Erding:Fristlose Kündigung für AWO-Vorstand

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"Wir räumen komplett auf", sagt Landesvorsitzende. Betreuungsangebote laufen weiter

Von Regina Bluhme, Erding

Der Kreisverband der Arbeiterwohlfahrt (AWO) steht vor einem Neuanfang. Zum 28. Juni hat das Präsidium dem Vorstands-Duo Karin Seibt und Christian Cosimo fristlos gekündigt. Es geht um Vorwürfe der finanziellen Unregelmäßigkeiten und Vetternwirtschaft. Das bestätigt die AWO-Landesvorsitzende, die Ottenhofener Bürgermeisterin Nicole Schley, am Dienstag der SZ. Alle Kita-Betreuungen und ehrenamtlichen Angebote würden wie gewohnt weiterlaufen, betont Schley. Die Geschäfte in Erding führt derzeit AWO-Bezirksrevisor Stephan Knörrich.

"Beim Kreisverband wurden Vorkommnisse festgestellt, die dem Wertesystem der Arbeiterwohlfahrt sowie den internen Regularien entgegenstehen", heißt es in einer Pressemitteilung der AWO. Ins Rollen gebracht, so Nicole Schley (SPD), hätten das Ganze gegenseitige Vorwürfe zwischen Präsidium und Vorstand. Daraufhin habe es eine Innenrevision gegeben. Inzwischen wurde eine externe Wirtschaftsprüfungsgesellschaft vom Bezirksverband Oberbayern beauftragt.

"Auch wenn uns die Kündigungen aus menschlichen Gründen nicht leichtgefallen sind, bleibt uns wegen der Schwere der Vorwürfe keine andere Wahl", wird Beate Sitte, Mitglied des Präsidiums der AWO Erding, in der Pressemitteilung zitiert. Wie schwer die Anschuldigungen sind, darüber dürfe sie keine Auskunft geben, erklärt Nicole Schley. Es werde aber ein juristisches Nachspiel geben, der AWO gehe es darum "den finanziellen Schaden rückgängig zu machen". Darüber hinaus stehe eine weitere Kündigung einer Person im Raum mit verwandtschaftlicher Beziehung zu einem der Vorstandsmitglieder.

Bis auf Weiteres ist Revisor Stephan Knörrich für das operative Geschäft im Kreisverband zuständig. Damit werde auch eins sichergestellt, so Nicole Schley: Die Betreuung der Kinder in den Kitas oder im Rahmen von Angeboten an Schulen der AWO Erding werde nahtlos weitergeführt. Auch die ehrenamtlich geleiteten Angebote würden wie gewohnt weiterlaufen. "Wir hoffen sehr auf die Unterstützung unserer wichtigsten Partner: unseren haupt- und ehrenamtlich Tätigen sowie jenen Menschen, die die Angebote bei der AWO in Anspruch nehmen. Deren Wohl liegt uns in erster Linie am Herzen", so Beate Sitte. Es werde alles daran gesetzt, einen "unbelasteten Neuanfang" in die Wege zu leiten.

Dazu hat das Präsidium einen Drei-Punkte-Plan verabschiedet. So soll der Interims-Geschäftsführer "alle Vorgänge analysieren und etwaige Schwachstellen identifizieren", die die Unregelmäßigkeiten erst ermöglicht hätten. Im zweiten Schritt werde das Präsidium einen Maßnahmenkatalog erstellen, um künftigen Verstößen entgegenzuwirken. Und drittens werde die Umsetzung sowohl von der neu zu besetzenden Geschäftsführung als auch vom Präsidium "stetig überwacht", wie es in der Pressemitteilung heißt.

Als nächstes stehen Neuwahlen des Präsidiums an, das nach der spektakulären Abwahl von Fritz Steinberger im vergangenen Jahr ohne Vorsitzenden auskommen muss. Bei der entsprechenden Sitzung hatte Nicole Schley moniert, dass der Rechenschaftsbericht kaum belastbare Zahlen enthalte. Vor der Wahl des Präsidiums müssen aber erst noch die Wahlen der Delegierten wiederholt werden, denn auch hier lief nicht alles nach Plan. Es fehle zum Beispiel das Protokoll, sagt Nicole Schley. "Wir räumen komplett auf."

© SZ vom 30.06.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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