Erding:"Es ist es nicht wert, eine Straftat zu begehen"

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Sigrid Röske kam schon mit 16 Jahren zur Polizei. (Foto: Renate Schmidt)

Sigrid Röske ist Jugendbeamtin bei der Erdinger Polizei und hat zurzeit viel mit Cyber-Mobbing zu tun

Von Jan-Hendrik Maier, Erding

"Es macht großen Spaß mit Jugendlichen zu arbeiten - noch bevor es zu einer Straftat kommt", sagt Sigrid Röske. Die Polizeihauptmeisterin ist Jugendbeamtin bei der Inspektion Erding und ermittelt, wenn Heranwachsende - meist im schulischen Umfeld - gegen das Gesetz verstoßen haben. Sie ist außerdem Ansprechpartnerin für Schulen, beteiligt sich mit Vorträgen an Projekten gegen Gewalt und Mobbing und führt mit Kollegen Jugendschutzkontrollen durch.

Geboren 1975 im niederbayerischen Vilshofen, will Sigrid Röske als Jugendliche Polizistin werden. "Ich habe Abwechslung gesucht", sagt Röske. "Typische Berufe wie Arzthelferin oder Sekretärin wären mir zu langweilig gewesen." Da Röske nach ihrem Realschulabschluss und der erfolgreichen Aufnahmeprüfung noch zu jung für die Streife ist, soll sie zunächst ein Praktikum machen, doch letztlich überwiegt der Nachwuchsmangel. 1991 tritt die damals erst 16-Jährige in den Dienst ein. Als eine der ersten Frauen in Bayern trägt sie Uniform - der Freistaat hatte dies erst im März des Vorjahres erlaubt. Probleme mit männlichen Kollegen habe es nie gegeben, sagt Röske, zumal sie häufig auf "jungen Dienststellen" eingesetzt wurde. Einige Jahre arbeitet sie im regulären Streifendienst in der Münchner Innenstadt. 2008 wechselt Röske nach der Geburt ihres zweiten Sohnes und nach der Elternzeit nach Erding. Die Großstadt vermisse sie seitdem nicht, sagt Röske. Im Gegenteil - die Arbeit an einem Fall sei hier intensiver, da sie in der Regel bis zur Übergabe an die Staatsanwaltschaft ermittle. Vor drei Jahren trat Sigrid Röske die Nachfolge von Jakob Deischl als Jugendbeamte an der Erdinger Inspektion an. "Es ist schön, wenn man sich auf einen Bereich spezialisiert und neue Einblicke erhält."

An einen wirklich schwerwiegenden Fall kann sich die Polizistin nicht erinnern, zu ruhig ist es in Erding. Lediglich einmal beschäftigte sie längere Zeit eine junge Frau, die sich "wiederholt auf die falschen Leute" eingelassen hatte. Viele Delikte bei Jugendlichen würden aus Naivität oder unter Alkoholeinfluss geschehen, sagt Röske. "Ich habe den Eindruck, sie lassen sich häufig zu etwas hinreißen." Ihr ist es wichtig, die jungen Erwachsenen für die rechtlichen Konsequenzen zu sensibilisieren, denn gerade im Zusammenhang mit Cyber-Mobbing handle es sich "nicht mehr um Bagatellen". Zudem würde jede Anzeige bei der Polizei gespeichert. "Die möglichen Folgen reichen von einer Einstellung des Verfahrens bis hin zu einer Jugendstrafe." Die könne zu Problemen bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz führen. Dennoch dauere es lange, bis ein Fall zu ihr auf den Schreibtisch kommt, sagt Röske. Cyber-Mobbing sei zwar ein nahezu alltägliches Phänomen, aber die Schulen würden versuchen, eine interne Lösung zu finden. Röske stellt fest, dass die Zahl der Anzeigen gegen unter 14-Jährige zugenommen hat. Manchmal bearbeitet sie dabei Meldungen von Grundschuleltern, die auf einen "erzieherischen Effekt" infolge der polizeilichen Ermittlung hofften. "Ich bin nicht sicher, ob das wirklich so gelingt, denn die Justiz muss diese Verfahren einstellen." Die Polizistin appelliert: "Ich möchte, dass junge Menschen mehr nachdenken und sich bewusst werden, es ist es nicht wert, eine Straftat zu begehen."

In ihrer Freizeit widmet sich Sigrid Röske gerne mal einem Buch. "Ich bin ein absoluter Fan der Game of Thrones-Saga und habe bisher alle Romane gelesen." Um abzuschalten, und "einfach mal an nichts zu denken", arbeitet sie im Garten. Für deutsche Fernsehkrimis kann sich Röske nicht begeistern: "Die sind so unrealistisch. Dann schon lieber eine amerikanische Version."

© SZ vom 01.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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