Erding:Eine Liebe auf den zweiten Blick

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Susann Schnellinger (l.) ist als Nachfolgerin von Geschäftsleiter Ernst Friedrich neben Direktorin Ingrid Kaps nun die zweite Chefin des Amtsgerichts. (Foto: Renate Schmidt)

Wechsel am Erdinger Amtsgericht: Geschäftsleiter Ernst Friedrich geht in den Ruhestand, Susann Schnellinger folgt ihm nach

Von Florian Tempel, Erding

Als Ernst Friedrich im Januar 1973 nach Erding kam, um am Amtsgericht seine erste Stelle nach der Ausbildung zum Rechtspfleger anzutreten, gefiel ihm das nicht besonders. Schon nach wenigen Wochen stellte er einen Versetzungsantrag. Er wollte zurück in seine Heimat, ins niederbayerische Grafenau am Rande des Bayerischen Wald. Als fünf Jahre später seinem Antrag stattgegeben wurde, hatte er seine Meinung allerdings grundlegend geändert. Er hatte in Erding seine Frau kennengelernt, geheiratet und die ersten zwei von drei Söhnen waren auf der Welt. Die selbst beantragte Versetzung deshalb abzulehnen, wäre jedoch für seine weitere Karriere ungut gewesen. Also ging er doch nach Niederbayern, aber nur, um schon bald seine Rückkehr nach Erding einzuleiten. Fünf Jahre später war er wieder zurück - und blieb dauerhaft. Ende Juni dieses Jahres hatte er am Amtsgerichts, dessen Geschäftsleiter er in den vergangenen 15 Jahren war, seinen letzten Arbeitstag. "Ich bleibe hier", bekräftigte er nun noch einmal bei seiner offiziellen Verabschiedung, "mir gefällt's in Erding sehr, sehr gut".

Entgegen der sonst üblichen Verzögerungstaktik bei der Nachbesetzung offener Stellen in der Justiz hat das Amtsgericht Erding schnell eine Nachfolgerin als Geschäftsleiterin bekommen. Nur zwei Wochen nach Friedrichs Abschied, zog Susann Schnellinger in sein Büro ein. Die 36-Jährige ist in Riesa in Sachsen aufgewachsen, hat die Beamtenfachhochschule in Meißen absolviert und danach zunächst zwei Jahre als Rechtspflegerin am Amtsgericht Chemnitz gearbeitet. 2003 wechselte sie nach München zur Staatsanwaltschaft München I. Dort war sie unter anderem dafür zuständig, Haftbefehle auszustellen oder Straftäter zum Haftantritt zu laden. Zuletzt war sie als Gruppenleiterin bei der Staatsanwaltschaft Vorgesetzte von 40 Mitarbeitern.

Als Geschäftsleiterin am Amtsgericht Erding ist sie hinter Amtsgerichtsdirektorin Ingrid Kaps die zweite Chefin des Hauses. Während Kaps für das Amtsgericht im großen Ganzen und für den Bereich der Richter im Speziellen zuständig ist, hat die Geschäftsleiterin die Personalverantwortung für die etwa 70 Rechtspfleger, Justizsekretärinnen und Wachtmeister. Zudem muss Schnellinger das Budget des Hauses verwalten. Kurz gesagt - sagt Schnellinger -, gehört es zu ihren Aufgaben, "dass das Licht brennt und die Heizung läuft". Auch wenn die akute Raumnot im Amtsgericht durch den bevorstehenden Auszug des Grundbuchamts, das von Oktober an im neuen Stadtwerkebau unterkommt, einigermaßen entschärft ist, wird Schnellinger am geplanten Ausbau des Amtsgerichts dranbleiben. Justizminister Winfried Bausback (CSU) hat kürzlich zugesagt, dass das Gebäude mittelfristig - binnen etwa zehn Jahren - aufgestockt werden soll.

© SZ vom 21.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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