf Nachverdichtungen und die Umsetzung neuer Projekte, bei denen "gut ausbalancierte Lösungen" mit Bauträgern, Grundeigentümern und Anwohner gesucht werden sollten. Ganz wichtig sei dabei stets die Ausgewogenheit zwischen neuen Wohnbaugebieten und der sozialen Infrastruktur.

Gotz sagte, er sei froh, dass das schulische Angebot in der Stadt auf hohem Niveau sei und die Nachfrage nach Krippenplätzen "zu hundert Prozent" bedient werden könne. Bei der Planung für das Fliegerhorstareal müsse in dieser Hinsicht allerdings besonders viel bedacht werden. Für ein derart großes neues Wohnbaugebiet fehle derzeit noch der Rahmen an sozialen Netzwerken, Vereinen und nah gelegener Kinderbetreuung. Der neue Stadtteil müsse unter diesen Aspekten besonders geprüft, Vor- und Nachteile sehr sorgfältig abgewogen werden.

Trotz der in den vergangenen Jahren nach oben geschnellten Baulandpreise und Mieten in Erding forderte Gotz Geduld zu üben. Man müsse in ausgewogene Konzepte investieren, statt überstürzte Entscheidungen und Aktionismus einzufordern: "Wir wollen keinen Stillstand, aber wir müssen uns die erforderliche Zeit vor den Entscheidungen nehmen. Nur so kann eine gute Städteplanung auf den Weg gebracht werden." Gotz sagte, er sei zwar bereit, neue Wege zu gehen. Die Stadt dürfe dabei aber nicht in eine Schuldenfalle tappen, sondern sollte gezielt investieren, ohne sich finanziell zu übernehmen.

Eine Herausforderung sieht Gotz beim Siedlungsdruck auch durch die vielen Flüchtlinge, die nach Erding kommen. Der OB betonte jedoch, es sei für ihn immer wieder bedrückend, wenn er das Leid vieler in Erding gestrandeter Flüchtlingsfamilien sehe. Vor allem viele von Krieg und Flucht gezeichnete Kinder hätten schlimme Erfahrungen machen müssen, weswegen "ihnen die Angst ins Gesicht geschrieben" sei.

An Bundeskanzlerin Angela Merkel appellierte Gotz, bei der Bewältigung der Flüchtlingskrise nicht nur europäische Strukturen im Auge zu haben. Die Bundesregierung müsse auch die Belastungen der Kommunen ernst nehmen und mehr Geld zur Verfügung zu stellen, damit Städte und Gemeinden die enormen Herausforderungen meistern können.

© SZ vom 22.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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