Der Umzug hat sich für Rentabel gelohnt. Geräumiger und heller präsentiert sich das Gebrauchtwarenkaufhaus der Caritas seit Anfang Juli an der Otto-Hahn-Straße. Der Laden läuft gut. 15 Langzeitarbeitslose haben bei Rentabel Erding einen Job und eine neue Lebensperspektive gefunden. Und auch Justin musste mit in die neuen Räume umziehen, das war klar: Der riesige braune Plüschbiber wartet gleich links vom Eingang auf die Kundschaft. "Der Justin ist unser Maskottchen und den haben wir beim Umzug natürlich mitgenommen", erzählt die junge Mitarbeiterin an der Kasse. Ihr gefällt es gut in den neuen Räumen. "Die Kunden sagen auch, dass alles heller und übersichtlicher geworden ist."
In der Möbelabteilung ist auf einigen Schränken, Tischen und Couchgarnituren bereits ein "Reserviert"-Schild angebracht. Eine Kundin bleibt vor einem gut erhaltenen Doppelbett stehen. 60 Euro - ein Schnäppchen. "Das wäre was für meine Kinder, die ziehen gerade aus", sagt sie. Dann entdeckt sie das "Reserviert"-Schild.. "Schade", sagt sie und wandert weiter. Entlang der hellgelben Wände stehen volle Regale. Egal ob Pumps oder Cowboystiefel, Jacken, Hemden, Babystrampler oder Sommerkleid - die Ware ist gut erhalten und sieht teilweise sogar aus wie neu. Im Angebot sind auch Bücher, Spiele, CDs, Vasen, Geschirr, Gläser, Teppiche, Bettwäsche und Lampen.
"Die neuen Räume sind definitiv eine Verbesserung", sagt Andrea Lachner, Fachbereichsleiterin bei der Caritas. Zehn Jahre gibt es jetzt das Kaufhaus in Erding, bislang am Moosweg in Aufhausen und nun an der Otto-Hahn-Straße im Gewerbegebiet Süd-West. "Grundsätzlich sind wir ein Beschäftigungs- und Qualifikationsbetrieb für Langzeitarbeitslose und psychisch kranke Menschen", betont Lachner. Gebrauchtwarenhäuser betreibt die Caritas auch in Freising und Moosburg. Das Erdinger Rentabel bietet zum Beispiel 15 Langzeitarbeitslosen eine Beschäftigung.
Vermittelt werden die Mitarbeiter vom Jobcenter. Es ist keine einfache Klientel. "Wenn man jahrelang zuhause herumsitzt, dann besteht die Gefahr, dass man die eigene Disziplin verliert, verwahrlost oder körperlich komplett das Gleichgewicht verliert", sagt Andrea Lachner. Diese Menschen müssten manchmal erst wieder lernen, gepflegt und pünktlich zur Arbeit zu erscheinen oder soziale Kontakte aufzunehmen. Daher sei unbedingt eine sozialpädagogische Begleitung nötig, betont Lachner. Für diese müsse aber die Caritas aufkommen. "Wir sind auf Spenden angewiesen und kämpfen jedes Jahr ums Überleben." Dabei biete die Beschäftigung bei Rentabel eine Chance für Langzeitarbeitslose, "wieder auf den Weg zu kommen", das betont Lachner. Das langfristige Ziel sei, die Mitarbeiter in den ersten Arbeitsmarkt zu vermitteln. "Früher hatten wir da eine Quote von 30 Prozent", so Lachner. Heute, bei einer Fast-Vollbeschäftigung in der Flughafenregion, sei es schwieriger geworden. Dennoch: "Ein Sprungbrett ist Rentabel allemal."
Über mangelndes Engagement der Beschäftigten kann sich die Leitung des Gebrauchtwarenmarktes Rentabel nicht beklagen. Die Mitarbeiter an der Otto-Hahn-Straße packen fleißig Kartons voller Kleidung aus, sortieren Geschirr und laden Möbel in den Transporter. Wer seine gut erhalte Schrankwand abholen lassen will, sollte Geduld mitbringen. "Mittlerweile haben wir für den Transport eine wochenlange Wartezeit", sagt Andreas Lachner. Wer will, kann auch selber die Ware anliefern. "Jeder darf was bringen und jeder darf was kaufen", betont Lachner. Das gelte für Sozialschwache ebenso wie für den "Otto-Normal-Verbraucher", fügt Lachner hinzu. Und wer weiß: " Manchmal findet sich sogar eine richtige Rarität oder sogar Antiquität", betont Andrea Lachner. Sie ist jedenfalls überzeugt: "Bei uns findet jeder was." Auch die Kundin, die für ihre Kinder auf Bettsuche war, hat im Rentabel noch etwas entdeckt. Mit mehreren Untertassen, Tassen und einem vollen Besteckkasten steht sie an der Kasse.
Das Gebrauchtwarenhaus Rentabel befindet sich an der Otto-Hahn-Straße 21 und ist dienstags bis freitags von 10 bis 16 Uhr geöffnet. Die Telefonnummer lautet: 08122-999845-0