Angst um den Bruder:Ein Rücktransport wäre der Tod

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Ärzte kämpfen um das Leben eines zweifachen Familienvaters aus dem Kosovo. Doch sein Visum läuft aus. "Der 15. Februar ist die erste und letzte Chance, meinen Bruder am Leben zu erhalten", sagt der Erdinger Kunstdozent Entizam Syla

Von Regina Bluhme, Erding

"Wir kämpfen", sagt Entizam Syla. Wir - das sind der 53-jährige Erdinger Kunstdozent und sein Bruder Shani, der nach einer Fehlbehandlung in seiner Heimatstadt Pristina seit 15. Januar in einer Klinik bei Passau liegt. Dort wird der zweifache Familienvater intensiv betreut. Sechs weitere Monate werden von Medizinern veranschlagt. Die Kosten muss die Familie aus eigener Tasche zahlen, doch alle Mittel sind aufgebraucht. Und die Zeit drängt. Shanis Visum läuft zum 15. Februar aus. Ein Rücktransport wäre der sichere Tod seines Bruders, ist Entizam Syla überzeugt.

"Die erste und letzte Chance"

"Der 15. Februar ist die erste und letzte Chance, meinen Bruder am Leben zu erhalten", betont Entizam Syla. "Ich appelliere an möglichst viele Menschen, Vereine und Institutionen, Shani zu helfen, dass er in Deutschland weiterbehandelt werden kann." Mittlerweile hat der Erdinger einen Anwalt eingeschaltet. Auf Nachfrage der SZ berichtet Anwalt Herwig Eder-Richter aus Grafing, dass er beim zuständigen Ausländeramt des Landratsamts Passau eine Aufenthaltserlaubnis aus humanitären Gründen bis zum 26. Juli 2016 beantragt. Mehr könne er derzeit nicht sagen.

Entizam Syla will alles in Bewegung setzen, um seinem Bruder zu helfen. Medizinische Gutachten, offizielle Schreiben und Rechnungen hat der gebürtige Kosovare, der seit 24 Jahren in Deutschland lebt, in die Redaktion mitgebracht. Was er zu erzählen hat, nennt er eine "korrupte Gesundheitstragödie" und sie beginnt in Pristina im September 2014: Dort lebt Entizams Bruder Shani mit Frau und den beiden Töchtern, heute vier und zwölf Jahre alt.

Sauerstoffmangel im Gehirn

Als Shani einen Herzinfarkt erleidet, ist es Sonntag und die Ambulanz will ihn zunächst ins städtische Krankenhaus fahren. Dort hat kein Arzt Dienst und so wird der Patient in eine Privatklinik eingeliefert. "Wie sich herausstellte, wurde Shani während des Transports nicht mit Sauerstoff versorgt", berichtet Entizam Syla. "Die Folge: Sauerstoffmangel im Gehirn". Shani Syla ist seitdem nur zeitweise ansprechbar und muss künstlich ernährt werden.

In Pristina wird er in eine weitere Klinik verlegt, für die die Familie tief in die Tasche greifen muss. Entizam versucht, die Familie von Deutschland aus zu unterstützen. Für ihn ist bald klar, "dass ihm nur hier wirklich geholfen werden kann". Ein zähes Ringen mit den Behörden beginnt. Schließlich gewährt das kosovarische Gesundheitsministerium Anfang dieses Jahres eine finanzielle Unterstützung für eine Auslandsbehandlung. "Das ist sehr selten", erklärt Entizam Syla. "Aber es sind Fehler bei der Behandlung zugegeben worden." 30 000 Euro erhält die Familie vom Staat.

Spendenaktion an der Kunsthochschule

Im Kosovo läuft gleichzeitig eine Spendenaktion für Shani Syla, der in Pristina als Professor an der Kunsthochschule tätig war. Es sind seine Schüler, die die Aktion organisieren. " An vielen Bushaltestellen standen Jugendliche und machten auf Shanis Schicksal aufmerksam", berichtet Entizam Syla. Er hat Tränen in den Augen. Die ganze Familie legt für die Auslandsbehandlung zusammen und mit dem Spendengeld kommen insgesamt weitere 20 000 Euro zusammen. Die Bezahlung für einen Monat Behandlung inklusive Krankentransport ist gesichert.

Seit 15. Januar wird der 56-jährige in einer Klinik bei Passau behandelt. "Unsere Schwester ist als Betreuerin dabei", berichtet Entizam Syla. Ursprünglich gingen die Mediziner von vier Wochen Behandlungsdauer aus. Die ärztliche Leitung hat Ende Januar eine Weiterbehandlung von sechs Monaten empfohlen, wie die Klinik gegenüber der SZ bestätigt. Mit rund 200 000 Euro an Behandlungskosten rechnet Entizam nun für die nächsten sechs Monate.

"Wir bitten um Hilfe"

"Ich weiß nicht, woher wir das Geld nehmen sollen. Wir bitten um Hilfe", sagt er. An einen Rücktransport des Schwerkranken sei aktuell nicht zu denken, "das wäre der sichere Tod für Shani". Nur hier habe sein Bruder durch die qualifizierte Behandlung die Chance, Fortschritte zu machen. Entizam Syla sagt: "Wir kämpfen".

Entizam Syla hat ein Spendenkonto eingerichtet. Wer die Familie unterstützen will, kann dies unter dem Kennwort "Hilferuf für Shani Syla" tun, IBAN: DE74550905000026143954 BIC: GENODEF1S01, Sparda Bank Kaiserslautern.

© SZ vom 06.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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