Erding:Einzelhändler gegen Sonntagspläne des OB

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Unternehmen fürchten neben finanziellen Einbußen auch einen Attraktivitätsverlust für die Erdinger Innenstadt

Von Jan-Hendrik Maier, Erding

Mit seinem Vorschlag, künftig nur noch einen statt bisher vier verkaufsoffene Sonntage genehmigen zu wollen, hat Oberbürgermeister Max Gotz (CSU) vergangene Woche für eine rege Diskussion in den Stadtratsfraktionen gesorgt. Einige Einzelhändler sorgen sich um den Umsatz und die Attraktivität des Standorts Erding. Gerade Familien würden die Sonntage für einen Ausflug samt Schaufensterbummel nutzen. Unterstützung erhält Gotz vom Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB). Dieter Gerlspeck, Vorsitzender der Interessengemeinschaft Ardeo, lehnt den Vorschlag des Oberbürgermeisters ab. Gerlspeck befürchtet "existenzielle Einbußen" beim Umsatz, wenn die Läden an weniger Sonntagen geöffnet haben sollten. "In Zeiten des Internets kann man auf die Umsätze aus den verkaufsoffenen Sonntagen nicht verzichten", sagt der Geschäftsführer des gleichnamigen Sportartikelladens. Eine Reduktion der Sonntagsöffnungen würde aus seiner Sicht dazuführen, dass noch weniger Menschen die Innenstadt besuchten und so ein Nachteil für Erding im Wettbewerb mit anderen Städten entstünde. "Wir würden klar unterliegen", sagt Gerlspeck. "Man darf nicht vergessen, an einem solchen Tag werden hier Umsätze gemacht, die es sonst anderswo gebe." Er ist überzeugt, dass viele Familien aus der Region die vier Tage im Jahr gezielt nutzten, um einen gemeinsamen Ausflug in die Semptstadt zu machen - nicht nur zum Shoppen. Zudem seien die Sonntage bei den Angestellten "nicht unbeliebt", weil die meisten Einzelhändler den doppelten Stundenlohn für die zusätzliche Schicht zahlen würden. "Und ohnehin ist das ja nur vier Mal im Jahr. Bisher haben wir immer Personal gefunden." Dass der Plan von OB Gotz Erfolg haben wird, davon geht Gerlspeck aber nicht aus. "Die Unternehmen werden den zuständigen Gremien die Lage aufzeigen und wir werden zurück in vernünftiges Fahrwasser kommen."

Der Sprecher der Sempt-Park-Gemeinschaft in Aufhausen, Harald Irl, sieht in erster Linie eine mögliche Schwächung des "Verkaufsstandorts", falls es in den umliegenden Landkreisen vier offene Sonntage gebe, in Erding jedoch nur einen. "Die Tage sind durchaus umsatzstark und bei den Händlern beliebt, da sie neue Stammkunden gewinnen können." In den vergangenen Jahren seien immer wieder Familien mit Kindern aus dem "größeren Umkreis" gekommen, die normalerweise den Weg nach Erding nicht fänden. "Wenn beide Elternteile in Vollzeit arbeiten, ist das die Gelegenheit, um mal gemeinsam einzukaufen." Irl attestiert den vier verkaufsoffenen Sonntagen, die ja mit Märkten verbunden seien, eine "gewisse Tradition". Warum Gotz damit brechen will, kann er sich nicht erklären. Irl räumt jedoch ein, dass sich die Gewerbegebiete manchmal schwer täten, den per Gesetz notwendigen "besonderen Anlass" zu schaffen.

Franz Widmann blickt gelassen auf das Vorhaben von Gotz. Der Juwelier aus der Langen Zeile ist zwar überrascht, will aber alles in allem flexibel reagieren: "Wir verstehen die Öffnung am Sonntag als zusätzlichen Service für die Kunden und nicht als Anlass für eine Umsatzsteigerung."

Als "Schritt in die richtige Richtung" lobt DGB-Regionssekretär Daniel Fritsch Gotz' Idee. "Auf lange Sicht wird durch die zusätzlichen Öffnungszeiten nicht mehr Umsatz generiert", sagt Fritsch. Das habe das Beispiel München gezeigt, wo es 2015 zum ersten Mal einen verkaufsoffenen Sonntag gab. "Am Monatsende hatten sich die Zahlen wieder relativiert." Als "gefährliches Wettrennen" bezeichnet es der Gewerkschafter, wenn Händler für mehrere verkaufsoffene Sonntage plädieren, nur weil es die in umliegenden Landkreisen "eben auch" gebe. Fritsch ist gegenüber den Öffnungen am Sonntag skeptisch eingestellt: "Aus rechtlicher Sicht besteht dafür ja überhaupt keine Verpflichtung."

© SZ vom 16.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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